sterliche Tugenden, unvermischt mit dem Zurückstoßenden
der Mönchsnatur. Er war bestimmt, als katholischer
Priester nach Irland zurückzukehren.
In fünftehalb Stunden erreichten wir Mechelen. Diese
nicht gar große Stadt würde mit ihren geräumigen Straßen
und ihren weißgetünchten Häusern einen weit besseren
Eindruck auf den Fremden machen, wenn sie
nicht so öde wäre und beinah eine Totenstille darin
herrschte. Ich will gern glauben, daß die sitzende Lebensart
der Einwohner, die in den ansehnlichen Hutmanufakturen
Beschäftigung finden, mit dazu beiträgt, das
Phänomen der Stille hervorzubringen; allein es war wirklich
zu auffallend, um nicht noch tieferliegende Ursachen
zu haben. Schauerlich ist es, lange Straßen zu
durchwandern und weder einer menschlichen Seele
noch einem Tiere zu begegnen, ja nicht einmal das mindeste
Geräusch in den Häusern zu hören. Man glaubt
sich in irgendeine bezauberte Stadt aus den morgenländischen
Erzählungen versetzt, deren Einwohner alle
ausgestorben oder verschwunden sind. Die hiesige Bauart
ist die alte, wo die Giebel der Häuser gegen die
Straße zugekehrt stehen und spitz in die Höhe laufen.
Fast durchgehends ist alles von außen weiß angestrichen,
welches im Sommer bei hellem Sonnenschein den
Augen sehr nachteilig sein muß.
Die große Kathedralkirche zu St. Romuald (Rombaut)
hat einen Turm von außerordentlicher Höhe, und inwendig
ist sie eins der reichsten gotischen Gebäude. Im
Schiff steht an jeder Seite die Bildsäule des Apostels und
über derselben eine Reihe Termen, welche die Religion,
den Glauben, die Liebe und mehrere allegorische Wesen
vorstellen. An den Wänden und im Chor sieht man Gemälde
von P. de Neri, Crokaert und ändern, die aber keiner
Auszeichnung wert sind. Hier standen wir, als der
Kardinal Erzbischof von Mechelen hereintrat und uns
die Benediktion erteilte. Er war in einen langen Scharlachrock
und Mantel gekleidet, mit einem roten Käppchen
auf der Perücke; ein Mann von ziemlich ansehnlicher
Statur und schon bei Jahren, mit einem weichen,
schlaffen, sinnlichen Gesicht. Er kniete hinter dem großen
Altar und betete, besah aber dabei seine Ringe,
zupfte seine Manschetten hervor und schielte von Zeit
zu Zeit nach uns, die wir, in große Mäntel gehüllt, vielleicht
ein verdächtiges Ansehen hatten.
In der Johanneskirche fanden wir am Hochaltar einige
Stücke, angeblich von Rubens: einen Johannes, den
Evangelisten, der sein Buch schreibt und auf die Eingebungen
seines Adlers zu horchen scheint; auf der Rückseite
dieser Füllung den Märtyrertod dieses Apostels in
siedendem Öl, nach der Legende; gegenüber die Enthauptungjohannis
des Täufers und die Taufe Christi; in
der Mitte endlich die Anbetung der Weisen, eine große,
verwirrte, uninteressante Komposition. Diese fünf Blätter
nebst drei kleinen Skizzen, welche am Altar angebracht
sind, gehören nicht zu den auszeichnenden Werken
von Rubens und sind auch schon sehr verblichen.
Sie mißfallen überdies noch durch etwas Unvollendetes
in den Umrissen, welches nicht ganz die Schuld der veränderten
Farbe zu sein scheint.
In der ehemaligen Jesuitenkirche, deren Portal mit
vieler Ostentation, aber desto weniger Geschmack am
großen Markte prangt, hängen eine Anzahl Gemälde,
welche auf die Geschichte der jesuitischen Ordensheiligen
Beziehung haben, von denen aber keines uns in Anspruch
nahm. In der Kirche Unsrer Lieben Frauen von
Hanswyk bewunderten wir die aus einem ungeheuren
Baum geschnitzte Kanzel, die den Fall der ersten Eltern
im Paradiese vorstellt und in der Tat, wenn man alles erwägt,
ein Werk von erstaunlicher Anstrengung ist. Die
Figuren sind zwar plump, aber sehr brav gearbeitet, und