Im folgenden Jahre erhielt die Aehàtinélien-Literatur eine interessante Bereicherung
aus der Feder des deutsch gewordenen Dichters und Naturforschers. A d a lb e r t von Cha-
misso. Letzterer war im Jahre 1815 zum Naturforscher für die von, den R u s s e n , z u unternehmende
Entdeckungsreise in die Südsee und um die Erde ernannt worden. Er machte
diese Fahrt mit dem Kapitän Otto von Kotzebue auf dem . russischen Schiffe „Rürik“.
Nach seiner Rückkehr fand er bei Durchmusterung der von der Sandwich-Insel
„O-Wahu“ mitgebrachten Pflanzen einige kleine Land-Konchylien, welche e r . für neu hielt
und in den „Verhandlungen der ' Kaiserlichen Leopoldinisch-Carolinischen Akademie der
Naturforscher“, Band XIV, Abt. II, pag. 639 und 640, Taf. 36, Fig. 1 und 2, Bonn 1.829,
genau beschrieb und abbildete. Chamisso benannte sie „Auricula o-waihiensis und ein
junges linksgewunden.es Exemplar derselben Art „Auricula sinistrorsa“ . Leider kann dem
Dichter, von dem Franz Dingelstedt sagt: „Ein Fremdling war er unserm deutschen Norden,
in Sitt’ und Sprache andrer Stämme Sohn, und wer ist heimischer als du ihm worden?“,
die Priorität der Benennung der Art nicht zuerkannt werden. Dieselbe is t.sjchon von F é russac
in seinem Prodrome 1822 pag. 70 als „Bartula auricula“ beschrieben worden.
In dem „Bulletin des sciences naturelles et de géologie“,: rédigé par M. M. Delafosse,
Guillemin, Lesson et Lurpth, Sous la direction de M. le bàron dé Férussac, Bd. XVI. pag.
138— 141, Paris 1829, erschien dann von Férussac eine „Besprechung der' von Green und
Swainson verfaßten Arbeiten und neüen Arten. Férussac weist nach, daß Greens „Achatina
Stewartii“ nur eine Farbenvarietät seiner „Hélicteres vulpina“ und „Achatina oahuensis,
Green“, ein unausgewachsenes Exemplar, seine „Hélicteres turritella“ sei.
In der Besprechung der SwainSorischen Arbeit rügt Férüssac, daß Swainson keine
seiner Arbeiten berücksichtigt hat und fast allen yon ihm benannten Arten neue.' Namen
gibt unter Anwendung seines neuen Gattungsnamens „Achatinella“ . F é r u s S a ç -schreibt
.pag. 140: „Sön (Swainson). genfe Achatinella n’est' que la copie, ;.soüs. un • autre nom, de
notre groupe des Hélictères, établi d’abord dans notre Prodrome et ensuite dans le Voyage
rde M.-de Freycinet. Il eût été convenable de nous citer et de proposer alors franchement
l’établissement de genre distinct de notre igroupe des Hélictères, et discutant les raisons
qui nous ont porté à le laisser parmi les Hélices, notamment l’ideritit.é de leurs animaux.
•M. Swainson paraît ignorer notre travail sur ce groupe, soit dans notre Prodrome,-, soit dans
le voyage de M. de Freycinet, où plusieurs de nos espèces Sont figurées. ;
Nous allons suivre les'espèces que décrit M. Swainson comme étant nouvelles. ,
Nro. 1. Âçhatinella pica. Avant nous, cette espèce a été décrite qt . figurée par Dixon,
a voy. round the world ; App., pag. 354, Fig. i, sous le nom de Tu/rbo apex-fulva, et par
Çheinnitz sous le nom de Turbo lugubris que nous lui avons _ conservé; C’est, là l’espèce
dont M. de Lamarck a fait, par une application fâcheuse du principe des formes de la
.coquille, un Monodonte sous le nom de M. seminigra.
• Nro. 2. A. perversa est notre Hélix décora,. Brodr. No. 430, Freycinet, loC. cit.,
.pag. 478', déjà figurée par Chemnitz avec Ja précédente.
Nro. 3. A. acuta paraît être notre H. spirizona, Prodr., No. 433, Freycinet, pag. 480.
Nro. 4. A. livida. Nous ne pouvons parfaitement distinguer cette espèce parmi plusieurs
des nôtres qui s’en rapprochent,
Nro. 5. A. bulimoîdes. C’est notre lorata, Prodr., No. 432,..Freycinet, pag...479.
Nro. 6. A. pùlcherrima. Celle-ci se trouve dans le cas du no. 4.
Il :est fâcheux que M. Swainson n’ait pas accompagné son mémoire de la figure en
couleur des : espèces qui y sont décrites.“
Swainson hat gute Abbildungen seiner in Brands Journal beschriebenen Arten in den
„Zoological Illustrations“ 1832, also nach Férussacs Kritik gegeben.
Trotz der Férussacschen Replik hat sich sein vorgeschlagener Name „Hélicteres“
nicht eingebürgert.
Férussacs Gattungsname soll sich jedenfalls auf Helix mit gelber Spitze beziehen.
'EXixrj, 'EAil- = Windung, Epheu, Schnecke; èXixxrjQ =-= jeder gewundene Körper; ïxxeqog
= Gelbsucht.
Der Name Hélicteres ist übrigens schon 1737 von Linné für einen zur Ordnung der
Columniferen, Fam. der Malvaceen, Sterculiaceen, gehörenden Baum Indiens „Hélicteres
isora, L.“ vergeben worden, wegen der aus fünf länglichen Karpellen schraubenförmig zu
einem cylindrischen Gänzen zusammengerollten Frucht.
Zu den beiden vorhandenen Gattungsnamen fügte C. Th. Menke in seiner „Synopsis
Molluscoruni“, II. Aufl. Pyrmont, 1830, pag. 25 und 26, noch einen dritten hinzu. Menke
gründete seine Gattung auf den starken Golumellarzahn, welcher bei den beiden ihm bekannten
Arten: vûtpina, Fér. und seminiger, Lam. deutlich vorhanden ist und nannte sie
„Odontostylus“ und stellte sie als Unterabteilung zu Bulimus. ôôovg = Zahn, axvXog = ein
spitziger aufrechtstehender Körper. Der Menkesche Name ist in der Literatur nicht weiter
berücksichtigt worden.
Nach den Publikationen von Férussac und Swainson verstrich eine geraume Zeit, ehe
die Zahl der bekannten Arten vermehrt wurde. Nur Wood fügte in seinem „Index Testa-
ceologicus“ II. ed. London, 1828, pag. 29, PI. 7, Fig. 30 eine neue Art hinzu: „Achatina
Byronii“, gibt aber nur den Namen, keine Diagnose, und als Fundort „Otaheite an, jedenfalls
„Owaihi“, denn die nach der Abbildung unverkennbare Art lebt auf Oahu.
Férussacs sowie Swäinsons Publikationen der Achatinellen müssen in Frankreich wenig
bekannt geworden sein, denn Cu v ie r erwähnt in seinem klassischen Werke „Le règne animal“
weder in der I. noch in der II. Ausgabe in den Bänden, welche die Mollusken behandeln,
der Gattung Achatinella, geschweige denn einzelner Arten, nur V o ig t bringt in der
Übersetzung der II. Ausgabe von Cuviers „Règne animal“ im 3. Bd., welcher die Mollusken
behandelt, Leipzig, 1834, pag. 8<b unter Bulimus die Lamarcksche „seminigera“ .
Unsern deutschen Konchyliolögen waren die Arbeiten bekannt, denn B eck führt in
seinem .„Index molluscorum“ Hafniae 1837, pag. 51 schon 12 Arten, von denen zwei Arten,
Hélicteres leucozonalis. Ins. oc. pacif., pag. 51, Nro. 2, und Hélicteres sulphurata, Ins. oc.
pacif., pag. 51, Nro. 6, nicht zu den Achatinellen = Becks Hélicteres, gehören, unter dem
Namen Hélicteres auf.
Fr. S ch lü te r s Subgenus Achatinella von BuUmUsmfijia: Kurzgefaßtes Verzeichnis
meiner Konchyliensammlung u. s. w. Halle, 1838, pag. 8 — hat mit den Achatinellen nichts
gemein. Schlüter faßt darunter Arten von der Gruppe Cionella, Jeffreys zusammen.
Auch Anton, „Verzeichnis der Konchylien, welche sich in seiner Sammlung befinden“,
Halle 1839, Pag- 4L besitzt hach demselben schon eine Reihe Férussacscher Arten mit verschiedenen
Varietäten.
Zoologica. Heft 48. ^