und Festtagen kriecht die träge Menge aus ihren
Schlupfwinkeln hervor, um an den zahlreichen Altären
die Sünde des Müßigganges durch einen neuen abzubüßen.
Die Klerisei beherrscht dieses erschlaffte Volk mit
ihren einschläfernden Zauberformeln; denn nur die Andacht
füllt die vielen müßigen Stunden aus, die nach
dem Verlust des Handels ihm übrigblieben. Die Wissenschaften,
die einst in Antwerpen blühten, sind bis auf
die letzte Spur verschwunden. Die niederländischen
Künste, deren goldenes Zeitalter in die Periode der gehemmten
merkantilischen Tätigkeit fiel, wurden nur auf
kurze Zeit von dem brachliegenden Reichtum zu ihrer
größten Anstrengung gereizt; es währte nicht lange, so
fand der Kapitalist, der sein Geld nicht an auswärtige
Spekulationen wagte, die Fortsetzung eines Aufwandes
mißlich, der zwar, gegen seine Millionen gerechnet, mäßig
scheinen konnte, aber gleichwohl ein totes Kapital
allmählich aufzehrte. Antwerpen also ist nicht bloß erstorben
in Absicht des Handels, sondern auch der ungeheure
Reichtum, den einzelne Familien noch daselbst
besitzen, verursacht nicht einmal die kleine Zirkulation
des Luxus. Der reichste Mann bringt seine Nachmittage,
von Mönchen und Pfaffen umgeben, bei einer Flasche
von Löwenschem Biere zu und bleibt jedem ändern
Zuge der Geselligkeit verschlossen. Die Privatsammlungen
von Gemälden schmelzen je länger je mehr zusammen,
indem viele der vorzüglichsten Meisterwerke an
auswärtige Besitzer gekommen sind, und selbst der
Überfluß an Diamanten und anderen Juwelen, weswegen
Antwerpen so berühmt ist, wird in kurzem nicht
mehr bedeutend sein: denn man fängt an, auch diese
Kostbarkeiten zu Gelde zu machen.
Was der Eigennutz nicht mehr vermochte, das hat die
Geistlichkeit noch bewirken können; sie hat diesen Klötzen
Leben und Bewegung eingehaucht und sie bis zur
Wut und Tollkühnheit für das Hirngespinst ihrer Freiheit
begeistert. Ein Hirngespinst nenn ich es; nicht daß
ich vergessen könnte, im Empörer das Gefühl der beleidigten
Menschheit zu ehren, sondern weil Josephs Alleinherrschaft
menschlicher noch war als die Oligarchie
der Stände, und weil seit der Revolution die Befreiung
des Volkes unmöglicher als zuvor geworden ist. Wer die
Rätsel des Schicksals lösen mag, der sage mir nun,
warum dieser furchtbare Gärungsstoff von unübertrefflicher
Wirksamkeit, warum die Religion, in den Händen
der hiesigen Priester, das Wohl und die Bestimmung
ihrer Brüder immer nur hat vereiteln sollen? Welch eine
wohltätige Flamme hätte man nicht durch dieses Zaubermittel
anzünden und nähren können im Busen empfänglicher,
lehrbegieriger, folgsamer Menschen! Wie reizend
wäre das Schauspiel geworden, wo Beispiel und Lehre
zugleich gewirkt und in reiner Herzenseinfalt die zarten
Keime des Glaubens gereift hätten zu vollendeten
Früchten menschlicher Sittlichkeit! Daß der Mißbrauch
jener an Stärke alles übertreffenden Triebfeder, indem
er endlich der Humanität mit gänzlicher Vernichtung
droht, die hartnäckigste Gegenwehr veranlassen, daß in
diesem Kampfe die kalte, unbestechliche Vernunft sich
aus ihren Banden freiwickeln und den menschlichen
Geist auf ihrer Kometenbahn mit sich fortreißen muß,
wo er nach langem Umherkreisen zuletzt im Bewußtsein
seiner Beschränktheit durch neue Resignation sich seinem
Ziel wieder zu nähern strebt, das rechne man den
Priestern nirgends zum Verdienst. Das Gute, was ihren
Handlungen folgte, das wirkten sie von jeher als blinde
Werkzeuge einer höheren Ordnung der Dinge; ihre eigenen
Absichten, ihre Pläne, alle Äußerungen ihres
freien Willens waren immer gegen die moralische Veredlung
und Vervollkommnung ihrer Brüder gerichtet.
Hier, wo ihr Werk ihnen über Erwartung gelungen ist,