nen Mannes, der fast durchgehends geschäftig, reinlich
und anständig gekleidet ist. Der Fleißige, der seine
Kräfte rechtschaffen anstrengt, um hernach seines Erwerbes
froh zu werden, ihn mit den Seinigen zu teilen,
regelmäßig mit ihnen einfache, gute Kost zu genießen
und mit ganzem Rock zu erscheinen - dieser Arbeitsame
ist unstreitig sittlicher, gesunder und glücklicher als
der Müßiggänger; er ist ein Mensch, wo dieser nur ein
Tier, und zwar mit menschlichen Anlagen ein desto gefährlicheres
Tier ist. Bekanntlich geht die Unsittlichkeit
der Bettler in Köln so weit, daß sie den Müßiggang systematisch
treiben und ihre Plätze an den Kirchtüren erblich
hinterlassen oder zum Heiratsgut ihrer Töchter
schlagen. In der Osterwoche ist es gebräuchlich, daß die
Armen, die sich schämen, öffentlich zu betteln, in
schwarze Kittel vermummt und mit einem Flor über
dem Gesicht auf die Straße gehen, niederknien, den Rosenkranz
beten und die Vorübergehenden um Almosen
anrufen. Man nennt diese Leute hier mit einem eigenen
Namen »Kappengecken«, und ihr widerlicher Aufzug ist
so auffallend, daß die halbnackten Straßenkinder ihre
zerrissenen Hemdchen sich über den Kopf schlagen, um
ihnen diese Mummerei nachzumachen.
Wer begreift nicht, daß die zahlreiche Bande von Sitten
und gewissenlosen Bettlern, die auf Kosten der arbeitenden
Klasse leben, hier den Ton angeben muß? Allein
da sie träge, unwissend und abergläubisch ist, wird
sie ein Werkzeug in der Hand ihrer teils kurzsichtigen,
sinnlichen, teils ränkevollen, herrschbegierigen Führer.
Die Geistlichen aller Orden, die hier auf allen Wegen
wimmeln und deren ungeheure Menge auf einen Reisenden
immer einen unangenehmen Eindruck macht,
könnten zur Moralität dieser rohen, ungezügelten
Menge auf das heilsamste wirken, könnten sie zum
Fleiß, zur Ordnung anführen und ihnen billige Gesinnungen
gegen ihre andersdenkenden Mitbürger, ein Gefühl
von Ehre und Schande, von Eigentum und Recht I einimpfen. Dies und noch weit mehr könnten, sollten
sie tun, da sich ihr Stand nur durch diese Verwendung
für das gemeine Beste zur Existenz legitimieren kann.
Allein sie tun es nicht und - sind\ Die Bettlerrotten sind
ihre Miliz, die sie am Seil des schwärzesten Aberglaubens
führen, durch kärglich gespendete Lebensmittel in
Sold erhalten und gegen den Magistrat aufwiegeln, sobald
er ihren Absichten zuwiderhandelt. Es ist wohl niemand
so unwissend, daß er noch fragen könnte, wer den
Pöbel gereizt habe, sich der Erbauung eines protestantischen
Gotteshauses zu widersetzen?
Soeben sind auch von der kölnischen Klerisei an ihren
Kurfürsten Vorstellungen ergangen, worin er im Namen
der echten rechten Lehre aufgefordert wird, dem Professor
der Philosophie in Bonn den Gebrauch des Feder-
schen Handbuchs bei seinen Vorlesungen zu untersagen.
Unter ändern Argumenten heißt es in ihrer Schrift,
daß Feder von den Protestanten selbst für heterodox gehalten
werde; eine Behauptung, die im protestantischen
Deutschland unerhört ist, da es schon im Wesen des
Protestantismus liegt, daß darin die verabscheuungswürdigen
Unterschiede von Orthodoxie und Heterodoxie
gar nicht stattfinden können. Wie es scheint, erlaubt
man sich also in Köln den Grundsatz, daß gegen den
Feind alle Vorteile gelten; und in einer Sache, wo es keinen
haltbaren Grund gibt, in der Sache geistlicher Verfolgungssucht,
ist freilich das schlechteste Argument soviel
wert wie jedes andere, sobald man es nur geltend
machen kann. Der Gewissenhafte, der sich bemüht, der
strengen Wahrheit und der Vernunft treu zu bleiben,
kommt gegen einen Widersacher nicht auf, welcher wissentlich
zu täuschen und zu übertäuben sucht und zu
seinem Zwecke alle Mittel für erlaubt hält.