besonders wenig nachgiebig erweisen, wenn sie in ein fremdes Nest gesetzt werden. Kaum
haben sie herausgebracht, daß das Nest, in welches man sie gesetzt hat, nicht ihnen gehört,
so gehen sie augenblicklich fort; bietet sich jedoch keine Gelegenheit fortzufliegen,
so halten sie sich abseits von dem fremden Neste und gewöhnen sich nie an dieses letztere.
— Andere Individuen treten im Gegenteil gerne in eine fremde Familie ein, wenn sie
auf keinen Widerstand treffen, wieder andere bleiben sogar dann auf den Waben sitzen,
wenn sie von den Wirten des Nestes überfallen und gezaust werden und geben nur in dem
Falle nach, wenn die Angriffe allzu energisch werden.
In der Gefangenschaft pflegen derartige Angriffe übrigens selten energisch ausgeführt
zu werden, namentlich zwischen Individuen einer und derselben Art; die das Nest bewohnende
Hummel stürzt sich einzeln auf den Eindringling, dessen Anwesenheit sie entdeckt hat,
packt ihn am Beine und läuft um ihn herum; viel seltener setzt sie sich auf denselben, indem
sie ihn zu stechen sucht, wobei beide sich mit den Beinen umklammern, sich miteinander
überschlagen, ohne daß jedoch irgend welche ernstliche Folgen daraus entstehen.
Meistens jedoch verhält sich der Ankömmling selbst dann, wenn sein Kommen von
2—3 Hummeln des fremden Nestes bemerkt wurde, gegen solche Angriffe ziemlich indifferent,
oder er begibt sich in das Innere des Nestes. Damit endet denn auch das Ganze, da
die Hummeln sich in einigen Stunden, oder im äußersten Falle in einigen Tagen vollständig
miteinander einleben. Je entfernter verwandt , die Arten der Hummeln sind, um so besser
erkennen sie sich gegenseitig, und um so unbedingt feindseliger ist ihr Verhalten gegeneinander
bei einer Begegnung im Neste. Hier treten zu dem Geruchssinne augenscheinlich
noch andere Indikatoren für das Eigene und Fremde hinzu.
Bornbus lapidarius und B. terrestris können als ein ausgezeichnetes Beispiel für
das Obengesagte dienen. Ich sah einst, wie eine in ihrem Neste beunruhigte Hummel von
B. lapidarius aus demselben heraüsflög und aus Versehen statt nach Hause zurückzukehren
in ein benachbartes Nest von B. terrestris geriet; als sie dort auf eine Hummelarbeiterin
stieß, griff sie dieselbe wütend an und brachte ihr eine Wunde bei, an welcher jene nach
Verlauf von zwei Stunden zu Grunde ging.
Ich versuchte eine eben erst ausgeschlüpfte B. terrestris einem Volke von B. lapidarius
beizugesellen; die-junge Hummel hatte noch eine ganz glatt anliegende Behaarung,
indem die einzelnen Haare noch nicht ihre normale, vom Körper abstehende Lage eingenommen
hatten. Eine Arbeiterin von B. lapidarius entdeckte die fremde Hummel augenblicklich
und jagte sie zum Neste hinaus.
Über die F ä h ig k e it der Hummeln, ih re Waben zu e rkennen und d ie selben
von fremden Waben zu u nterscheiden.
Die dargelegten Beobachtungen und Versuche beweisen, daß das Erkennen der
Hummeln sowie das Anerkennen der einen als der Ihrigen, anderer als Fremder -u durchaus
durch den taktilen Geruchs sinn bedingt wird; auf die Entfernung können sie die
Ihrigen von Fremden selbst dann nicht unterscheiden, wenn sie sieh nebeneinander befinden.
Ich habe diese Tatsache durch zahlreiche Versuche festgestellt. Um über ihre Beziehungen
zu einer ihnen in den Weg kommenden Hummel oder einem anderen Gegenstände
klar zu werden-, müssen die Hummeln dieses Objekt unbedingt mit ihren Fühlern
berühren. Dasselbe Verfahren wenden die Hummeln auch an, um ihr Nest, ihre Waben
u. dergl. m. zu erkennen.
Durch eine ganze Reihe von Versuchen, bei welchen Bienenwaben in Kisten mit
Hummelwaben verbracht wurden, konnte mit voller Augenscheinlichkeit bewiesen werden,
daß die Hummeln die ersteren nicht als die ihrigen anerkennen. Wenn wir zum Beispiel in
einem Hummelstock einen Teil der eigenen Waben mit Honig ifi einer Ecke, den anderen
in einer anderen Ecke, in einer Entfernung von 2o— 25 cm unterbringen, so werden beide
Teile als eigene anerkannt; die Hummeln halten sich hier wie dort auf und tragen keinen
Honig aus den Zellen der einen Wabe in die der anderen. Legt man die Waben dagegen
nahe aneinander, in einer Entfernung bis zu etwa 4 cm, so vereinigen die Hummeln dieselben
vermittelst aus Wachs verfertigter Verbindungswände.
Ganz anders gestaltet sich das Bild, wenn wir neben die Hummelwabe das Stück
einer Bienenwabe mit Honig legen, so daß beide einander berühren; die Hummeln erkennen
das letztere nich t als das ih r ig e an, indem sie nicht nur beide Waben nicht
miteinander verbinden, sondern auch Bienenhonig in ihre Waben hinübertransportieren.
Man darf jedoch nicht glauben, daß die Hummeln ihren eigenen Honig von dem der
Bienen unterscheiden und es für notwendig halten, letzteren einer gewissen Bearbeitung zu
unterwerfen: füllt man die Zelle einer Hummelwabe mit Bienenhonig, so verschließen die
Hummeln dieselbe, wie sie es auch mit ihrem eigenen Honig machen würden.
Legen wir eine Wabe aus einem Neste von Bonibus lapidarius in ein anderes Nest
(Zwinger) derselben Hummelart in einer Entfernung von 20— 25 cm, so sehen wir folgendes
Bild. Am ersten Tage läßt das Benehmen der Hummeln der fremden Wabe gegenüber
deutlich erkennen, daß sie dieselbe nicht als die ihrige anerkennen. Allein bereits
nach Verlauf eines Tages erkennen sie dieselbe als die ihrige an und laufen zu ihr aus
dem Neste und umgekehrt, genau wie sie dies tun, wenn man Waben aus ihrem eigenen
Neste zerteilt. .
Die Ursache dieser Erscheinung folgt ohne weiteres aus dem, was wejter oben über
die Art und Weise des Erkennens der Ihrigen und des Ihrigen seitens der Hummeln gesagt
worden ist.
Es erübrigt noch, über das V e rh a 1ten de r Hummeln e in e r Art. |u den
Waben von Hummeln eine r anderen A r t zu sprechen.
Ich legte einer Familie von Bombus lapidarius, die ich aus einem zerstörten Neste
nach Hause mitgebracht hatte, Waben von Bonibus terrestris unter. Ein großer Teil der
Hummeln erkannte die fremden Waben n ich t als die ihrigen an, während sie doch die
wenigen Kokons, die ich aus ihrem eigenen zerstörten Neste mit heimgebracht hatte, sofort
als die ihrigen erkannten und sich emsig damit zu schaffen machten. Erst nach Verlauf
von einigen Stunden wurden auch die terrestris-Waben angenommen, und die Tiere begannen
die darin befindlichen Kokons zu bebrüten, die leeren aus den Vorräten mit Honig
zu füllen u. s. w. Das Weibchen machte sich eifrig an seine Arbeit.
Obgleich nun in diesem Falle die fremden Waben Schließlich als eigene anerkannt
wurden, so bleibt doch der Umstand, daß die Hummeln jene anfangs, wenn auch kurze
Zeit hindurch, als fremde betrachteten, immerhin eine Tatsache, die Beachtung verdient.
Zoologica. Heft 46, “ 2