Alles in dieser Anlage verrät nicht bloß das Kunstgefühl
und den Geschmack der erhabenen Besitzer, sondern
auch ihre besondere Liebe für dieses Werk ihrer
schönsten Stunden, wo sie ausruhten von der traurigen
Geschäftigkeit eines politischen Verhältnisses, welches
sie großenteils zu blinden Werkzeugen eines fremden
und von ihren Herzen wie von ihrer Einsicht nicht immer
gebilligten Willens herab würdigte. So manche Eigentümlichkeit
in dem Detail der hiesigen Gärten führt
ganz natürlich den Gedanken herbei, daß je mehrere
von ihren Ideen sich hier realisierten, desto werter auch
dieser ländliche Aufenthalt ihnen werden mußte, desto
vollkommener und inniger der Genuß eines von den
Fesseln der Etikette und der falschen Freundschaft entbundenen
Lebens, das ihrem edleren Sinne angemessen
war. Ich leugne daher nicht, daß es mich schmerzte, hier
sowohl als im Schlosse zu Brüssel die Dienerschaft der
ehemaligen Generalgouverneurs in voller Arbeit anzutreffen,
um alle Mobilien, mit Inbegriff der Tapeten, einzupacken
und zufolge einer von den Ständen erhaltenen
Erlaubnis außer Landes zu schicken. Der Lieblingswissenschaft
der Erzherzogin, der Kräuterkunde, der sie
hier mit so großer Freigebigkeit ihre Pflege hatte angedeihen
lassen, sollte nun auch dieser Schutz entzogen
werden; dergestalt, daß in kurzem keine Spur von dem
schöpferischen Geiste übrig sein wird, auf dessen Geheiß
diese Steinmassen sich im schönsten Ebenmaße der
griechischen Baukunst erhoben und tausendfaches Leben
aus allen Weltteilen in diesen Gärten blühte! - Dies
ist das Schicksal der allzu zarten Blume der Geisteskultur:
die Sorgfalt und Mühe von ganzen Menschenaltern,
sie groß zu ziehen, zerstört ein Hauch der Unwissenheit!
Wie viele Jahrhunderte würden wohl hingehen
müssen, ehe diese feisten Mönche von St. Michel, von
Tongerloo und Everbude, von Gembloux, Grimbergen,
St.Bernard, Vlierbeck und wie die dreizehn Abteien heißen,
den echten Menschensinn wiedererlangten, daß es
etwas mehr in der Welt zu tun gibt als den Leib zu pflegen
und das Gebet der Lippen zu opfern? Ehe sie erkennen
lernen, daß ... Nein! wozu sollt ich die Danaidenarbeit
fortsetzen und berechnen, wann die Unmöglichkeit
möglich werden kann? Wer den Genuß kennt, wo Gefühl
und Verstand, durch täglichen Kampf und täglichen
Sieg bereichert, einander unaufhörlich berichtigen, der
darf nicht rechten mit dem Schicksal, welches oft die
Völker mitten in ihrer Laufbahn aufhält und ihre Entwicklung
zu höhern Zwecken des Daseins eigenmächtig
verspätet. Die Menschheit scheint hier nicht reif zu sein
zu dieser Entwicklung. Sie ist nicht unempfänglich für
das Gute, allein ihr Wille wankt, und ihr Geist ist gebunden.
Ganz Brabant vergötterte den Herzog Albert; es
war nur eine Stimme über seine Tugend; mitten in den
heftigsten Ausbrüchen des Aufruhrs blieb die Liebe des
Volks ihm treu und äußerte sich im lauten Zuruf: »Albert
lebe!« Aber nie dachte dieses Volk ohne eigene
Energie den Gedanken, sich den Fürsten, den es liebte,
statt der Tyrannen zu wählen, die seine Priester ihm gaben.