ebenso viele Gesellen einzuschränken. Bei dieser Einrichtung
wird es dem Fabrikanten unmöglich, nur den
redlichen, fleißigen und geschickten Arbeiter zu beschäftigen;
er sieht sich gezwungen, da er außer den
Ringmauern der Stadt nicht weben lassen darf, auch unter
die Nachlässigen, Unwissenden und Gewissenlosen
Wolle zu verteilen und, da diese zugleich bei weitem die
zahlreichsten sind, größtenteils nur schlechte Ware zu
liefern. Eben diesem Zunftzwange, welcher auch das
Weber- und Schererhandwerk trennt und den Protestanten,
die doch den größten Teil der Tuchfabrikanten ausmachen,
dabei weniger Nachsicht als den Katholiken gestattet,
ist die Entstehung der sogenannten Kauftücher,
die aus gestohlener Wolle fabriziert werden, zuzuschreiben.
Unter dem Verwände, ihre eigene Wolle wiederzukaufen,
treiben manche Fabrikanten einen öffentlichen
Handel mit dieser Ware, die ihnen von den Arbeitern
geliefert wird. Was die Strenge des Zunftgeistes auf
einer Seite schon verdarb, das richtet die Gelindigkeit
der Polizei und des Rates nun völlig zugrunde. Die gegen
den Unterschleif mit gestohlener Wolle vorhandenen
Gesetze sind gänzlich außer Observanz; die Stadt
hält über die Eigenschaft der in ihren Mauern verfertigten
Waren keine Aufsicht; sie gestattet in Fallitsachen
statt des Konkurses ein Präferenzrecht, welches allen
Kredit untergräbt und durch Vervielfältigung der Bankrotte
bis ins Unendliche die Schande des Betrugs hinwegnimmt;
sie duldete noch vor kurzem die Hasardspiele;
sie privilegiert das Lotto und schützt die
Wucherer. Kaum wird man glauben, daß ein kleiner
Staat, der außer der Abhängigkeit von der Reichsverfassung
keine andere Einschränkung erkennt, so mutwillig
auf dem geraden Wege zu seinem Verderben fortschrei-
ten konnte. Allein, wo es an einem gesunden und umfassenden
Überblick fehlt, da lassen sich auch die Bessergesinnten
durch Schein von Betriebsamkeit täuschen, an
einen vermeintlichen Flor des Staates zu glauben, der
zuletzt wie eine Traumgestalt plötzlich verschwindet,
wenn eine heftige Erschütterung, wie die im Jahre 1786,
ihnen die Augen nun öffnet. Weil noch jährlich neue Fabrikanten
in Aachen sich niederließen, so schmeichelte
man sich, daß die Vorteile, welche sich ihnen hier darböten,
nirgends überwogen werden könnten, und bedachte
nicht, daß die einzige Aufmunterung zur Errichtung
einer Manufaktur in Aachen lediglich in der Menge von
bequemen Häusern besteht, die man um billige Preise
mieten kann. Weil noch alljährlich eine nicht geringe
Anzahl von Kur- und Badegästen die Stadt besucht, um
die reelle oder eingebildete Wohltat ihrer mineralischen
Quellen zu genießen, so ließ man sich von dem Schimmer
des beschleunigten Geldumlaufs und Warenabsatzes,
den diese Besuche hervorbringen, durch die Bewegung,
welche die Gegenwart der Fremden auch den
Einwohnern mitteilt, durch die Lustbarkeiten, womit sie
sich die Zeit verkürzen, durch das Spiel, welches noch
täuschendere Scheingestalten von Reichtum und Überfluß
herbeizaubert, zum Glauben an ihr wirkliches Dasein
hinreißen.
Nicht daran zu denken, wie wenig Wesentliches diesen
angeblichen Vorteilen bei einer näheren Beleuchtung
übrigbleibt, so konnte wohl nichts unbesonnener
sein als die Hoffnung, immerdar auf ihren ausschließenden
Besitz rechnen zu dürfen. Schon jetzt, dicht vor den
Toren von Aachen, in dem Flecken Burtscheid, werden
die heißen Quellen denen in der Stadt von vielen vorgezogen.
Die Landluft, die schöne Gegend, die Verbannung
alles Zwanges aus den Sitten ziehen die Fremden
haufenweise dorthin, indem die Nähe von Aachen
ihnen alle Annehmlichkeiten eines städtischen Aufenthalts
ohne das Ungemach desselben gewährt. Doch diese