lieh da, wo mehrere Kasten vorhanden sind: nicht allein die mörphologüihen Merkmale,
sondern auch die psychologischen Fähigkeiten können in ebenso hohem Maße
verschieden sein, wie bei jeder anderen Symbfös® Diese fehlußfolgerung, in Verbindung
mit derjenigen, weicheich bezüglich des'Fehlens einer mo rp h o lo g isch en E in h
e it lich k e it bei den Hummeln (Bienen, Ameisen u. s. w.) ausgesprochen habe; veranlag!®,
mich, den ersten '¡der drei weiter oben von mir aüf^itellteri» Satze % daß das Zusammenleben
der sogenannten ¡sozialen Insekten ' nichtEflioer: Familie entspricht' — als ¡ I ß
wiesen zu erachten: es gibt bei den Tieren kein|;Solche Familie (in der direkten B^eutung
dieses Wortes); in welcher der moiphologische' Unterschied zwischen den ¡¡federn, aus'denen
dieselbe besteht, dauernd größer bliehe)|is.der Unterschied zwischen Männchen undWeibchen.
B. Das „Z u s am m en le b en ? ;# r Humme ln kann w e d e r a ip s e in e H e rd e ,
noch als eine G e s e lls ch a ft und noch w en ige r als ein S ta a t a u fg p fa ß t werden!
Der Beweis für die Richtigkeit dieses Satzes fällt nicht schwerer, als derjenige: für
den ersten Satz, von dem.soehen die Rede war. Der zweite. Sate wird W i - j j jU .f .V/
i) Durch das F eh len d e / m orpho lo g i s c h e n E in h e it lic h k e it , ,M s ä e bei
Jiner Ansammlung, einer Herde oder einer Gesellschaft in unserem Sinn? stets; vorhanden
ist, einerlei auf welcher EntwicklungsstufSdi^fc l.iolog.ischen Organisationen mich stehen
mögen. Ich werde hierauf nicht nochmals oingelu-.n, sondern nur bemerke# daß durch das
Leben m einer echten „Gesellschaft“ die individuellen morphologischen Eigentümlichkeiten
ihrer Glieder nie verändert- werden, während bei den Hummeln und den .gesellig lebende»
Bienen das Zusammenleben- eine-um s® höhere Stufe,; erreicht, je mehr die individuellen
Glieder der betreffenden Gesellschaft morphologisch und p sy ch o loÄ h verlöten-, haben.
Das Zusammenleben in echten Gesellschaften erweist,-sich als um, i|f vollkommener,
je vielseitiger und entwickelter die Instinkte der die, Gemeinde ausmaeihenden Individuen ‘
sind, und Je mehr ein jedes dieser Individuen aus dem geselligen Leben Vorteil ziehtfe Im
direkten Gegensatz hierzu ist die „Gesellschaft“ der sogenannten sozialen Insekten um ,-so
vollkommener, je mehr die Instinkte der Einzelnere durch spezielle, für die Art vorteilhafte,
für das Individuum dagegen nachteilige Funktionen verändert und.eing<#hränkt. werde®,!
2.) Ein zweiter,-Beweis liegt in der Tatsache, daß nicht nur in der menschlichen Gen,
Seilschaft, sondern auch in den halbwegs entwickelten tierischen Gesellschaften eine A r b
e its te ilu n g unter den Gliedern dieser -Gesellschaften besteht, während bei ,den „Sozialen“
Insekten keine Spur davon zu bemerken ist. Allerdings- reden die Autoren bei der Beschreibung
des Lebens der „sozialen“ Insekten von einer solchen Arbeitsteilung, allein -es-
fallt nicht schwer, den Nachweis dafür zu liefern, daß diejenige -Erscheinung, die bei den
Insekten als „A rb e its te ilu n g “ .beschrieben wird, in keiner Weis® einer solchen entspricht.
Dasjenige, was wir bei den genannten Insekten beobachten, ist keine Einteilung der
Arbeit unter den Individuen einer Gesellschaft, sondern eine V e r te ilu n g Ä’er p h y s io lo
g is ch en F un k tion en , was durchaus, nicht dasselbe ist: die; Arbeitsteilung ist-ein Öko-
nomisches, die Verteilung der Funktionen dagegen ein anatomisch-physiologisches Prinzip. '
Ich brauche hiernach nicht;.ausführlich zu begründen, daß ich eine Verwechslung
dieser beiden Begriffe für einen grob en F e h le r halte. Ich will nur folgendes hervorheben:
greifen wir irgend eine echte Gesellschaft bei den Tieren heraus - von deren erstem Auftreten
an bis zu den höchsten Formen des menschlichen Zusammenlebens S so werden
und können wir niemals eine Organisation derselben finden, die durch mo rph olo gische
E ig en tüm lich k e iten der die G e s e lls c h a ft a usina eilenden G lied e r bedingt wäre,
ausgenommen die Eigentümlichkeiten, die das Männchen vom Weibchen unterscheiden!
Bpi den „sozialen" Insekten .dagegen ist die sogenannte, Arbeitsteilung geradezu eine Folge
4er entsprechenden Veränderungen in der Organisation.
Aus diesem Grunde nimmt die Hummelgemeinschaft, in der die V e r t e i lu n g de r
Funk tion en wenigervscharf Ägesprochen ist, ■ bei allen übrig!* sogenannten sozialen
Insekten, in Wirklichkeit nicht die niedrigste, wie gewöhnlich angenommen: wird, sondern
dg| höchst®..Stufe unter diesen Insekten ein, d. h. diejenigêgwelche von der wahren Ge-
BpSgkeit die geringes Abweichung zeigt.
Die Arbeiterinnen, unterscheidenjllch bei den Hummeln nur wenig von den echten
H B H D 01,(1 ®9teièhnung der kleinen Weibchen in der Hummelfamilie mit dem
.gleichen Ausdruck Arbeitering'.ääer auch; für ;||iwj||feKasten der Bienen, Wespen und
Ameisen gebraucht wird, otseneint daher als nicht ganz, treffend. Und wie die Hummel-
arbeitermnen nicht den Bienenart^|erinnen entsptéèhe®yàf|l#spreclien auch die Drohnen
der Hummeln nicht denjenigen ifer Pu&fjgfiisf suchen sich ihre Nahrung: selbsf un||ar-
beiten im Neste.
Was übrigens die Arbeitsfähigkeit der Männchen bei den sogenannten sozialen Insekten
betrifft, so hat dieselbe nichts mit der Vollkommenheit der „Arbeitsteilung“ bei ihnen
zu tun: bei Melipona z. B., wo die „Gemeinde“ aus der befruchteten Königin, nicht befruchteten
Weibchen (welche parthenogenetisch Männchen hervorbringenfl echten Arbeiterinnen
und Drohnen besteht, beteiligen sich die letzteren an dem Bau des Nestes, sie
besitzen die Fähigkeit gleich den Arbeiterinnen Wachs auszuscheiden u. s. w. Auch dieser
Umstand weist darauf hin, daß die Art des Zusammenlebens der sogenannten sozialen
Hymenopteren keinerlei Beziehung hat zu der Verteilung der Arbeit unter den Gliedern
einer wahren Gemeinde, d. h. zu jenem Prinzip der Arbeitsteilung, wie es in der Soziologie
unter dieser Bezeichnung aufgefaßt wird.
K a p i t e l IV.
Das Studium der verschiedenen Formen biologischer Organisation im Tierreiche
führt zu der Überzeugung, daß zwischen dem Zusammenleben der sogenannten
sozialen Insekten und der wahren Geselligkeit keinerlei Zusammenhang besteht.
Angefangen von Compte1, der im Jahre 1822 die Soziologie als eine „Fortsetzung der
Biologie“ bezeichnete, bis zu K id d 2, der bald nach Compte und S p ence r die Soziologie für
einen „Teil der Biologie“ hielt — vernehmen wir einmütige und übereinstimmende Aussprüche
über die innigen Beziehungen und über die Unzertrennlichkeit dieser beiden Disziplinen der
Wissenschaft, sowie über die Unmöglichkeit, die erstere unabhängig von der zweiten zu behandeln.
Sobald jedoch die Frage aufgeworfen wird, worin denh eigentlich diese Be-
1 A . C o m p t e , Système d e politique positive.
* B e n j a m i n K id d , Social Evolution.