Erster Teil.
Die solitären Instinkte der Hummeln.
K a p i t e l I.
Das Überwintern der Hummeln.
Warum überwintern die W eibchen nicht in ihren Nestern ? Das Aufsu chen eines O rtes für die Überwinterung
durch',.die Arbeiterinnen und die großen W e ib ch en , Einrichtung der Höhle:;}.. Fälle von gemeinsamem
Überwintern mehrerer Weibchen von BombuS'lapidarim.
Ich beginne die’ "fliiersicht der Biologie f e r Hummeln rüit dem Überwintern, da das
Leben des Weibchens, d ie® zukünftigen* Stammesmutter 4:Ä r|,FamUieHge’m e in sc i|:ä i'« d e r
dÄ;„StaatlS? von Hummeln, wie’ die Autoren die F o r m e n flPlWnin-rhnf M p i .Brity jfflit
dieser Insekten bezeichnen, eigentlich erst von dem Momente an bfeginnt, wo jf | das KfÄ''
vor der Periode dsRlberwinterns verläßt. .Die Lebenstätigkeit iles Weibcfeens äu ßSjijlcli allerdings
bereits im Sommer n a « dem V eftt|sen dei;pöeonBj allein d ie® Periodllieinesweberiä
repräsentiert Ä ;h t den Zeitabschnitt eines ^ feitändigen 18:®ins, S n illlÄ lI n jem g m '1 eines
L ebenjHH Glied der Familie, in welcher das Weibchen entstanden ist und'* seine Entwicklung';
durchgemacht hat. Erst nach dem Verlässen des Nestes vor ddr Überwinterttiig^^Blaht das
Weibchen sein unabhähgtjÄL eben. D ie® Lebensperipd^|velche nur den g r o ^ n Weibchen,
d. h. einer verhältnismäßiÄeringen Anzahl von Gliedern der ] I-uminelfamilio. eigentümlich rit
und mit voller Berechtigung als eine Periode, während d|j|pj§§deinen e in s am e n L e b e n s w
a n d e l führen, betrachtet werden kann, ist e in » der wichtigsten Merkmale, durch weichest1
das große Weibchen sich von den übrigen Individuen der Hummelfaiiiille unterscheidet!. Die
Weibchen überwintern nicht in den Nestern, welche ihre Wie^e bildeten und in. welchen'
sie ihre ersten Lebenstage zugebracht haben. Die Ursache dieser Erscheinung'liegt darin,,
daß das Hummelnest‘zum Winter nicht nur einen Friedhof für die daselbst umgekommenen'
Glieder der Humm|J|amilie, sondern auch noch ein Bild~l$stemätischer, durch einander ablösende
Parasiten hervorgerufener Zerstörung darstellt; von diesen letzteren fressen die einen die’ Überreste
der Nahrungsvorräfe andere die Leichen der Hummeln, wieder andere ihre Zellen und
Cüc’öns- u. s. w. Die Tätigkeit dieser Parasiten dauert auch dann noch fort, wenn die jungen,
durch die Männchen befruchteten Weibchen mit der Fragender Wähl’ eines: Ortes*, für die1'
Überwinterung bereits ins Reine gekommen sind. Diese'-Frag||jwird nicht Von allen Hummeln
zur gleichen Zeit entschieden; Ho f f e r bemerkte, daß Bonibus lucorum früher zur
Überwinterung schreitet, als Bonibus terrestris, welche Art nach seinen Beobachtungen zu
di^ B Zeit: dia it bevölkerte und tätige Nester aufweist. Meine eigenen Beobachtungen
-.geben mir keinen Grund zur Unterscheidung der Verschiedenen Hummelarten in dieser Beziehung;.
. AlleSjwas ich hierüber aussagen kann, ’ ists daß der Beginn der Überwinterung
bei le ^H um m e ln mit dem Herbstiwetter im Zusammenhänge steht, und daß die mit besser
geschützten (z. B. unter der Erde oder in Heuschobern angebrachten) Nestern versehenen
Hummeln später zur Überwinterung schreiten als Hummeln mit offen angebrachten Nestern.
Damit will te fc tH K h , nicht gesagt haben, daß das Aufsuchen’ der Überwinterungsorte und
diSfcbersiedeluhg in die Winterlager durch die Hummeln ausschließlich unter der Einwirkung
der Witterung'SSattfinde; ihre; d ie § n ||||lic h e Tätigkeit wird auch durch andere Faktoren
änB tsg f, welche wahrscheinlich denjenigen analog sind, welche ■ ich bei einigen
Vfgefe l-ieobachtct habe.1 ln ähnlicher Weise zeigen ’’die Hummelweibchen, nachdem
sie' ruhig i n ' ihrem Neste- gelebt haben, im Herbste eine außerordentliche Unruhe
und das ■ Bestreben davonzufliegen. Als ich ein solches Weibchen vor dem Eintritte des
Winters; fjtn ,r. Oktober)' zwischen die- Fensterrahmen setzte, wohiniieh zuvor etwas Heu ge-
hatte, vergrub., sich dasselbe -.sofort in letz te rl|| obgleich die-lTemperatur im Freien io°
Wärme e rr^ h% ~ hierÄs folgt natürlichStaß das ’ Bestreben, sich im Heühzu. vergraben,
mberhäupt sich zu verstecken, nicht sowohl eine ölififäche Reaktion auf eine äußere Einwirkung
des umgljipnden MMMlsMondaB i eateni ziemlich komplizierten Instinkt darstellt.
Am nächsten .sonniger. Tage kroch das l a u s dem Heu hervor: augenscheinlich war es
von den Bedingungen des Überwinterungsortes nicht befriedigt. Lange Zeit hindurch stieß
es gegen die d'iehsicrsclieiben. in der Absicht davonzufliegen. Endlich ließ es'-sich im Heu nieder,
doch e rw |* p i |i c h , daß d iB tum m e l ganz recht gehabt halte, den Ort für nicht zweckentsprechend
anzusehen: sowohl dieses Hummehveibchen, wie auch ein zwischen die Fenster
g e s e itjl! w«spenweibchen gingen g jpde im Winter zu |S ru n d e und erlebten das Frühjahr
nicht.2 Worin dieB Jsa ch en der unbefriedigenden Bedingungen• lie fen ,H t schwer Zusagen;
1 Ein dem Neste entnommener Strandläufer (Actodromas minuta), welcher bis zur Periode des Zuges, welchen er
nie gesehen hatte und über welchen e r auch nichts erfahren haben konnte (er war vom D o rfe nach Moskau gebracht
w o rden , lebte im Zimmer und konnte die durchziehenden Artg enos sen, selbst wenn einige derselben sogar über der betreffenden
Straße dahingeflogen w ä ren, weder gesehen noch gehört haben) ruhig in seiner Volière gelebt hatte, gab mir
Anlaß zu folgender Beobachtung: Zur Zeit des Abzuges zeigte e r eine ungewöhnliche Aufregung, flog in der Volière umher,
bemühte sich aus derselben herauszukommen und schlief die Nächte über nicht ; später beruhigte er sich, begann aber
im Frühjahre, zur Zeit der Rückkehr der Artgenossen genau dieselbe Aufregung und Unruhe sowie die Tendenz fortzufliegen,
an den T a g zu legen.
2 In den warmen Ländern wird das „Überwintern“ bisweilen durch andere Ursachen hervorgerufen. C h . F e r t o n
teilt einige interessante diesbezügliche Beobachtungen mit, welche e r im Verlaufe vieler Jahre au f der Insel Corsica angestellt
hatte. E r schreibt u. a. Folgendes : A Bonifacio le Bombus xanthopus Kriechb. a des moeurs différentes ; il vole presque
toute l’année, mais en nombre variable suivant les saisons. L ’été est d’une sécheresse e xtrême dans cette région ;
depuis juin jusqu’à la fin de septembre les pluies sont exceptionelles, e t ne sont que de courts orages, insuffisants pour
les besoins de la végétation. Aussi la saison des fortes chaleurs (juillet, aôut, septembre) est elle pauvre en fleurs, e t partant
en Hyménoptères, le B . xanthopus devient rare ; on ne voit plus en aôut que quelques mâles, et exceptionellement
des femelles. En septembre c e bourdon a disparu, les mâles sont morts e t les femelles sont endormies attendant la floraison
suivante. L e s premières pluies arrivent à la fin de septembre ou au début d’o cto b re , les jeunes femelles de Bombus
xanthopus apparaissent au s s itô t, parcourant l’air d’un vol rapide ; en octobre elles sont nombreuses, elles e xplorent les
touffes e t les tas de pierres, à la recherche de l’emplacement où ellés doivent nidifier. C’est dans la première quinzaine
de novembre qu’elles commencent généralement à butiner sur les Romarins et les Arbousiers, qui sont en fleurs depuis
la fin d’octobre. Enfin les ouvrières apparaissent en décembre e t les mâles én janvier.“ (Ch. F e r t o n . Notes détachées
sur l’instinct,- des Hyménoptères mellifères e t ravisseurs av ec la description de quelques espèces. Annales de la Soc. Ento-
mologique de France . Vo l. L X X , 1901.)