vermeidlichen Unglücksfälle, die eine große Revolution
notwendig mit sich bringen mußte, als Enormitäten der
ersten Größe und als Schandflecken der Geschichte darzustellen
bemüht sind, indes sie den systematischen
Mord von Tausenden durch den Ehrgeiz kriegführender
Despoten und die langsame Vergiftung der Freuden von
Hunderttausenden durch die Erpressungen unerschwinglicher
Abgaben für nichts achten oder wohl gar
als ruhmvolle Taten mit ihrem feilen Lobe vor dem
Fluch der gegenwärtigen und kommenden Generationen
zu sichern hoffen.
Es war schon spät, als wir hier eintrafen, wir haben
aber doch noch einen Gang durch die Stadt gemacht und
uns ihres schönen, wohlhabenden Anblickes erfreut.
Ganze Straßen haben ein Regelmäßiges Ansehen, als wären
alle Häuser Teile eines Ganzen. Die Häuser sind
durchgehends drei und mehr Stockwerke hoch und von
massiver Bauart. Die öffentlichen Gebäude, wie das Hotel
oder Bureau des Comptes und selbst das große, gan?
isolierte Theater sind neu und schön, wenngleich nicht
fehlerfrei. An der Esplanade zwischen der Stadt und der
Zitadelle läuft eine sehr schöne breite Allee längs der
Stadt hin und bietet den Einwohnern einen herrlichen
Spaziergang dar. Das Gewühl auf den Straßen war uns
nach dem toten Brabant ein erfreulicher Anblick; allein,
man rechnet auch, daß Lille hunderttausend Einwohner
hat, und es ist bekannt, daß es einen starken Handel
treibt. Auch die Vorstadt (Faubourg aux malades) ist
weitläufig und die Gegend ohne Erhöhungen dennoch
bewundernswürdig schön und gleichsam einem Garten
ähnlich. Außerhalb dieser Vorstadt zählten wir gegen
hundert Windmühlen, und vielleicht verbarg uns der
Wald ebenso viele andere. Der Rübsamen, den wir hier
und schon durchgehends in Brabant und Hennegau mit
seinen goldgelben Blüten große Strecken Landes prächtig
schmücken sahen, wird auf diesen Mühlen gepreßt,
und das Öl ist ein wichtiger Handelsartikel für Lille, indem
es sowohl zum Essen als zum Brennen in Lampen
gebraucht wird. Die frühzeitigen Blüten dieser Ölpflanze
beweisen schon die Anwesenheit ihres innerlichen
Wärmestoffs, der sich noch deutlicher im Öl offenbart.
Diese Eigenschaft sichert die Pflanze gegen den
Frost.
Auf unserm schnellen Fluge haben wir nicht Zeit, die
hiesigen Kirchen zu besehen, wo noch manche guten
Stücke von flämischer Kunst aufbewahrt werden. Ebensowenig
können wir uns aufhalten, die Spiegelfabriken,
die Tabaksfabriken usf. zu untersuchen, die hier nebst
so manchen ändern viele tausend Arbeiter beschäftigen.
Merkwürdig ist es indes, daß in der hiesigen Gegend fast
gar kein Tabak gebaut wird, so geschickt auch der Boden
dazu zu sein scheint, und so zahlreich auch die Fabrikorte
hier herum, nämlich Lille, Dünkirchen, St. Omer,
Tournai, Ath, Leuze, usf. sind, wo man diese Pflanze
verarbeitet. Morgen eilen wir weiter.