Der Ve lum-R ingmusk e l (Fig. i. MR. V.) besteht aus nur einer in die Hautduplikatur
des Velum und des Innenbogens eingelassenen Faser. Auf dessen mutmaßliche Funktion
wurde schon pag. 23 eingegangen (s.: Text-Fig. VII)g|##
Der C oron a-R in gmu sk e l besteht ebenfalls nur aus einer Faser. Seine Kontraktion
würde die Rückziehung der Corona zur Folge haben, die hier zwar weniger ausgiebig, aber
mit geringeren Mitteln zu Stande käme als durch gleichzeitige Kontraktion aller bei Wimperzelle
B ansetzenden Fasern.
Die am lebenden Objekt schon deutlich sichtbare Querstreifung tritt bei Färbung mit
Eisenhämatoxylin besonders scharf hervor. Zwischenstufen konnten nie nachgewiesen werden,
wohl aber ist die M i t t e ls c h e ib e gelegentlich deutlich zu erkennen (Fig. 21, Taf.IV;
MRV). In jeder Faser korrespondieren die Schichten der einzelnen Fibrillen derart, daß
die anisotropen Schichten einheitliche parallele Streifen darstellen. Jedoch sind, diese Streifen
selten geradlinig, sondern meistens vielfach geknickt (Fig. 21 ; M. lat. p.)j ;so daß die Streifung
nicht senkrecht auf die Faserrichtung zu stehen kommt, eine Eigentümlichkeit, die Sich vielleicht
damit erklären ließe, daß die Fibrillenbündel coronawärts auseinandertreten und die
Streifung schon vor der Trennung auf die spätere Richtung senkrecht verläuft. ¡Dabei, ist
es nur auffallend, daß sich die Schichten nicht gegeneinander verschieben, sondern immer
kontinuierliche Zickzack-Linien bilden. Nun sind wirkliche -Verbindungen zwischen der Fibrillengruppen
nachweisbar, die aber erst deutlich werden, wenn die Trennung ¡||hon stattgefunden
hat. Am angeschnittenen Lat. post, (in derselben Fig.) sieht man korrespondierende
anisotrope Schichten, durch gleichgefärbte Linien miteinander verbunden, die zueinander
parallel und immer entsprechend der Lage der anisotropen Schicht geknickt sind.: Es läßt
sich jedoch aus den Schnitten nicht erkennen, ob jeder anisotropen Schicht eine derartige
Linie entspricht, auch nicht, ob diese wirklich einen Bestandteil des Muskels' darstellt.
Kerne wurden nur selten und degeneriert den Muskelfasern anliegend vorgefunden (Fig 12
Taf. III).
In Betreff dieser komplizierten Muskulatur steht der Cyphonautes im GegensaÜzi zu
allen anderen Ektoprokten-Larven. Bei den meisten wurden trotz der anwesenden retraktilen
Organe überhaupt keine Muskeln beschrieben. Nur bei Flustrella (Prouho 4) findet sich
ein ähnlich kompliziertes, wenn auch nicht homologes,1' System. Querstreifung der Muskeln
wurde jedoch dort nicht beschrieben.
Das Nervensystem.
Die Kenntnis eines Nervensystems bèi C. ist den Untersuchungen Prouhcts (sjilzu
verdanken, und ich kann seinen Ausführungen nur wenig hinzufügen.
Was über Innervation des bimförmigen Organs und der Corona erkennbar war, wurde
gelegentlich der Besprechung dieser Organe ausführlich erörtert und es erübrigt hier nur
noch eine Übersicht des Verlaufs,, der Fibrillen zu geben, die in ihrer äußersten Zartheit,
weil sie mitten im fasrigen Bindegewebe liegen, nur dann überhaupt nachweisbar sind, wenn
sie in größeren Verbänden aüftreten.
Das ganze System besteht aus einem paarigen Fibrillenbündel, das vom Scheitelorgan,
unter dem es aufsplittert (Fig. io, Taf. II N) in der Rückenlinie zum bimförmigen Organ
verläuft (Fig. u , Taf. III. N, vorne), dort erst einen medianen Ast zum plumet vibratil (Fig. i,
Taf. I Nin), dann, sich jederseits in die Gallertmasse einsenkend (Fig. 12, Taf. III N), zwei
intermediäre Äste nach den Wimperwällen (Fig. 13. N im) aussendet, mit der Hauptmasse
aber in die Corona eintritt, um sich jederseits dichotom zu gabeln und in zwei Halbkreisen
nach vorne und rückwärts zusammenzuschließen (Fig. 9, Taf. II. N Co). Dem Innenbogen
folgt ein zartes Bündel, das von der Corona abzweigt (Fig. 21, Taf. IV NJ). Soweit stimmt
Prouhos Schema (5, PI. XXX Fig. 100) bis auf Kleinigkeiten überein. Aber nicht die ganze,
von der Corona resp. dem bimförmigen Organ kommende Fibrillenmasse splittert sich
unter dem Scheitelorgan auf, sondern ein kleiner Teil desselben verläuft in einem paarigen
Bündel zugleich mit dem Dorsalmuskel in der Rückenlinie weiter, wie auf Querschnitten
Fig. 11 (Taf. 11i ) . und Fig. 12 bei N. (rückwärts) nachweisbar ist. Mit dem Muskel tritt
auch das Bündel vor der Corona beiderseits aus der Medianebene aus und folgt den „spiraligen“
Ästen des Muskels (Fig. 21, Taf. IV. N [sp]). Da aber die Fibrillen hier nicht mehr
zu einem dichten Bündel geschlossen sind, wird die weitere Verfolgung unsicher, jedoch ist
es wahrscheinlich, daß sie bis zur Ursprungstelle der spiraligen Äste, an der Schale, wo
sich auch das Kontraktionszentrum der ganzen lateralen Muskulatur befindet, weiter verlaufen.
Daß der Nervenverlauf wie hier beschrieben nur das Gerüst eines wahrscheinlich viel
verzweigteren Systems darstellt, beweisen zahlreiche Abzweigungen; mit Sicherheit konnten
solche jedoch nur in Begleitung der Schlund-Ringmuskeln weiter verfolgt werden (Fig. 11,
Taf. III; MR. Schl.).
Ebenso wie Prouho konnte auch ich bei C. keine Ganglienzellen finden, die nach
desselben Forschers Angaben über die Flustrella-Larve zu schließen, dem Nervenbündel
zwischen bimförmigem Organ und Scheitelorgan seitlich angeschaltet zu erwarten waren.
Prouho hat auch bei der Larve von Alcyonidium (4) dieselben Elemente an gleicher Stelle
wiedergefunden, während Harm er (16) bei dieser Larve einen mit den Fibrillen in Verbindung
stehenden, dem bimförmigen Organ auf liegenden Zellhaufen geradezu „Gehirn der
Ektoprokten-Larven“ nennt. In direkten Beziehungen zu den Fibrillen können hier nur die
Wimper- und Cilien-Zellen angenommen werden. Während andere Zellen, die sich in der
Nähe des Bündels befinden, teils als echte Bindegewebszellen (Fig. 11, Taf. III. Bd. Z.),
teils als Zellen mit phagocytärem Charakter (pag. 32; Fig. 13. K. Z.)Aangesprochen werden
müssen. Außer diesen kämen vielleicht noch zweierlei Zellen in Betracht, erstens: Zellen
oder besser Kerne ohne nachweisbares Plasma von spindelförmiger Gestalt, die in der Corona
innerhalb der Fibrillen liegen (Fig. 21, Taf. IV. xjgg Sie sind jedoch selten und nicht gleichmäßig
verteilt; zweitens: Etwa die inneren Zellen des Scheitelorgans.
Das Fehlen eines anastomosierenden Ganglienzellplexus oder Nervennetzes kann deswegen
nicht verwundern, weil ja die Schalen das Tier zum größten Teil verdecken. Der
isolierten Nervenleitung, wie sie hier zur Verbindung von Endorganen an schalenfreien
Flächen allein vorkommt, dürften wohl vereinzelte Ganglienzellen angelagert sein, doch wird
deren Auffindung im maschigen Bindegewebe noch einige Schwierigkeiten bereiten.