auch eines Blickes wert; einen kleinen Albani, eine
schlafende Venus von Carlo Maratti, ein paar Köpfe von
Guido, selbst Cagnaccis Mutter der sieben Schmerzen
und Spagnolettos Hirten, die im Felde bei dem Lobge-
sange der Engel erwachen, würde man noch mit einigem
Vergnügen betrachten. Ich eile gesättigt vorüber.
Von der sehr reichen Sammlung von Kupferstichen
und Handzeichnungen, welche die hiesige Akademie
der Künste besitzt, kann ich Dir nichts erzählen, was Du
nicht schon wüßtest. Ich erkundigte mich aber nach den
Formen, worin die herrlichen Abgüsse von Antiken gegossen
sind, die wir zu Mannheim sahen. Allein Du errätst
nimmermehr - daß man sie zerschlagen und zum
Straßenbau verwendet hat. Nun sage mir einer, ob wir
nicht noch die alten Barbaren sind!
Aachen
Wir rissen uns aus den Umarmungen unserer Freunde
und reisten von P. bei Mondschein die ganze Nacht hindurch
nach Jülich. Die Gegend ist flach, aber vortreffliches
Saatland, und besonders wird sie jenseits Jülich
sehr schön durch Haine von hochstämmigen Ulmen,
Eschen und Hainbuchen; in diesen ist fast jedes der naheliegenden
Dörfer gleichsam vergraben oder ragt nur
mit der Kirchturmspitze daraus hervor. Jülich ist eine
kleine Festung von der unbedeutenden Art, die man Bi-
coque nennt. Gegen einen Feind, der auf der Anhöhe,
von welcher wir von Düsseldorf hinabkamen, seine Batterien
anlegte, könnte es sich keinen Augenblick halten.
Die Dörfer und Flecken in dieser Gegend sind zum
Teil von Steinen und Ziegeln sehr dauerhaft erbaut und
bezeugen den Wohlstand ihrer Bewohner. Dahin kann
es leicht mit dem Flor eines Landes kommen, wenn man
es nicht unter dem Vorwande der landesväterlichen
Sorgfalt aussaugt, dem Untertan nicht durch vervielfältigte
Verordnungen die Hände zu fest bindet und ihm
nicht durch drückende Steuern den Mut nimmt. Den
Ständen der Herzogtümer Jülich und Berg gebührt das
Lob dieser guten Administration. Sie scheinen in der Tat
den höheren Sinn jenes tiefgedachten Spruchs, »daß die
Welt sich am besten durch ein ganz kleines Fünkchen
Weisheit regieren lasse« (mundus regitur parva sapien-
tia), zu Herzen genommen und in Ausübung gebracht
zu haben. Beide Extreme des Egoismus, falsche Ruhmbegierde
sowohl als gefühllose Verachtung der öffentlichen
guten Meinung, sind traurige Eigenschaften eines
Regenten oder Administrators; wer sich begnügen kann,
recht zu handeln ohne glänzen zu wollen, wird zwar