den die Niederländer den Spaniern entrissen. Ein anmutiger
Weg von wenig mehr als zwei Stunden durch frische
Saaten, fette Wiesen und unabsehliche Felder von
Ölrettich führte uns endlich hierher nach Hellevoetsluis,
wo wir eine Anzahl der schönsten holländischen Kriegsschiffe
teils im Hafen vor Anker, teils in der Werft abgetakelt
liegen sahen. Die niedrige Gewinnsucht, die sich
hier den Zeitpunkt zunutze macht, wo die Reisenden,
indem sie den guten Wind oder die Abfertigung des Paketbootes
abwarten müssen, ohne Rettung in ihren Krallen
liegen, scheint in der Tat das moralische Gefühl der
hiesigen Einwohner fast ganz erstickt zu haben; indes
sind es nicht die Einheimischen allein, sondern auch
Ausländer, die jene verächtliche Rolle spielen und ihre
kleine Tyrannei ungeahndet an den Vorüberziehenden
ausüben. Wir sind von dem allgemeinen Lose der Reisenden
an diesem Orte nicht verschont geblieben; aber
keine Mißhandlung, die uns noch begegnen kann, wird
den guten Eindruck schwächen, den unsere Reise durch
Holland in unserem Gedächtnis zurückläßt. Das Bild
einer freien und arbeitsamen, gesunden und wohlgekleideten,
genügsamen und reinlichen, gutgearteten und
durch Erziehung zu einer auf Grundsatz ruhenden Tugend
gebildeten Nation - sei auch mit ihrer Ruhe
Gleichgültigkeit und Kälte, mit ihrer Einfalt Einseitigkeit
und Beschränktheit, mit ihrer Emsigkeit kleinliche
Liebe des toten Eigentumes zuweilen unvermeidlich
verbunden - bleibt uns dennoch ein erfreuliches, versöhnendes
Exemplar der Menschheit, das uns zumal für
jenen scheußlichen Anblick belohnt, den die erschlaffte,
zur herz- und geisttötenden Sklaverei unter dem Joche
der papistischen Hierarchie so tief herabgesunkene
menschliche Natur in Brabant bei so viel mehr versprechenden
Anlagen uns gewährte.