Diese spezifische Eigentümlichkeit ä«r Instinkte bei B. sylvarum findet ihiitiErklir
rung darin, daß Hümpel sehr selten im Walde angetroffen werden, ferner darin, daß eine
starke Neigung des Ganges im Walde bei Regengülfo-nicht zk den Folgen führen kann,
wie sie an freiliegenden Orten nicht nur möglich, sondern unter Umständen' geradezu unvermeidlich
sein würden.
Genau ebenso wie die Schwankungen in der Tiefe des Gang® bei den grabenden
Spinnen von den Einflüssen der natürlichen Ausl|||'nicht berührt werden, indem letztere nur
die minimalen und die maximalen Grenzen dikter Tiefe genau bestimmt. — Sehen wir auch bei
verschiedenen Hummelarten gleichfalls in bestimmten Grenzen verlaufende Schwankungen
m der größeren oder geringeren Neigung des zu dem Neste führenden GangesVdU
2) Die andere B e d in g u n ^ t i i der A u sw ah l eines W in k e ls für die A n la
g e des N e s te s b e s teht, wie H ir e it s g e sa g t , in der genüg enden Menge d e il
zum Baue e r fo rd e r lich en Materiales:
- ¿ .Diese Bedingung erweist g ® glijjhwie die Leichtigkeit der ArbeitfSpj eb ep j|
wichtig für die unterirdisch wie für die oberirdisch bauenden Ikin-.melnHldi haMniemals
Hummelnester in-solchen Nadelwäldern gefunden, wo der Hoden Kit Nadeln b e J H i s t ,
mdemflkr m solchen Fällen ganz untauglich zur Anlage:|fein%s Hummelned® ist g B S
eine Abhängigkeit zwischen dem Materiale des NBstes und dessen Standorte j|steht; geht
unter anderem aus der Tatsache hervor, daß z. B. B. muscorwin seine Nester niemals auf
offenen Wiesen anlegt, sondern zu diesem Zwecke stets Waldwiesen. einen Plate am Waldesrande
oder endlich den WalSfcelbst, oder aber andere Orte, wo die zum Bau erforderlichen
Gegenstände zu finden sind, aüswählt. Durch dieselben Verhältnisse .wird naturgemäß auch
der Umstand erklärt, daß wir Ikimmekiester' nie in Kornfeldern oder überhaupt in großen
besäten Parzellen finden solche Orte enthalten eben kein Material für den Bau von Nestern.
Auf die gleiche Weff| erklärt sich endlich auch jene besondere Neigung ¡¡|r Hummeln,
ihre Nester in Tennen und im Strohe änzulegeh: hier gibt es Material in Fülle und
die Hummeln finden was sie brauchen und soviel sie brauchen.
Ich habe zur Besprechung der Auswahl der „Winkel“ noch Itinzuzufügeii, daß
alle diese Winkel, ungeachtet ihrer scheinbar unendlichen Mannigfaltigkeit, im wesentlichen
einander doch sehr gleichen. H j spezifischen Eigentümlichkeiten der Bamnstinktfi
bei den Hummeln sind, wie ich bereits bemerkt habe, auf dieä Suche nach einem Platze
für das Nest zurückzuführen, wobei die einen ihr Nest, unter- der Erde, die anderen über
der Erde, wied«andere hier wie dort anlegen, je nachdem wo jene Bedingungen besser erfüll
tjgnd, welcÄden grundlegenden Anforderungen bei, der Entscheidung der Frage über
die Wahl eines Winkels MMErleichterung der Arbeit und bequeme Erlangung von Bau-
material - entsprechen müssen. In letzterem Falle können wir Nester an den verschiedensten
Orten finden: im Stroh, unter Steinen, an der Oberfläche der Erde, unter dem Boden von
Scheunen u. s. w.
Dabei wird man natürlich berücksichtigen müssen, daß es für die Hummeln weder
Scheunen, noch Stroh- oder Steinhaufen u.s.w. gibt; für sie kann es nur das Bedürfnis nach
solchen Bedingungen geben, welche einen Winkel bequem machen; wo aber dieser Winkel
gelegen sein wird, ob unter einem Hause, unter einem Heuschober, in einem Strohdache,
— dies kann von der Hummel nicht einmal abgeschätzt werden, sondern nur ihrer Auswahl
unterliegen: besucht die Art die gegebenen Örtlichkeiten unter den gewohnten Lebensbedingungen,
so kann sie dort auch einen Platz für ihr Nest wählen, besucht sie dieselben
nicht — so wird sie selbstverständlich auch ihr Nest nicht dort anlegen.
Sehr merkwürdig kommen mir daher die Mitteilungen über „wunderbare“, „ungewöhnliche“
und „sonderbare“ Fälle von Fundorten für Hummelnester vor, welche in Wirklichkeit
durchaus nichts Sonderbares darstellen und nur aus dem Grunde diesen Eindruck
machen, weil die Autoren solcher Mitteilungen annehmen, diese Insekten besäßen die Fähigkeit,
die Gegenstände in derselben Weise zu unterscheiden, wie dies von seiten des Menschen
geschieht.
So schreibt z. B. Professor J. Perez in seinem Buche „Les Abeilles“, der „alleraußergewöhnlichste“
Fundort für ein Hummelnest wäre das auf dem Dachboden eines Bauernhauses
„ä Boyanko(?) en Ukraine“ entdeckte. und von H o ff er beschriebene Nest. Dieses
Nest war in'einem alten Pelzkleidungsstück angelegt, welches in einen Winkel des Bodenraumes
geworfen worden war. Die Species der betreffenden Hummeln ist nicht angegeben.
Ich vermute, daß dieses Nest B. lapidarius angehörte und kann nicht nur nichts
Wunderbares in dieser Wahl eines Platzes finden, sojidern sehe, unter Berücksichtigung
jener Anforderungen, welche der Instinkt an den Nestwinker'stellt, in dem beschriebenen
Falle nur eine genaue Befolgung dieses Instinktes. Der Autor, wie auch viele andere in analogen
Fällen, hat sich durch den Umstand verblüffen lassen, daß die Wahl eines Ortes für
den Nestbau auf einen alten Halbpelz gefallen war; er vergißt dabei, daß ein solcher Gegenstand
für die Hummeln nicht existiert: sie können denselben in seiner Gesamtheit nicht einmal
sehen und sind in keiner Weise im Stande, sich die Gestalt dieses Gegenstandes vorzustellen;
alles, was sie erfassen können, das ist, wie wir oben gesehen haben, ein geschlossener,
warmer, abgeschlossener Winkel, in welchem ein Nest angelegt werden kann.
Wodurch aber dieser Winkel von der Außenwelt abgeschlossen ist, ob durch Stroh,
Fell, Heu, Hobelspäne, Steine — dies ist für die Hummeln gleichgültig und unterliegt nicht
ihrer Kritik.1 Man wird aus diesem Grunde weder in den Mitteilungen von S ch en k ,
welcher ein in einem verlassenen Eichhornneste angelegtes Nest von B. sylvarum beschreibt,
noch in denjenigen Z. Smiths über einen Fall, wo ein Nest von B.agrorum in einem Vogelneste
gefunden wurde und anderen ähnlichen Erscheinungen, etwas „Wunderbares“ oder
„Sonderbares“ finden können.
Indem ich die Schlußfolgerungen aus allem ziehe, was ich über die Wahl eines
Platzes für den Bau des Nestes durch die Hummeln gesagt habe, möchte ich die diesbezügliche
Tätigkeit dieser Insekten in folgender Weise definieren:
1. Eine Station für die Nester existiert bei den Hummeln; ihre Grenzen sind für die
verschiedenen Arten zwar verschieden, stimmen aber, wie es scheint, stets und bei allen Arten
mit den Grenzen der Tracht überein.
2. Als Platz für das zu erbauende Nest, im direkten Sinne dieses Wortes, erscheint
ein sehr beschränkter W|pke l auf der Oberfläche der Erde oder unter der Erde, welcher
den fundamentalen Anforderungen des Instinktes entsprechen muß, und zwar
1 F a b r e verfällt in seinen „Souvenirs Entomologiques'1 in einen-ganz analogen Fehler, indem e r den Bau einer
Hymenoptere in den Kleidern von Arbeitern als eine staunenswerte Erscheinung beschreibt.