mer unzulänglicher ward. Am Abend gab daher Trautt-
mansdorff den Bürgern ihre Waffen wieder; die
Bürgerkompanien zogen noch in derselben Nacht auf
die Wache, und am folgenden Tage verlegte der General,
nach einigen unbedeutenden Scharmützeln, alle
seine Truppen in die höhere Gegend der Stadt. Der
Waffenstillstand war jetzt verstrichen; der Ausschuß zu
Breda hatte sich standhaft geweigert, die vorgeschlagene
V erlängerung zuzugestehen, und d’Alton mußte befürchten,
wenn er noch länger in Brüssel zögerte, dem
General van der Mersch in die Hände zu fallen. Ein
schneller Abzug rettete ihn vor einem allgemeinen Aufstand
und Angriffe des Volkes. Er eilte so sehr, daß
seine Kriegskasse und drei Millionen an barem Gelde im
königlichen Schatze zurückblieben. Die Flucht des Ministers
verriet dieselben Symptome der Übereilung; erst
als er schon zwei Meilen von Brüssel entfernt war, erinnerte
er sich seines Versprechens an die auswärtigen Minister,
ihnen den Tag seiner Abreise zu notifizieren. Der
Abend dieses merkwürdigen Tages, de:s 12. Dezembers,
ward in Brüssel mit Freudenfeuern, Erleuchtungen und
anderen Feierlichkeiten begangen, und bereits am folgenden
Morgen stellte man den hohen Justizhof von
Brabant wieder her. An eben diesem Tage räumten die
Kaiserlichen die Stadt Mechelen, und am 14. zog van der
Mersch wie im Triumph zu Löwen ein. Namur ward von
den Patrioten besetzt, und das sehr verminderte Heer
des Kaisers konzentrierte sich, nachdem es alle zerstreuten
Kommandos und alle Besatzungen an sich gezogen
hatte, in Luxemburg und der umliegenden Gegend. Die
mißlungenen Versuche der Patrioten, etwas in freiem
Felde gegen diese geübten und disziplinierten Veteranen
auszurichten, bestätigten die Vermutung, daß die
bisherigen Fortschritte der Niederländer nicht sowohl
ihrer Tapferkeit als vielmehr der Uneinigkeit unter den
kaiserlichen Anführern und ihren widersprechenden
Maßregeln zugeschrieben werden müßten.
Am 18. Dezember intonierte der Kardinal-Erzbischof
von Mechelen, der während der letzten Unruhen, indes
man ihn in Frankreich glaubte, bei einem Krämer in
Brüssel versteckt geblieben war, ein feierliches Tedeum
in der Gudulakirche. Die Stände von Brabant waren zugegen;
der Advokat van der Noot ward überall als Befreier
des Vaterlandes vom Pöbel im Triumph umhergeführt
und bald hernach zum Minister der brabantischen
Stände ernannt. In allen Städten der abgefallenen Provinzen
publizierte man sein Manifest, und der ehrwürdigste
Name, den das achtzehnte Jahrhundert ausgesprochen
hat, der Name Franklin, ward entheiligt, indem
man diesen Priestersklaven damit schmückte. Jetzt eilten
Deputierte aus allen Provinzen nach Brüssel, um einen
allgemeinen niederländischen Kongreß zu bilden, welcher
sich an die Stelle des Souveräns setzte und das
große Werk der Union am 11. Januar 1790 vollendete.
Die Vorschläge, die der Graf von Cobenzl vom Kaiser
mitbrachte, wurden ungehört verworfen, und die neue
Macht der Vereinigen Belgischen Staaten schien einen
Augenblick ihre Unabhängigkeit vom habsburgischen
Stamme behaupten zu können.