der Aufmerksamkeit“, die sie sjeli gegenseitig erweisen®!-’ DiesenFrage kann ich mit absoluter
Bestimmtheit beantworten.
Was man über die „schmeichelnde“ Natur des Berührens mit den. Fühlern gesagt hat,
ist ein Produkt desselben Anthropomorphismus, auf Grund dessen D r o r y unter anderem
yon den Verneigungen der Arbeiterinnen yor der Königin und von"|em „anscheinenden
Segnen“ der ersteren durch die letztere bei Melipona mitteilt. Ein beständiges gegenseitiges
Berühren mit den Fühlern -ist bei den Hummeln allerdings der Fall, allein es dient
dazu, daß die Hummeln die „ Ih r ig en “ von „Fremden“ unterscheiden.' Sie »betasten
jeden Ankömmling, wie sie alle Gegenstände betasten, welche ihnen beim Tlerumkriechen
in dem Neste in den Weg geraten. Dieser Instinkt hat »ffch bei ihnen im Verlaufe der
natürlichen Auslese aus dem Grunde erhalten, weil das fortwährende Befühlen der im
Neste befindlichen Gegenstände eines der Mittel darstellt, durch welches das Nest innerhalb
derjenigen Grenzen, welche: den Hummeln zu Gebote stehen, vor Parasiten geschützt wird.
Daß diese Betastungen nichts mit Begrüßungen oder mit gegenseitigen Aufmerksamkeiten
zu tun haben, kann jederzeit durch den Versuch nachgeprüft werden : beschmiert
man eine Hummel mit Honigs ,5^; sieht man, wie dieselbfi|von ihren Schwestern umringt
wird, wie1 sorgsam diese bemüht sind-Hnicht etwa der Hummel zu helfen, sich von dem
lästigen und das Leben gefährdenden klebrigen Honige zu befreien, — sondern einzig und
allein, Um von diesem Honige zu genießen! Ersetzt man den Honig durch eingekochten
Fruchtsaft, den die Hummeln nicht annehmen, so ist alle Sorgfalt mit einem Male verschwunden:
die teure und heißgeliebtelKöchwester-Arbeiterin mag zu Grunde »gehen will
sie will!
Wenn wir aber mit Bestimmtheit sagen können, daß die Hummelarbeiterinnen» untere
inander weder Liebe noch Mitgefühl besitzen, könnten dann die||£ Gefühle etwa in den
Beziehungen der A rb e ite r in n en zur K ö n ig in statthaben? Man erinnert sich der
kannten Tatsache, daß die Bienenkönigin bei eintretendem 1 lungern-^des Volkes zuletzt zu
Grunde geht, da die Arbeiterinnen das letzte Futter, was sie besitzen, ihr zukommen lassen,
und anderer Fälle analoger Art.
Ich habe derartige Beobachtungen an. Bienen nicht angestellt, allein wenn ich alles
in Betracht ziehe, was mir über deren Biologie bekannt ■ ist, so muß ich mich unbedingt
denjenigen Autoren anschließen, die das Vorhandensein von „Liebe“ in den genannten
Fällen leugnen, und in den Beziehungen der Arbeiterinnen zu der Königin nur das Resultat
der Zuchtwahl sehen. Die Völker, bei denen der Instinkt, die Königin zu »schützen und
zu pflegen, stärker entwickelt ist, erwiesen sich widerstandsfähiger im Kampfe um das Dasein.
In Jahren des Futtermangels mußten, wie dies v. B utte l-R e ep en mit Recht heryor-
hebt, alle Völker mit* mangelhafter »Sorge um die Königin untergehen, während diejenigen
Völker, welche diesen Instinkt kräftig entwickelt hatten, am Leben blieben und Nachkommenschaft
hinterließen.
Was die Hummeln betrifft, so kann ich mich bei diesen Insekten mit voller Bestimmtheit
über das Fehlen einer ^ Liebe der ■ Arbeiterinnen zu dem Weibchen aussprechen.
Liebhaber-Autoren würden in dem Leben der Hummeln »eine Menge »von Momenten
finden können, welche ihnen Veranlassung gäben, rührende Berichte über die Achtung, Ergebenheit,
Liebe u. s. w. zu schreiben, welche die Arbeiterinnen der, „Königin“ gegenüber
an den Tag legen, Auch hier'kann -man zu der Zeit, wo das Weibchen in Gegenwart der Arbeiterinnen
eine neue Ansiedelung anlegt, sehen, wie ihr die „knechtisch kriechende Schar“
ihrer „Töchter-Untertaninnen“ nachfolgt, wie diese ihr alle ihre Köpfe zuwenden und sich
niemals erlauben werden, „ihr den Rücken zuzukehren“ ; auch hier können wir fortwährende
Streichelnde“ Bewegungen mit den Fühlern sehen, durch welche die Arbeiterinnen sich
„bemühen“, der Herrscherin ihre Ergebenheit auszudrücken; mit èinem Worte, auch hier
könnte ein Dilettant in der Beschreibung des Tierlebens genügende Vorwände finden, um
einen ganzen Roman zu verfassen.
Alles dasjenige, was von den Arbeiterinnen in Bezug auf das Weibchen getan
wiïd; repräsentiert eine Reihggvon Handlungen, dijüsowohl quantitativ wie qualitativ für
bestimmte Momente des »ijiiebens genau fixiert sind. Allé diese Momente werden ohne Ausnahme
durch die Interessen der Art »bestimmt. Aber kaüm sind diese Momente vorüber, so
verschwindet auch die Sogenannte Liebe. Während ich diese» Zeilen schreibe, liegt in einem
meiner Stöcke, welche noch nicht ihre' volle Entwicklung erreicht haben (indem in denselben
nogh fleißig Zellen und Puppen bebrütet werd||tjHeine Königin schon den. dritten
Tag im St.erben, nachdem sie wahrscheinlich während des Heraushebens aus dem unterirdischen
Neste verletzt worden war. Diese alte Königin muß außerhalb des von ihren
Töchtern verfertigten neuen Nestes," auf dem Wege: »zwischen diesem und dem für die
Hummeln hingestellten Futte£ feienden ; hundert und tausend Mal gehen die Arbeiterinnen
und jungen Weibchen an ihr .vorüber, wie 'sie äh einem Gegenstände vorbei gehen, der
seines» Umfangegiwegen nicht aus dem Neste entfernt werden kann, um den man sich aber
nicht weiter zu kümmern braucht. Sie lebt noch, die alte Mutter, die ihre Pflicht erfüllt
hat, und sie würde unzweifelhaft ncifli ferner um das Nest „besorgt sein“, wenn ihr kein
Unfall zugestoßen wäre nun ist sie .MÉ einem Gegenstände geworden, der nur darum
nicht hinausgeworfen wird, weil er etwas schwer fortzuschaffen ist.
Eine ganz analoge Erscheinung habe ich auch bei Bombus muscorum beobachtet;
als die Kön:igin||$5ich ’schwach fühlte“, verließ sie (wie dies übrigens auch alle anderen
Hummeln zu tun pflegen) das Nest, um neben demselben „den Tod zu erwarten“ ; die am
Leben verbliebenen ArbeiterinnenSthenkten ihr nicht die geringste Beachtung.
Zum Beschlüsse des Kapitels über die gegenseitige Liebe der zu einem Staatenwesen
verbundenen sozialen Insekten habe ich noch einige Worte über eine Erscheinung zu sagen,
die besser als alle änderen unser Problem charakterisiert, — ich meine den Vorgang, der
unter dem Namen der „Drohnenschlacht“ bekannt ist.
Die Drohnenschlacht.
Bekanntlich bringen die Bienen und Wespen ihre Drohnen um. Romanes beschreibt
diese Erscheinung in seinem Buche „Mental évolution in Animais" bei den Bienen in folgender
Weise : .
Wenn die Königin befruchtet, ist, und die Dienste der Drohnen daher nicht mehr nötig sind,
werfen sich die Bienenarbeiterinnen auf ihre unglückseligen. und hilflosen Brüder und töten sie entweder
direkt mit Hilfe ihres Stachels, öder aber sie jagen sié» aus dem Stocke hinaus in die Kälte, wo sie zu
Grunde gehen. Unmittelbar darauf werden die Drohnenzellen zerstört und alle übrig gebliebenen Drohnen