trächtlich. Dementsprechend ist auch die Kraft des Tones eine verschiedene, bis zum völligen
Verschwinden.
Es versteht sich von selbst, daß auch alle Erklärungen v. Buttel-Re ep ens, warum man
Trompeter nur bei unterirdische Nester bauenden Hummeln beobachten kann, durch meine
Beobachtungen haltlos werden. Ebenso werden die Erklärungen, die v. B u tte l-R eep en für
den Umstand gibt, daß wir die Trompeter nur früh am Morgen hören, hinfällig; es liegt
kein Grund vor, dies zu erklären, da wir die Trompeter eben zu jeder Tageszeit hören,
können. Abgesehen von diesen Ungenauigkeiten kommt aber die Erklärung v. B u t te l-
Reepens, indem der Autor dasjenige auf die Hummeln überträgt, was bereits für Apis
mellifica bekannt war, nicht nur der Wahrheit näher, sondern sie ist sogar unbedingt
richtig. Der Hummel-Trompeter ist, wie ich bereits gesagt habe, ein lebender Ventilator;
Prof. Pérez begeht demnach einen Irrtum, wenn er den Trompetern eine soziale Funktion
abspricht, und seine eigene Erklärung, wonach dem Summen der Hummeln die Bedeutung
einer Flügelgymnastik zukommt, — stellt einen zweiten Irrtum dar. Anderseits
ist der Autor ganz im Rechte, wenn er vermutet, daß eine jede in dieser Weise arbeitende
Hummel „ne s’agite tant que pour son propre compte“ : weder die Sorge um die
Interessen der „Gesellschaft“ noch das Verständnis der „sozialen“ Rolle haben hier auch
nur den geringsten Einfluß, obgleich die Resultate der Arbeit eben dieser ganzen „Gemeinde“
zugute kommen.
So prosaisch endet die Legende von den Hummeln, die ihre Schwestern mit Musik
zu des Tages Arbeit rufen! Der lebende Ventilator ist nicht nur unfähig zum Hefbeirufen,
sondern er wird auch zweifellos von niemandem bemerkt und gehört.
Wir wollen nunmehr von den alten Untersuchungsmethoden der vergleichenden
Psychologie und von den Schlußfolgerungen ad hominem zu den Resultaten übergehen,
die ich durch Beobachtungen an Hummeln erzielt habe. Diese Beobachtungen geben,
wie wir sogleich sehen werden, auf die Frage: besitzen die „sozialen“ Insekten eine
Sprache, welche der „Sprache“ der höheren Tiere halbwegs ähnlich ist? — die kategorische
Antwort: nein, sie b e s itzen k e ine so lch e S p ra ch e . Können aber vielleicht die
sozialen Insekten sich irgend welche Nachrichten auf eine Art und Weise zukommen lassen,
die nichts mit der Spräche der höheren Tiere zu tun hat? Auf diese Frage antworte ich
ebenso kategorisch: ja, sie können dies, aber als Redeorgan dient ihnen der Geruch und
das Gefühl, und die Psychologie dieser „Sprache“ hat einen ganz anderen Charakter, als
diejenige einer wirklichen, durch das Gehörorgan aufgenommenen Rede. Auch repräsentiert.:
jene Geruchs- und Gefühlssprache, entgegen der. Ansicht der Autoren, keineswegs ein
Etwas, wodurch die gesellig lebenden Insekten ganz besonders ausgezeichnet wären und
direkt mit den höheren Formen der Geselligkeit — dei* menschlichen — verglichen werden
könnten, sondern sie übertrifft dasjenige, was wir bei den solitären Insekten antreffen, in
keiner Weise und bleibt sogar hinter einigen derselben zurück.
1. Die Sprache des Geruchssinnes.
Die Sprache dient bei den Hummeln hauptsächlich zur Lösung zweier Aufgaben,
a) in Fällen der Auswanderung aus dem alten Neste und Anlegung eines neuen zur Mitteilung
über die Lage des letzteren; b) zum Erkennen von Genossen und Fremden. Wir
besprechen nacheinander die hierhergehörigen Erscheinungen:
a) Die M itte ilu n g über den P la tz , wo das neue N e s t b e i der Ü b e r s
ied e lu n g e in g e r ich te t werden soll.
Wenn schwärmende Bienen den Stock verlassen, so si.edeln sie -sich an einem beliebigen
Orte an, indem sie den ersten passenden Gegenstand hierzu benützen, — bisweilen
in einem Mäuseloche, das in einer bestimmten Tiefe zu ihrer Behausung hergerichtet wird.1
Bei den Hummeln findet ein Schwärmen nicht statt, allein Fälle von Übersiedelungen
in Gemeinschaft mit dem Weibchen kommen vor, wenn auch außerordentlich selten. Dera
r t ig e A uswand e run gen aus dem a lten Nes te werden nur „zu F u ß e “ , niemals
im Fluge ausgeführt. Die Ursache dieser Erscheinung liegt natürlich in jenen Eigenschaften
des Geruchssinnes der Hummeln, von denen ich bereits oben gesprochen habe. Während
die Bienen durch die von den „Kameradinnen“ in der L u ft zurückgelassene Spur geleitet
werden, vermögen die Hummeln, die ein analoges Geruchs vermögen nicht besitzen, nur mit
Hilfe des ta k tilen Geruchs einander zu folgen. Übrigens interessiert uns hierbei nicht
sowohl dieser Umstand, als die Frage: wer g ib t N a ch r ich t über die Notwendigkeit der
Übersiedelung und über den Ort, wo das neue Nest begründet werden muß, und auf
we lche W e is e geschieht dies?
Ich kann diese Frage durch folgende Beobachtung beantworten: Mitte Juli brachte
ich ein kleines Nest von Bombus muscorum nach Hause, welches aus nur io— 15 Individuen
bestand, da die Waben durch Parasiten fast vollständig zerstört worden waren. Ich
legte das. Nest mit dem noch darin befindlichen Weibchen in eine Kiste. Um den Hummeln
Gelegenheit zu geben sich zu erholen, gab ich ihnen Futter und reinigte das Nest von den
Parasiten. Durch die Pinzette beunruhigt, krochen die Hummeln mitsamt dem Weibchen
auf-dem glatten Boden der Kiste nach allen Seiten auseinander. Nachdem das Weibchen
eine Zeit lang in der Kiste herumgekrochen war, gelangte es endlich in die dem Neste
gegenüberliegende Ecke und begann sich hier auf einer Stelle hin und her zu bewegen.
Die Arbeiterinnen hielten sich daneben auf. Bald bemerkte ich, daß
das Weibchen den Boden der Kiste, den es mit der Spitze des Abdomens
unmittelbar berührte, unter seitlichem Hin- und Pierbiegen des
Hinterleibes zu beschmieren anfing, und zwar wurden hierbei außerordentlich
feine Wachsteilchen auf den Boden auf getragen. Bei den Arbeiterinnen
rief diese Substanz eine starke Reaktion hervor: sie folgten
den Bewegungen des weiblichen Abdomens unmittelbar und ohne Unter- ^ ^
laß, indem sie die von dem Weibchen hinterlassene, für meine Augen
unsichtbare Spur mit den Fühlern betasteten (Fig. i 24lÄ&ein Verhalten,
das ich bis dahin noch nie bei ihnen gesehen _ hatte. So schwankte der ganze Haufe von
Arbeiterinnen, eifrig tastend, eine Weile hin und her. Bald darauf legten die Hummeln
an dem neuen Platze Wachszellen an. Hierauf schleppten sie das ganze Baumaterial von
dem früheren Neste nach dem neugewählten Orte und bauten ein neues Nest mit Eingang,
1 Ich halte es selbstverständlich, nicht für an gebrach t, mich bei den Anekdoten über Berichte, die der Königin
von ihren au f Rekognoszierung der Örtiichkeit ausgesandten Untertanen erstattet werden, auch nur einen Augenblick aufzuhalten.