les mit einem so heiteren Strahle beleuchtet, wenn man
ihm einen Ehrgeiz andichtet, der nur mit einer allzu
schlechten oder allzu guten Meinung von den Menschen
bestehen kann. Erst müßte man ihm seine Augen wiedergeben,
dann dürfte es verzeihlicher scheinen, zu
zweifeln, ob er eine angebotene Krone ausschlagen
könne! Allein die meisten Köpfe finden es unbegreiflich,
wie man eine Krone ausschlägt; so fern ist man
noch in unseren vermeintlich erleuchteten Zeiten von
einer richtigen Schätzung der Dinge. Sollen wir es den
Völkern verdenken, daß sie sich von der Fürstenwürde
verkehrte Begriffe machen? Die Geschichte ist schuld
daran. Sie lehrt, daß, bis auf wenige seltene Ausnahmen,
Mißbrauch und Nichtgebrauch der Sinne das begleitende
Kennzeichen gekrönter; Häupter war. Wie unvermeidlich
führt nicht diese Tatsache auf die Folgerung,
daß man auch ohne Sinne gar wohl eine Krone tragen
könne!
Wir fanden hier den Bruder des Herzogs, Grafen la
Marek, und verschiedene eifrige Anhänger der demokratischen
Partei; insbesondere den feinen, besonnenen
und zugleich kühnen Secretan*, der beinahe das Opfer
seines Patriotismus geworden wäre. Der feurige Graf la
Marek, der im vorigen Kriege an der Küste Koromandel
gegen die Engländer gefochten hatte, weckte durch
seine Erzählungen manches ruhende Bild von meiner
Reise mit Cook. In diesem geistvollen Zirkel, wo jeder
so viel galt, als er seinem innern Gehalte nach wert ist,
eilten die Stunden schnell vorüber; es war Mitternacht,
ehe wir das gastfreie Schloß verließen.
Die Einwohner des Hennegaus gefielen uns auf den
ersten Blick, zumal die Männer, mit ihren gesunden, festen,
muskulösen Gesichtern und der starkgezeichneten
Nase und Mund, die wir im Limburgischen schon gesehen
hatten, die uns aber in Brabant wieder verschwunden
waren. Ihr Charakter ist lebhaft, gutmütig und fest;
so lautete das einstimmige Zeugnis des Herzogs und seiner
Gesellschaft. Allein, woran mag es liegen, daß wir
auch in dieser Provinz noch keine schönen Weiber sahen?
Überall herrscht die vollkommenste Ruhe, und der
Landmann wie der Städter läßt sich in der Ausübung seines
gewohnten Fleißes nicht stören. Das kleine Städtchen
Ath und das noch kleinere Leuze, durch welche
wir kamen, handeln mit Leinwand und Wollzeug von
ihrer eigenen Arbeit. Leinwand ist auch das Hauptprodukt
des Städtchens Enghien, wo der Herzog von Aremberg,
wie er uns selbst erzählte, von jeder Elle Leinwand,
die dort verkauft wird, eine Abgabe erhebt, die in
einem halben Gigot, das ist dem Sechzehntel eines Sol*,
besteht. Diese Abgabe ist für jährliche 1500 Gulden verpachtet,
wobei der Pächter wahrscheinlich noch ebensoviel
wie der Herzog gewinnt. Nach dieser Berechnung
würden aus Enghien allein 960000 Ellen Leinwand verkauft,
welches wirklich übertrieben zu sein scheint. Die
flandrische Leinwand, sowohl die grobe als die feine
(toile au lait), wird wenig oder gar nicht kalandert*; sie
ist fester und dichter als die schlesische und geht hauptsächlich
nach Spanien. Die Wollzeuge, die man in Leuze
verfertigt, sind meistenteils Kamelotte*; auch werden
daselbst viele wollene Strümpfe und in der umliegenden
Gegend von dem fleißigen Landmanne in seinen Nebenstunden
gestrickt.
Durch die Ruinen der weitläufigen Festungswerke
von Tournai kamen wir um Mittag in diese große, aber
wenig bevölkerte Hauptstadt des Ländchens Tournesis,
welches eine eigene belgische Provinz ausmacht. Die
Gegend hier herum schien uns nicht so sorgfältig angebaut,
wie es gewöhnlich in den Niederlanden der Fall
ist, und selbst die Demolition der Festungswerke trug
etwas dazu bei, das Bild der Verwüstung greller zu