Bei Wurmlarven wurden Drüsenzellen sowohl über die Haut verstreut, als auch besonders
häufig in Form eines den Prototroch begleitenden Wulstes beschrieben: der
„D rü senw u lst“ bei Polygordius [W o lte re ck (20), Taf. IV, Fig. 5], der „R an dw u ls t“
bei Pilidium [S a len s k y (19), Taf. XVIII, Fig. 5]. Vergleicht man die angegebenen Abbildungen
mit Fig. 17 (Taf. IV), die das Corona-Polster geschnitten zeigt, so drängt sich die
Ähnlichkeit dieser Bildungen auf, um so mehr, als Woltereck bei Polygordius auch
„speckiges Aussehen“, Tingierbarkeit mit Eosin als charakteristisch angibt. Während aber
dieser Forscher die sekretorische Funktion dieser Zellen bei Polygordius nachgewiesen hat
(Drüsenlöcher; in das Medium ausgepreßte Substanz etc.), konnte bei C. nichts derartiges
gefunden werden, wohl aber andere Funktionen, die sich im folgenden (S. 14) und im Zusammenhang
mit der Beschreibung der Corona, deren integrierender Bestandteil das Coronapolster
darstellt, ergeben werden.
Die beiden schalenfreien Flächen werden von je einer Doppelreihe von geißeltragenden
Zellen gebildet, die von der Corona zum Scheitel zuerst kubisch und dann hoch-
cylindrisch werden (Taf. I, Fig. 1; Q).
Die Geißeln sind sehr zart und schlagen langsam. Es kann jedoch sein, daß diese
Bewegung eine passive, durch das Medium hervorgerufene ist. Auf Schnitten (Eisen-Häma-
toxylin-Eosin) sieht man die Geißeln, von denen je eine zu einer Zelle gehört, blaßrosa gefärbt,
als deren direkte Fortsetzung eine straffe, schwarz tingierte und resistentere Faser
durch die Zelle hindurch am Kern vorbei bis unmittelbar an die basale Zellgrenze zu verfolgen
ist (Taf. II, Fig. 3). Gelegentlich wurde auch beobachtet, daß diese Wurzel basal-
wärts aus der Zelle austritt, wie es z. B. in der Figur bei x gezeichnet ist, jedoch ist diese
auffallende Eigenschaft hier weniger deutlich, als bei ähnlichen Zellen am Scheitelorgan. Bei
schlecht konserviertem Material sind im Verlauf der Wurzel Knöpfchen, sowohl der äußeren
Zellkontur anliegend, als auch im mittleren und basalen Teil der Zelle zu erkennen, die
natürlich mit den „Basalkörpern“ der Wimperzellen nichts zu tun haben. Über die Innervierung
dieser Zellen läßt sich nichts aussagen. Der Hauptnervenstrang (Fig, 3 ; N) kommt
zum größten Teil unter dieses Geißelepithel zu liegen.
Da sich an die beiden Epithelstreifen sowohl Muskelfasern, als auch Bindegewebsfasern
anlegen, die sie in Verbindung mit dem Dorsalmuskel bringen, so wird bei dessen
Kontraktion auch das Epithel in der Mediane zurückgezogen, wobei die zu beiden Seiten
liegenden Polster darüber zusammenschlagen Fig. 11; Taf. III). Somit scheint es, daß die
Polster in erster Linie eine wirksame Schutzvorrichtung für die feineren Epithelien der
vorderen und rückwärtigen Fläche darstellen, und nicht nur für diese, sondern auch für das
Scheitelorgan und den Wimperkranz, wie sich zeigen wird; überall schlagen bei Kontraktion
die Polster zusammen und füllen den Raum zwischen den Schälen derart aus, daß außer
Schalen und Polster überhaupt nichts mit der Außenwelt in Berührung kommt.
Das Scheitelorgan.
Das S ch e ite lo rg a n hat bei allen Ektoprokten-Larven sein Homologon und wurde
„C a lo t te “ (Barrois), „ r e t ra k t ile s S ch eib en o rgan “ (Vigelius), „o rg an e ä b o ra l“
(P r o u h 0) genannt. Seine Lage am 'Scheitelpol, sowie der vollständige oder teilweise
Wimperbesatz ist überall konstant. Ein Charakteristikon des Organs bei den meisten Larven
ist seine nervöse Verbindung mit dem bimförmigen Organ. Merkwürdig ist, daß der am
weitesten verbreitete Name „R e t ra k tile s S ch e ib en o rg an “ von V ig e liu s (14) für die
darmlose Bugula-Laxve geprägt wurde. Bei C. ist diese Retraktion durchaus nichts Auffallendes,
weil alle Organe gleichmäßig durch Muskelkontraktion unter die Schalen zurückgezogen
werden können, während bei Bugula weder Schalen vorhanden sind, die eine Retraktion
rechtfertigen, noch überhaupt Muskeln beschrieben sind.
Das Organ links und rechts von Polsterzellen, vorn und hinten vom schalenfreien
Epithel begrenzt (s. Text-Fig. II), ist ein kompaktes, unregelmäßig zweischichtiges Zellpolster,
welches nach außen tellerförmig, in retrahiertem
Zustande becherförmig konkav ist und gegen
die Leibeshöhle zu mit einer Kuppe einspringt
|Taf. I, Fig. 1; Taf. II, Fig. 7, SO). Da die
Zellgrenzen beinahe nie deutlich erkennbar sind,
läßt sich auf die Gestalt der Zellen nur aus
Form und Lage der Kerne schließen. Hiernach
sind die Deckzellen langgestreckt, die inneren
Zellen mehr gedrungen. In der Schichte der
Deckzellen kommt eine deutliche Zonenbildung
dadurch zu Stande, daß ein Teil der Zellen ein
rötlichbraunes Pigment führt. Die Pigment-
zone bildet einen Ring um den zentralen Teil
des Organs. Dieser sich von den pigmentführenden
Zellen der Umgebung scharf abgrenzende
Teil, die Zen tra lzone , besteht aus 3 oder 4
auffallend langgestreckten Zellen, die die ganze
Dicke des Organs einnehmen (Taf.. I, Fig. 1
ct. Zo). Die Pigmentzone wird von einem Kranz
unpigmentierter Zellen, der pe riphe ren Zone,
umgeben (Textfig. II).
Central Zone
Figment Zone \
Periphere Zone
Schalen.
F ig..II. Da s Scheitelorgan von oben gesehen,
schematisch.
Alle Deckzellen sind mit je einer C ilie versehen, die sich von den Cilien, wie sie
oben an den Zellen des Zwischen-Schalen-Epithels beschrieben wurden, dadurch unterscheiden,
daß sie starr sind.
Ein weiterer Unterschied zeigt sich darin, daß die Zellen der Zentral- und Pigmentzone
eine C rous ta aufweisen, wie sie sonst nur für Wimperzellen charakteristisch ist.
Was die Binnenstruktur betrifft, so erscheinen die Wurzeln auch hier ungleich kräftiger als
die Cilien, straff, stärker tingierbar und resistenter. Am schönsten sind sie in den Zentralzellen
zu sehen, weif hier besonders helles Plasma die dunkeltin gierten Fasern sehr deutlich
hervorhebt.
Das Basale Austreten der Wurzeln aus den Zellen bekommt man ja nicht allzu häufig
zu sehen ¡gj.ist z. B. an dem -in,,Fi|j i abgebildeten Präparat nichts davon zu erkennen),
und doch muß ich d it fp Eigentümlichkeit auf Grund zweier Präparate, von denen eines in