3) Endlich bebrüten die Hummeln, wenn kein passendes Objekt für die Bebrütung
vorhanden ist, eifrigst S tü ck ch en Wachs |cepwelcheHch zufällig am Rande der Futterschachtel
(b-a) angesammelt hatten (Fig.60), oder aber einfach den Wachsdeckel des Nestes;
selbstverständlich können die Hummeln von diesen Gegenständen keine Wärme empfangen.'
Ich vermute daher, daß die Bedeutung dieser Tätigkeit, welcher sich die . Hummeln
mit einer außerordentlichen Beharrlichkeit und Ausdauer hingeben, keine gleichartige ist.
Zieht man die Art und Weise in Betracht, wie die Weibchen und Arbeiterinnen das Bebrüten
ausführen (sie dehnen ihren Hinterleib aus, machen ihn flach und. strecken ihn platt
auf die zu bebrütenden Gegenstände aus, wobei sie ihre Beine fächerartig nach allen Seiten
F ,g ‘ 57‘ Fig. 58. Fig. 59. F ig. 60.
hin ausbreiten (Fig. 57, 58, 5g| so könnte man mit Bestimmtheit vermuten, daß diese Tätigkeit
eine direkte Einwirkung auf die Entwicklung der Larven ausübt; diese. Vermutung
findet eine Bestätigung in der Tatsache, daß Kokons, welche nicht bebrütet wurden, wie ich
mich durch Versuche überzeugt habe, in der Entwicklung Zurückbleiben.
Andererseits können jene Handlungen der Hummeln, welche wir mit dem Worte „Bebrüten“
bezeichnen, noch eine andere Bedeutung haben und besitzen dieselbe wahrscheinlich
auch.
Die Sache ist die, daß das Hummelnest eine große Anzahl von P a ra s iten in sich
beherbergt. Solchen steht ja der Zugang zum Neste, das vieles; was Schmarotzer anlocken
kann, enthält, von allen Seiten offen, wozu noch kommt, daß die Hummeln außerordentlich
„gutmütige“ Geschöpfe sind. Mit den rechtmäßigen Bewohnern des Nestes sich in
kjnen offenen Kampf einzulaMn, riskieren jedoch nur die wenigsten dieser Eindringlinge;'
während die Mehrzahl von ihnen sich sofort1 zurückzieht, sobal® sie die Berührung mit einem
der Nesteigentümer spürt. Da nun die" Hummeln, indem sie die Beine Lächerartig aüs-
strecken und sich flach ausbreiten, wie dies auf den Fig. 57, 58, 59 und 61 angegeben ist,
sowohl die Eierzellen wie die Larvenzellen und Kokons mit ihrem Körper überall bedecken,
so gewinnen sie die Möglichkeit, jedem Versuche eines Anschlages auf dasjenige, was sie
zu hüten berufen sind, vorzubeugen.
Ich habe mehrfach beobachten können, einen wie starken Widerstand die Hummeln
zu dieser Zeit jeder Art von Käfern und Larven entgegensetzen, welche zur Unrechten Zeit
dahin geraten sind, wo sie Beute vermuteten. Die Feinheit des Tastsinnes ■ der Hummeln
ist eine erstaunliche: die allerleichteste Berührung ihrer Beine durch einen dünnen Grashalm
ruft sofort feine Gegenreaktion' hervor.
Eine andere Frage bildet die Psychologie des Prozesses. Hierin kommt v. B u t te l-
Reepen der Wirklichkeit sehr nahe, indem er vermutet, daß die Hummeln bei dieser Tätigkeit
nicht durch das Bewußtsein der Bedeutung jener Arbeit, welche sie vollbringen, sondern
einfach durch ein Gefühl des Angenehmen geleitet werden,. welches .sie dabei empfinden;
hierbei ist, wie ich von mir aus bemerken will, zu beachten, daß dieses Angenehme
durchaus nichts mit dem Empfangen von Wärme von seiten der Larven zu tun hat, wie
aus den von mir beobachteten Fällen des Bebrütens von Wachsstückchen auf dem fliehen
Boden des Kastens hervorgeht, oder des Nestdaches, oder, von Wachsstückchen (ce), welche
sich in einer Ecke der Schachtel |a,;b) mit Futter angesammelt hatten (Fig. 61).
B. Die Beaufsichtigung der Behausungen für die Larven durch Hummelarbeiterinnen.
Die Wichtigkeit einer Pflege der EierzelÄ geht aus folgendem hervor: Nimmt man
eine Eierzelle vorsichtig und zwar mit einem Teil des Kokons (auf welchem sie ja von dem
Weibchen stets angebracht werden), hinweg, so daß die Eiefzelle selbst gar nicht berührt
wird, so geht'sie schließlich doch immer und u n a u sb le ib lich zu Grunde, indem sie
aüstrocknet. Ich habe den Versuch, gemacht,Milche Eierzellen in Honig zu tauchen. Diese
hielten "sich unvergleichlich länger und trockneten nicht aus, ebenso wie auch die darin befindlichen
Eier niclir austrockneten, während sie in ersterem Falle zu Grunde gingen. Aus
dem soeben Gesagten kann man schließen, daß die Hummeln, indem sie sich fortwährend
auf der Eierzelle herumbewegen und dieselbe von Zeit zu Zeit mit den Kiefern befühlen,
.digSetbe mit Honig einschmieren und ihr auf diesf1! Weise die. nötige Weichheit verleihen’
wodurch die Eierzelle vor dem Austrocknen bewahrt wird.
Was die Wartung der Larvenzelle betrifft, so besteht sie in folgendem: Je weiter die
Entwicklung der Larven fortschreitet, desto dünner wird die sie umschließende Wachshülle,
da die Larven, indem sie sich weiter entwickeln, immer mehr und mehr an Größe zunehmen;
sie drängen dabei die Wachshülle auseinander, welche die Larvenzelle bedeckt; die sich
hierbei bildenden Risse verstopfen die Arbeiterinnen, indem sie rechts und links an dem
Risse vorsichtig kleine Stückchen Wachs ankleben, wodurch die Öffnung verschlossen wird.
Dipy Fig. 62 zeigt in grob-schematischer Darstellung den Hergang einer solchen Arbeit. Es
bedeutet hier
1. — den Moment der Bildung eines Ris|||||c;e — dicke Wachsschicht der Larvenzelle
(natürlich bedeutend vergrößepfj, m B Riß (entsprechend vergrößerte
2. — den Moment, wo die Hummeln eine kleine Portion Wachs von der dem Risse
zugewandten Fläche der Eierzelle abgenommen und mit ihr den Riß einigermaßen
, verstopft haben;
.3. — einen weiteren Moment im Gange der Arbeit, wo die WachssChicht noch dünner,
die Öffnung dagegen noch kleiner geworden ist; endlich
4- B den Moment, wo der Riß ganz verschlossen ist, während die Wachsschicht noch
dünner geworden ist.