Wie kann man aber den Zustand knechtischer Unterwürfigkeit mit dem Begriffe dés; Wirt#
und umgekehrt, die Stellung des Wirtes,-, vor welchem sich alles beugt-R mit dem Begriffe
des Parasitismus verbinden?
Selbstverständlich wird man diese Dinge solange nicht in Übereinstimmung, bringen
können, solange wir die Erscheinungen im Leben der Tiere (und besöftjjgrs der wirbellosem
Tiere) vom Gesichtspunkte menschlicher Beziehungen oder ¡js.elbstysmit Bezug auf dife-Er-
fpheinungen im Leben der höchstsSehenden Tiere betrachten und zu erklären suchen. Haben
doch bei der Lösung von Aufgaben der vergleichenden Psychologie selbst genaue Forscher;
wie L u b b o ck z. B., der sich m vielen Punkte® von dem in dieser Wissenschaft herf-schen-
den Anthropomorphismus; frei gemacht hat, jener Methode ¡6 d ga in ai ihren Tribut ent-
richtet, sobald es ihnen an TatÄ^en für di|g>bjektive Beantwortung einer Frage gebrach.
Wenn von der Psychologie wirbelloser Tiere die Rede ist, so entbehren Worte wie
„Knechtschaft, Sklaverei" nicht nur degtaiigen Sinnes, den sie in Bezug auf Menschen
haben,:^ondern sie haben überhaupt gar keinen Sinn.
Es berührt sonderbar, wenn man in demWerkchen von LmbSIck („Beel' wasps and
antsj| Betrachtungen darüber imst, daß wir f g gewissen Ameisen e i^ 4 ,verächtungsVertd
Sklaverei“ antreffen, wobei däf Epitheton „verachtungswert“ .fa ll ein jeäÄ&fl angewandt
wird, sowie von den Sklaven und ihrer verächtlichen Stellung die Rede ist. Die „Sklaverei?
so .lesen wir bei Lu b b ock , ..hat bei; den Ameisen wie bei den Menschen, eine Degradatiotl;
derjenigen zur Folge, welche dieselbe auf sich nehmen“ u. s. w.
Die Fqiggisoicher Betrachtungen ad hominem ist die, daß wir unausbleiblich hier
Oder dort auf „R ä t s e l“ und „Geheimnissei»;toßen.
K a p i t e l III.
Das Zusammenleben der sogenannten sozialen Insekten
repräsentiert weder eine Familie, noch eine Herde, noch eine Gesellschaft,
noch weniger endlich ein Staatenwesen.
Meine Betrachtungen über den in der Überschrift aufgestellten Satz will ich in zwei
Teile zerlegen; in dem ersten Teil, A, werde ich auf diejenigen Ergebnisse hinweisen, auf
Grund deren das Zusammenleben der Insekten nicht mit einer Familie verglichen werden
kann, in dem zweiten Teil, B, dagegen .diejenigen Ergebnisse anführen, infolge deren das
Zusammenleben der Insekten nicht mit einer Herde, einer Gesellschaft noch einem Staaten-
wesen verglichen werden kann.
A. Das „Zusammenleben“, der Hummeln (jfowie de® ü b rig en „ s o z ia le n "
Insekten) kann nich t als eine? Familie a u fg e fa ß t werden; dies geht” aus folgenden
weiteren Betrachtungen hervor:
Diesem „Zusammenleben“ feh lt die m o rp h o lo g isch e E in h e it , die für eine jede
auf so z ia len Ins tin k ten basierte..biologische Organisation einen unbedingt notwendigen
Faktor darstellt. Der Unterschied zwischen den Gliedern einer derartigen Organisation kann
aut Grund der biologischen Bedeutung dieser letztl&n nicht weiter gehen, als der Unteri^
hièd zwicsjien Männchen..und Weibchen; ßgj gewissen „sozialen“ Insekten ist dagegen
der Unterschied z^K ien den die GemeiÄ|äft zusammensetzenden. Gliedern so beträchtlich,
daß diese letzteren; 'falls sie nicht alle Zusammenleben ||!n „Nest“ ausmachen) würden, von
den .NaturfoShern nicht nur verschiedenen. Gattungen, (sondern selbst verschiedenen
Familien zugczälil! Werde® müßten.
.-'.D;ie ;Frägp||der Ka sten böÄ in ganzä|pondgres In te rÄ » als. man in ihrer Genese
undfpgntwicklung ifichtballein ein Element der progressiven Entwicklung in der Geselligkeit
bei j§jn Tieren ,#blickteÄondern öhgHrein Äße Erscheinung, die sich die Menschheit bei.
der Losung gewispï S ia lé f Fp en sehi wohl'(zu Nutzen machen konnte. Gegenwärtig,
tjgo wir <Îéa Erscheinung eine .spezielle Form der, Sÿmbgije auffaâsèn müssen, verliert
dipFrage aufeBiheinlich ihre frühere Bedeutung und ihr ursprüngliches Interesse, erweckt
dagegen, zum Ersätze Lein anderes, rein. bioB l lM lIa Interesse. •
DSjFrage über die letzten Ursachen der Entstehung und: EntwieSltmg der Kasten
befindet Ä h noch .immer imB||iete .der Hypothesen.1 . Dièse; Seite der Frage hat nie-
malsiméin Intere||ptes.ondeis erwecken können, indem®^;einstweilen zu viel des Rätselhaften
enthält. Ich werde mich daher d j f e 'w i r ih r aufhalten und beschränke mich auf
eine kp|g-Darlegung der Ansichten, nur derjenigen Autoren, deren Anschauungen-meiner
’ A n m e r k . Eine der bekanntesten Hypothesen ist diejenige von W e i s m a n n , welcher annimmt, daß das Ei
der Bienen, Wespen und Hummeln eine gewisse Anzahl von Determinanten enthält, durch welche die Ka ste der sich aus
diesem E i entwickelnden Insekten bestimmt wird. Gelegentlich einer Besprechung der bekannten Kontroverse zwischen
W e i s m a n n und S p e n c e r über den Polymorphismus bei den Hymenopteren, schließt sich F. W a g n e r („Einige Bemerkungen
zu O. H e r t w i g ’s Entwicklungstheorie“ ) der Ansicht von W e i sm a r i r i , an , indem e r annimmt, daß die
spezielle Ernährungsweise nichts weiter darstellt als eine (äußere) Bedingung, welche in d er T a t in der von S p e n c e r angegebenen
Weise bestimmend e inwirkt; die Bestimmung bestehe jedoch darin, daß durch die betreffende Ernährungsweise
diese oder jene spezielle Determinanten d es Keimplasmas bevorzugt werden.
Andererseits besitzen wir Hypothesen, welche mit dieser Ansicht in mehr oder weniger bedeutendem Widerspruch
stehen. E m e r ÿ z. B. spricht sich in seiner Arb eit „L e polymorphisme des Fourmis et la castration alimentaire (C.-R.
3. Congr. Intern. Zool. L e yd e 1895) bezüglich d er F rag e über die verschiedenen Kasten des Ameisennestes, in folgender
Weise aus :
„L e fondement de l’espèce e t des différentes formes qu’ellè peut comporter réside dans les propriétés du plasma;
mais, d’autre part, on doit admettre, dans une mesure plus étendue que W e i sm a n n les faits d’épigénèse, dans c e sens
que les organes influent les uns sur les autres durant l’évolution individuelle (E m e r y , D r i e s c h ) . Il ne semble donc pas
que, pour expliquer le dimorphisme sexuel ou le polymorphisme so c ia l, il soit nécessaire d’admettre des différences pré formées
ou une multiplicité d e déterminants pour chaque organe di- OU polymorphe; il suffit que, durant leur formation,
ces organes soient capables d e se modifier sous l’influence de la fonction des organes sexuels, de la nourriture, de la
température.
.. II faut observer toutefois que tous les individus ne réagissent pas d e la même, façon aux mêmes stimulants de la
nutrition, et c ’est précisément c ette différence de reaction qui fait intervenir le fa cteur blastogène dans la constitution des
différentes castes. Si les individus réagissent d'une façon différente à un même stimulant, c ’est en raison de c e fait bien
connu que les êtres provenant d ’uné même ponte ont un pouvoir dé nutrition variable.“
P. M a r c h a i , aus dessen Darlegung der erwähnten Arbeit von E m e r y („l’Année biologique“) ich den obigen Auszu
g mitteile, begleitet dieselbe ü. a. mit nachstehender Schlußfolgerung :
„Nous partageons entièrement les idées d e l’auteur pour toute la première partie de son étude dans laquelle il
insisté sur la haute importance des phénomènes d’épigénèse dans le polymorphisme. Mais, tout en rendant hommage à la
haute valeur dë ses travaux, nous ne voyons vraiment pas pourquoi renonçant à son ancienne théorie d e la différenciation
par la variation d e la : nourriture, E m e r y ar iiv e à faire à la théorie de la préformation dans lè germe c e lte concession
que les ouvrières dé petite taille proviennent d e germes différents de c eu x d es ouvrières de grande taille-, et que ce sont
c eu x qui donnent des ouvrières de grande taille qui sont choisies pour faire des femelles“ . '
’ ' In letzter Zeit sind neue Hypothesen in d er F rag e über die Ursachen des Polymorphismus bekannt geworden.
Hierher gehört z. B. die Hypothese von C. J i c k e l i „Die Unvollkommenheit des Stoffwechsels als Veranlassung für die
Vermehrung. Berlin 1902.“ E s ist jedoch noch nicht an der Zeit, irgend welche Schlußfolgerungen au f Grund dieser H y pothese
aufzustellen.