Kokons der Puppen befestigt wird. Wird ein neues Nest — eine Kolonie'— angelegt, so
geht das Weibchen nicht in der ersten, sondern in der zweiten Reihenfolge vor, d. h. es
befestigt seine Eierzellen an die Wachszellen, da es sich eben in der Periode dieser Methode
der Eiablage befindet.
Eine mit einem Weib ch en v e r seh en e Ko lon ie führt ein Leben, welches sich
in keiner Weise von dem gewohnten normalen Leben unterscheidet. Nimmt man -einer
solchen Kolonie alles was sie angefertigt hat -§| die Wachswaben, die von den Weibchen
gelegten Eier und die fertigen Puppen —, wie ich dies mit Kolonien von Bombus muscorum
getan habe, so ersetzen die Hummeln dies alles von neuem.
Auf Grund dessen, was über die Übersiedelungen der Hummeln gesagt wurde, kann
man folgende Schlußfolgerungen ziehen:
1) Erfolgt die Übersiedelung durch Arbeiterinnen mit einem Weibchen, so wird die
Kolonie an einem neuen, von diesem letzteren gewählten Orte gegründet und ihr Leben
verläuft wie unter normalen Bedingungen.
2) Führt man eine künstliche Übersiedelung ohne Weibchen herbei, allein in der
Weise, daß Waben mit Vorräten an Honig und Larven erhalten bleiben, so wird sich das
Fehlen einer Königin in keiner Weise bemerklich machen, wenigstens wird dieses Fehlen
in der Tätigkeit der Arbeiterinnen nicht zum Ausdrucke gelangen.
3) Ist die Übersiedelung von Arbeiterinnen allein, und zwar unter den gewöhnlichen
Bedingungen, welche solche Übersiedelungen begleiten, ausgeführt, d. h. ohne Waben, so
werden die Hummeln zusammen leben und allmählich aussterben, da sie nicht im Stande
sind, aus den Instinkten ihres „sozialen Lebens“ irgend einen Nutzen für ihre Existenz zu
ziehen; die Aufgabe dieser Geselligkeit liegt außerhalb des Bereiches der Interessen der
Arbeiterhummeln.
K a p i t e l VII.
Über die „Sprache“ der „sozialen“ Insekten.
Nach dem’ Bekanntwerden der Versuche von L u b b o c k , A v e rk ie v , B e th e und
vielen anderen Autoren ist jene Ameise aus der wissenschaftlichen Literatur verschwunden,
die aus dem an einem Faden aufgehängten Glase mit Zucker nach ihrem Neste zurückkroch
und daselbst ihren Freunden erzählte, wo die Spur der leckeren Speise zu finden sei,
worauf „die kleinen aber verständigen Geschöpfe sich in ganzen Schaaren nach dem Zimmer
mit dem Zuckerglase aufmachten, an seiner Wand und Decke dahinkrochen und sich sodann
an der Schnur in das Glas herabließen“ : man kann diese Ameise heute nur noch in Erzählungen
für Kinder finden. Wir haben jetzt eine andere Ameise kennen gelernt, welche niemandem
etwas erzählt, sondern im Kriechen eine Spur von Ameisensäure hinterläßt, von welcher
geleitet die ein und dasselbe Nest mit ihr bewohnenden Ameisen ihrer Nestgenossin
nachfolgen.
Mit dem Geruchsvermögen der Hummeln verhält es sich ähnlich: sie sind im stände,
ihre Wabe zu erkennen, indem sie sie mit ihren F üh le rn betasten, ebenso ihr Nest
und ihre Nestgenossen-1; allein sie sind nicht im Stande, auf die Entfernung zu riechen,
1 Näheres hierüber siehe Kapitel III „O be r das Erkennen“ .
wie dies die Wespen und Bienen tun. Aus diesem Grunde sind sie unbedingt unfähig,
irgend ein Glied des Volkes hinter sich her zu den von ihnen entdeckten Nahrungsvorräten
zu führen. Diese Unfähigkeit habe ich durch viele Beobachtungen konstatiert
und kann ihr Vorhandensein vollkommen sicher behaupten. Da ich meinen Beobachtungen
an gefangenen Hummeln nicht genügendes Vertrauen schenkte, führte ich , neue Studien
im Garten aus, indem ich die seltenen Fälle ab wartete, wo einjä Hummel durch Zufall auf
einen Teller mit Honig geriet. Hierbei, wie auch bei solchen Hummeln, die zufällig in
das Zimmer hereinflogen und von den Honigvorräten naschten, ergab sich allemal das
gleiche: nie. wurden andere Hummeln zu den gefundenen Vorräten hingeführt.
Nachstehend gebe ich zwei Beobachtungsreihen an Hummeln wieder, die zufällig
aus dem Freien in das Zimmer geflogen waren und sodann fortfuhren, systematisch ab-
und zuzufliegen und Honig zu rauben. Beide Hummeln gehörten zu Bombus muscorum;
Hummel A war eine kleine, Hummel B eine große Arbeiterin. Das Nest von einer dieser
Hummeln konnte ich ausfindig machen; es befand sich im Garten, in einer Entfernung
von ca. 30 Metern von dem Zimmer. — Das Herbei- und Abfliegen geschah in folgender
Ordnung:
Hummel A. Humme l B.
Herbeifliegen: Abftiegen : Herbeifliegen: Ab flie g en :
l h 45 l h 50 2 h 02 2 h 05
l b 54 l h 59 2 h 16 2 b 20
2 “
2 h
2 h 09
2 h
04
15
Unterbrechung c er Beobachtung
Unterbrechung der Beobachtung
3 h 20 3 h 25 3 h 33 3 h 35
3 h 32 . 3h 36 m m 44 3 h 47
3 h 39 3h 43 4 h — 4 h 04
3 h 48 B b 52 4 h 1 2 4 h 15
3 h 58 3h &9 4 h 20 4 h 24
4h 03 4 h 04 4 h 30 4h 35
4h 07 4 h 10 4 h 47 4 h 52
4h 13 4 h 17 4 h 57 5h 03
4U 20 4 h 24
4h 27 4 h 30
4h 35 4 h 38
4 h 41 4h 45
4 h 48 4 h 58
4 h 56 5 “ 0 1
5 h 04 5 h 10
5 h 12
Aus den angeführten Daten geht hervor, daß die Arbeit der Hummeln mit großer
Regelmäßigkeit und Energie betrieben wird; der Raub beginnt am Vormittag und endet vor
Sonnenuntergang. Jedesmal sogen sich die Hummeln dermaßen voll Honig, daß sie nur
mit Mühe auffliegen konnten und bisweilen sogar gezwungen waren, aus dem Zwinger