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 mit  den  Kiefern  u.  dergl. m.,  daß  es  sehr  schwer  war,  ihre  Tätigkeit  zu  verfolgen. 
 Das  Material  für  die  Ausbesserungen  nahm  die  Hummel  von  den  benachbarten  Zellen.  
 Anfangs  bewegte  sie  sich  nicht  vom  Fleck,  indem  es  an  der  geöffneten  Stelle  auch  ohne  
 fremdes  Material  genug  zu  schaffen  gab:  die  Hummel  glättete  die  Ränder,  wobei  sie  sich  
 des  zur  Stelle  befindlichen  Wachses  bediente.  Gegen  das  Ende  der  Arbeit  aber  unternahm  
 sie,  um  Material  lierbcizuholen,  besondere  Gänge,  die  sich  immer  öfter  und  öfter  wiederholten. 
 Obgleich  die  Arbeit  ohne  Unterbrechungen  und  dabei  äußerst  eilig  ausgeführt  worden  
 war,  so  rückte  sie  doch  mit  auffallender  Langsamkeit  vor:  nach  30  Minuten  war  erst  die  
 eine  Hälfte  der  kleinen  Öffnung  des  Kokons  mit  Wachs  ausgeflickt. 
 Allerdings  ist  diese  Arbeit  eine  sehr  schwierige,  indem  die  Hummel den Flicken  an 
 einem  bewohnten  Kokon  anbringen  muß,  und  zwar  so,  daß  er  weder  sehr  hoch  über  der  
 Puppe,  noch  sehr  tief,  d.  h.  nicht  d irek t  auf  derselben  zu  liegen  kommt.  Die  Hummel  erreichte  
 dies  auf  die  Weise,  daß  sie  nicht  den  kleinsten  Fortschritt  in  dem  Bau  unternahm,  
 ohne  vorher  den  Zwischenraum  zwischen  der  ruhig  daliegenden  Puppe  und  der  über  ihr  
 im  Bau  begriffenen  Kuppel  mit  den  F üh le rn   h e rau szu fü hlen ;  ein  jedes  mit  den  Kiefern  
 angebrachte  Stückchen  Wachs  wird  von  unten  (vom  Inneren  der  Zelle  aus) mit den  Fühlern,  
 von  oben  mit  dem  vorderen  Beinpaare  reguliert. 
 Die  Ausbesserung  der  Zelle  verursachte  der  Hummef viele  Plackerei und  45 Minuten 
 nach  Beginn  der  Arbeit,  als  Vs  derselben  bereits  fertig  gestellt  war,  näherte  ich  ihr  ein 
 Röhrchen  mit  Honig,  welchen  sie  gierig  zu  saugen  begann. 
 In  etwas  über  einer  Stunde — •  um  4  Uhr  20 Minuten —  war  die Arbeit  endlich  ganz  
 beendigt.  Die  hauptsächlichste  Schwierigkeit  derselben  bestand  in  der  Instandsetzung  der  
 Öffnung  der  verletzten  Stelle.  Hier  mußte  zusammengebogen,  dort  auseinandergebogen  
 werden,  weiter  war  ein  Stückchen  abzureißen  u.  s.  w.;  mit  einem  Worte,  es  mußte  an  
 den  Rändern  der  Ö ffn un g  die  R e g e lm ä ß ig k e it   fü r  die  Kuppel  w ie d e r h e r g 
 e s te llt   werden.  Das  war  jetzt  erreicht.  Der  Deckel  war  glatt  und  regelmäßig  aufgeführt, 
   wie  eine  richtige  Ku ppel,  ohne  eine  Spur  der  Z e r s tö ru n g   a u f zu w e isen .  
 Und  dieses Werk vollführte  ein  junges  Hummelchen,  am dritten Tage seines einsamen Lebens! 
 Am  11.  Juni  begann  die  Hummel,  wenn  sie  beunruhigt  wurde,  d.  h.  bei  der  Belichtung  
 ihrer  Behausung,  größere  Erregung  an  den  Tag  zu  legen.  Sie  summte  stärker  und  
 anhaltender,  und  ihre  Bewegungen  wurden  entschiedener.  Ich  fütterte  sie  zweimal.  An  
 diesem  Tage  ging  in  ihrem  Leben  ein  neues  Ereignis  vor  sich:  sie  baute  eine W a ch s ze 
 lle   (Taf.  I,  Fig.  16  ceh).  Der  gesamte,  von  der  gestrigen  Ausbesserung  übriggebliebene  
 Wachsvorrat  wurde  zum  Bau  dieser  Zelle  verwendet,  und  es  unterliegt  natürlich  keinem  
 Zweifel,  daß  die  Arbeit  der  Plummel  ebenso  eine  instinktive  Antwort  auf  einen  von  außen  
 einwirkenden  Reiz  (die  auf  der  Wabe  liegenden  Wachsstückchen)  darstellte,  wie  dies  auch  
 bei  der Ausbesserung  des  verletzten  Kokons der  Fall  war.  Die  neue Zelle  wurde  seitlich  an 
 der  Wabe  angebaut.  Die Dimensionen  der  Zelle  waren  geringer  als  diejenigen  des Kokons. 
 Sie  war  tad e llo s   re g e lm ä ß ig   angelegt,  mit  sehr  schön und  glatt ausgeführten  Rändern 
 an  der Öffnung.  Dieser  neue  und  auffallende  Instinkt  verdient alle  Aufmerksamkeit. 
 Eine  isolierte  Hummel  verfertigt  am  dritten  Tage  ihres  Lebens  aus  Wachs,  welches  sie 
 hier  ünd  dort  auf  der Wabe  zusammenliest,  eine  Zelle,  deren  Bestimmung  se lb st  für  
 den  B eob a ch ten d en   zunächst  noch  unklar  bleibt.  Zwar  stellt  sich  später  heraus,  
 daß  die  Zelle  als  Vorratskammer  für  die  Larvennahrung  dient.  Die  Hummel  aber,  von  der  
 die  Zelle  angefertigt  wurde,  hat  weder  je  in  ihrem  Leben  eine  solche  Zelle,  noch  auch  die  
 Nahrung,  noch  Larven  gesehen! 
 Eine  nicht  weniger  auffallende  Erscheinung  ist  der  Versuch  der  Hummel,  das  Nest  
 auszubessern.  Erregt  durch  das  eindringende  Licht,  steigt  sie  von  der Wabe  auf  den  Boden  
 herab  und  kriecht  rückwärts  zu  derselben  zurück,  wobei  sie  die  bei  solchen  G e le g en heiten  
 ü blich en   Bewegun gen   des  „Zusammenschar re ns“  trockener  Pflanzenteile  
 ausführt,  d.  h.  nicht  nur  Bewegun gen   macht,  deren  Bedeutung  sie  nicht  versteht,  sondern  
 nicht  einmal  im  Stande  ist,  auch  nur  die  geringsten  Resultate  ihrer  Tätigkeit  wahrzunehmen, 
   welche  sie  nur  aus  dem  Grunde  ausübt,  weil  diese  Tätigkeit  eine  Reaktion  auf  die  
 Gesamtheit  der  äußeren  Reize  darstellt. 
 Am  12.  Juni,  ebenfalls  gegen  ein  Uhr  Mittags,  erschien  das  Köpfchen  einer  zweiten  
 Hummel  aus  einem  benachbarten  Kokon.  Ich  werde  die  erste  Hummel  künftig  mit  No.  1,  
 die  zweite  mit  No.  2  bezeichnen. 
 An  dieser  Stelle  möchte  ich  einige  Worte  darüber  sagen,  wie  die  Hummeln  aus  dem  
 Kokon  kriechen,  was  ich  an  dieser  Hummel  No.  2  beobachten  konnte.  Das  Auskriechen  
 der  Hummeln  aus  den  ersten  Waben,  d.  h.  denjenigen  mit  den  kleinsten  Hummeln,  erfolgt  
 mit  größerer  Schwierigkeit  und  dauert  länger  als  bei  den  nachfolgenden,  wahrscheinlich  
 weil  die  Zellen  von  den  Arbeitshummeln  mit  der  Zeit  immer  sorgfältiger  von  dem  sie  bedeckenden  
 Wachse  gereinigt  und  aufmerksamer bebrütet werden.  Die  in Rede stehende 
 Hummel  zeigte  sich  etwa  um  ein  Uhr  Mittags und  war um  drei Uhr ganz  aus  dem  Kokon 
 herausgekrochen:  die  Prozedur  des  Auskriechens  hatte  demnach  zwei  Stunden  gedauert. 
 -   Alle  PI ummein  durchbrochen  die  Zelle  in  
 der  gleichen  Art  und  Weise,  nämlich  folgendermaßen. 
   Zuerst  wird  an  der  Stelle,  wo  sich  
 der  Kopf  befindet,  ein  Querriß  in  der  Zelle  
 angebracht,  Fig.  74,  A  (de).  Sodann  wird  der  
 Riß  erweitert,  indem  die  Hummel  das  Gewebe  
 mit  den  Kiefern  zernagt,  wobei  sie  von  Zeit 
 zu  Zeit  ausruht.  Der  Riß  wird  bald  an  der 
 linken,  bald  an  der  rechten  Seite  weitergeführt;  
 der  obere  Rand  bleibt  glatt,  der  untere  dagegen  
 hat  ein  fransenartiges  Aussehen.  Auf  
 der  Fig.  75  ist  eine  Reihe  von  (vergrößerten) 
 Aufnahmen  des  im  Entstehen  begriffenen  
 Risses  dargestellt:  a  der  obere,  glatte  Rand;  
 b  der  untere  Rand.  Je  länger  die  Arbeit  
 dauert,  desto  deutlicher  wird  deren  Plan:  der. 
 glatte  Rand  des  Risses  (a)  spielt  keine  besondere  Koile;  er  dient  nur  als  Stutzpunkt  tur  
 den  Kopf;  der  gefranste  Rand  wird  in  der  Richtung  nach  b  weiter  ausgenagt.  Schließlich  
 entsteht  eine  Öffnung,  welche  die  Gestalt  eines  beinahe  regelmäßigen  gleichseitigen  Dreieckes  
 besitzt  (Fig.  74  und  75).