Die Schwankungen, welche wir in der Größe der Nester ¡ ¡ | f s t : beobachten, zeigen
einen Charakter von anderer Art, als ich dies für die f t l f t r der oberirdisch bauehden
Hummeln angegeben habe: dort treten diese Variationen als eine Folge von Schwankungen
des Instinktes des bauenden Weibchensgluf, während hier dieilfcröße der Höhlung
der Große der Familie entspricht und mit der Zunahme dieser letzteren ebenfalls wächst.
Ende Juni fand ich ein Nest im ersten Stadium fl«r -Entwicklung: dasselbe, enthielt etwa
H H Arbeltermnen’ sowie großen Haufen Zellen mit Puppen. Die Größe dpsÄgtfe
entsprach genau der Größe dieses Haufens plus einem für die ungehinderte Zirkulation der
Nestbewohner um diesen Haufen herum notwendigen Zwischenraum. Bei sehr großen Familien
von B. terrestris sind die Nester sehr umfangreich; bei FamiliMsterselben Art oder
anderer, unterirdische Nester bauender Arten, welche noch weniger zahlreich sind Ms die
oben angegebene, ist der Umfang des: Nest^kleiner. D i * Tatsachen yeranlasfen mich
zu der Vermutung, daß die unterirdischen Nester nicht auf einmal fertiggestelll werden und
ihre endgültige Gestalt nicht dem Weibchen, .¡gindern den. Arbeiterinr|jf-verdanken. - -
2) Die Architektur des inneren Nestes der Hummeln.
Das innere Nes*:Äteht fewohl b ild en oberirdischen als auch ®§i den unterirdischen1
Hummeln aus denselben Bestandteilen: der a Ä i^ g eB iilfe f fig a Materiale erbauten Hülle
und dem aus Wachs verfertigten, unmittelbar über «tti Waben befindlichen Deckel.
I B Hu lle nhs" v e g e tab ilis ch em M a t e r i a l e B I r Boden, die Ktenwände, und
bisweilen auch die Decke ¿¡es inneren Nestes werden bei den- Hummli mit kleinen I
partikelchen ausgekleidet. Diese Partikelchen werden sehr dicht aneinandergelegt und bilden
einen Gegenstand blonderer Sjrgfalf von seiten dpr Hummeln. Berücksichtigt man den:
mstand, daß selbst nach starken und anhaltend^ Regengüssen in Nestern,, welche in vorjährigen
Haufen fast verfaulten Stroh|| angelegt wurden? wo die Feuchtigkeit einen J
ordentlich hohen Grad erreicht,Rine t a d e Ä Trockenh* herrscht,'M ist man wohl zu der
nnahme berechtigt, daß der Zweck d i« ;p g e t a b ih * e n Schichtj»en darin-¿steht, die
Wabefpyor Feuchtigkeit zu bewahren.
,.I3leser Tel1 der-Architektur des. Nestes zeigt ebensowenig wie der vorher besprochene
(das äußere Nggj irgend welche Beständigkekjglbst innerhalb^* Grenzen einer Art, und
zwar weder in Bezug auf seine Zusammensetzung noch was iginen Umfang betrifft. -Was
J e Zusammensetzung anbelangtlllsehen wirggiuf Fig: 2® A u. B Weilchen von verschie-
enen Gegenständen, welche mit Wachs untereinander verklebt sind und das Dach über
den Waben des inneren Ne sp -be i ein und derselben Art — B. temsirisH L u s te lle n
Die beiden ersten Nester (A u. B) sind von zwei Weibchen in gn und demselben Strohhaufen •
m einer Entfernung von. etwa 70 cm voneinander und zu derselben Jahreszeit angelegt worden!
ei dem einen besteht das Material hauptsächlich aus mit Wachsi g verklebten Partikelchen
von Roggenblattern und Stroh (Fig^ ^A ), bei dem. anderen dagegen aus den Überrlgten
es dies einer krepierten und bereits in Verwesung übergegängenen Maus (Fig. 20 B, pi).
le Larven von Fliegen, welche den Körper der Maus verstört hatten, fanden sich neben
dem Hummelggste. Es unterliegt keinem Zweifel, daß das Material für das innere Nest zum
Teil aus Vorgefundenen Gegenständen besteht und wenn diese nicht ausreichen, aus der
nächsten Umgebung des Nestes herbeigeschafft wird.
Zum Beschlüsse habe ich bezüglich der Architektur der Hummelnester noch einige
Worte über das Flugloch zu sagen.
Das F lu g lo ch stellt, wie auch alle übrigen Teile der Architektur, eine nicht nur ihrer
Gestalt, sondern auch ihrer Anzahl nach unbeständige Größe dar.
A b
Fig. 20. Teile des Daches über den Waben (Decke des
inneren Nestes), rb — Roggenblätter; ce — Wachsplättchen,
mit denen das Baumaterial v erklebt w i rd ; pi — Mäusefell,
durch ebensolche Wachsplätt Chen verstärkt; s t—Strohhalme.
Fig. 21. Horizontalschnitt durch ein Nest von Bornims
muscorum. N. e — äußeres Nest; *~N^^S&nneres
Nest; o — Flugloch; a b c d — gewundener Gang (tu)
von dem Flugloche zum inneren Neste.
In den unterirdischen Nestern ist allerdings die Zahl konstant: hier ist immer nur ein
Flugloch vorhanden, aber dies? hat seinen Grund darin, daß dasselbe nicht von den Hummeln,
sondern von der Maus angelegt wird, deren Gang den Hummeln als Ausflugsöffnung
dient. Meist ist auch in den oberirdischen Nestern nur ein Flugloch vorhanden; bei
B. muscorum und JB. lapidarius habe ich z. B. stets nur eine Flugöffnung gefunden, durch
welche die Hummeln ein- und ausflogen. Bei B. sylvarum dagegen waren zwei und, wie
es scheint, sogar mehr Fluglöcher vorhanden, da die Hummeln im freien Zustande das Nest
von verschiedenen Seiten her betraten oder verließen. In Fällen drohender Gefahr verlassen
die Hummeln das Nest auch unmittelbar an einer beliebigen Stelle durch seine Deckschicht.
Das Flugloch' ist in den meisten Fällen gut verborgen und wird (z. B. bei B. mus-
sQorum) nahe über der Erde in der Seitenwand des äußeren Nestes angebracht.
Das Flugloch ist augenscheinlich ein zufällig gewählter Eingang durch das bereits
fertiggestellte Material des Nestes, welchen die Hummeln in der Erinnerung behalten. Es
wird nicht speziell hergestellt und von den verschiedenen Arten sowie den verschiedenen
Individuen einer Art nicht in gleicher Weise angelegt. In einigen Nestern von B. muscorum
verläuft es anfangs direkt in die Tiefe des Nestes, in der Richtung zu dessen innerem
Teile (Fig. 21 ab, Horizontalschnitt), biegt sodann scharf nach der Seite um und beschreibt
einen Halbkreis (bcd) nach dem inneren Neste zu (N. i), in welches es an einer dem Eingänge
fast gegenüberliegenden Stelle einmündet.
Die Größe des Flugloches der oberirdischen Nester steht in Beziehung zu dem Wachstum
der Hummeln. Während der Ausbesserung des Nestes kann man sehen, daß diese