französischen Flandern. So gewaltsam dieses Mittel auch
war, wodurch die Stände über die Freude der Volksfreiheit
den Sieg behielten, so hätte man es ihnen dennoch
in einer solchen Krise verziehen, wenn nur auch ihre
Regierung von nun an die wohltätigen Wirkungen geäußert
hätte, um derentwillen es sich verlohnte, dem Kaiser
die Oberherrschaft zu entreißen. Allein von einer so
übel organisierten Versammlung durfte man sich keinen
edlen Gebrauch der Kräfte versprechen. Sie benutzte
den ersten Augenblick, in welchem sie sich ohne Nebenbuhler
fühlte, um vermittelst tyrannischer Maßregeln die
Möglichkeit eines abermaligen republikanischen Kampfes
zu verhüten. Die Preßfreiheit, das Palladium freier
Völker, ward unverzüglich abgeschafft; eine strenge Bücherzensur
wachte für die Erhaltung politischer und
geistlicher Finsternisse, und das Verbot aller auswärtigen
Zeitungen, welche demokratische Grundsätze begünstigten,
krönte diese des achtzehnten Jahrhunderts
unwürdige Verordnungen. Der Schleier des Geheimnisses
deckt alle Beratschlagungen der gesetzgebenden
Macht; feindseliger Haß verfolgt die Überreste der patriotischen
Gesellschaft; aus Furcht vor strenger Ahndung
werden die Namen Vonck, Walckiers, Ursel und la
Marek an öffentlichen Orten nicht ausgesprochen, und
der Enthusiasmus, der noch glüht und noch zuweilen
ein paar hitzige Disputanten aneinanderbringt, wird allmählich
erkalten und in jene tote Gleichgültigkeit gegen
das gemeine Beste ausarten, welche überall herrschen
muß, wo nicht von den Gesetzen, sondern von der Willkür
und den Leidenschaften der Regenten das Leben
und das Eigentum des Bürgers abhängt.
Brüssel
Gewöhnlich bedaure ich nicht die unterjochten Völker;
ihre Sklaverei sei auf ihrem eigenen Haupte! Gegen die
Löwenkräfte des freien Menschen, der seine Freiheit
über alles liebt, sind alle Höllenkünste der Tyrannei unwirksam.
Der Übermut der römischen Eroberungssucht
konnte ja nicht einmal das kleine Saguntum bezwingen.
Heldentod in den Flammen und unter den Schutthaufen
ihrer einstürzenden Gebäude war der letzte und edelste
Sieg dieser echten Republikaner!
Heute dauert mich gleichwohl das Schicksal der Bra-
banter. Unter besseren Führern wären Menschen aus
ihnen geworden; der Stoff liegt da in ihrem Wesen, roh,
vom Gift einer allzu üppigen Kultur noch nicht durchdrungen,
sondern nur das Opfer des unüberwindlichen
Betrugs. Heute haben wir sie in einer Aufwallung von
republikanischem Geiste gesehen, die gänzlich unvorbereitet
und nur desto rührender war. Wir kamen von
Schooneberg, dem Landhause der Generalgouverneurs,
zurück, und in allen Straßen sahen wir ganze Scharen
von Menschen in die Buchläden stürzen und mit unbeschreiblicher
Ungeduld nach einem Blatte greifen, das
eben jetzt die Presse verließ. Es war ein Brief des Generals
van der Mersch an die Staaten von Flandern, worin
er ihnen seine Ankunft in Brüssel meldet und auf die
strengste Untersuchung seines Betragens dringt. Die
Neugier des Publikums spannte um so mehr auf dieses
Blatt, da seit einigen Tagen die wütendsten anonymen
Affichen und Handbillets gegen den General ausgestreut
werden, worin er ein Verräter des Vaterlandes genannt
und absichtlich zum Gegenstände der allgemeinen
Indignation aufgestellt wird. Die lebhafte Teil