9 1 1 T em Dutzend Wachszellen, die mit Honig gefüllt wurden; endlich legte das
Weibchen Eier ab und es begann ein neues Leben: die Hummeln waren übergesiedelt
Das Hummelweibchen ist demnach dazu befähigt, eine Spur zu hinterlassen, welche
den Arbeiterinnen als, ein Hinweis auf die auszuführenden Arbeiten dient, gleich der Spur
welche von den Ameisen hinterlassen wir|?: damit ihre Kameraden ihnen folgen können!
■rkennen wir,^pe,-.splchi Tätigkeit a ls , ein Element der „Sprache!' an, so wird das : bei
reffende Wort von dem Hummelweibchen mit dem Abdomen geschrieben und von den
Arbeiterinnen mit Hilfe,der Fühler gelesen. Von einem gewissen Gesichtspunkte aus
trachtet, ist dies natürlich eine Sprache, indem mit dieser Methode, ein Insekt seinen Ka-
meia en etwa^sagt . A||m darin liegt noch keine Veranlassung,, die^soziiilen“ Insekten
■ H herauäzüheben und mit Überspringung aller Zwischenstufen neben die
höchsten Tiere — die Vogel oder Säuger — zu stellen; denn über e in e ^ l c h e Sprache
verfugen auch viele solitäre Insekten.
b) Ob er das. „ E r k e n n e n d e r N e s tg en o s sen und fremde r-,Indiv idu en
Außer Uber den Nistplatz können die Hummeln vermittelst ihrer G e r u c h B
sp räche auch darüber unterrichtet werden, ob eine in das Nest geratene Hummel zu
ihnen gehört, oder ob es ,eine Fremde ist.. Die Tatsache; daß ein persönliches Erkennen
weder bet den Bienen, noch bei den Wespen, noch endlich bei den Ameisen vorkommt
wird gegenwärtig augenscheinlich von allen Autoren als feststehend betrachtet- gleichzeitig
wtrd damit natürlich auch anerkannt, daß dasjenige Erkennen, zu welchem diese Insekten
befähigt sind, etwas ganz anderes darstellt, als das Erkennen bei i n höheren Tieren
Diese Fähigkeit :|ezeichnet,Bethe bei den Biepen und Ameisen bekanntlich durch den
Ausdruck C h em o re fle x , indem er tierseiben alles Psychische abspricht und sie den Geruchsorganen
zuordnet. Jeder gegebene Stock oder jedes Nest einer jeden ¿einzelnen Art
gcheidet einen bestimmten. Geruch a u g g nämlich eine besondere, durch den Stoffwechsel
geliefert^^Substanz; indem nun die Individuen, der gegebenen Famijjg die Ihrigen oder
Fremde mit den Fühlern, die mit dem spezifischen Geruchsvermögen ausgerüstet-Sind, S .
rühren, erfolgt der Chemoreflex.
Folgende Tatsachenisjnd geeignet, die betreffenden Verhältnisse! bei den Hummeln
klarzulegen.
I . W W U B M habe ich erwähl«, daß das W e ib ch en in besonderem Maße die Fähigkeit
besitzt, die Ihrigen von Fremden zu, unterscheiden. Fliegt ein Weibchen-; zufällig in
ein fremdes .Nest, so wird es bei der ersten Berührung ihrer Fühler mit einer der Arbeiterinnen
des fremden Nestes:,sich sofort zurückziehen,und davonfliegen; setzt man eine
fremde Hummel m sein eigenes Nest, so wirdg| dieselbe sofort als .¿ine Fremde erkennen
und hinausjagen.
Andere Tatsachen stehen hiermit in Widerspruch. Ich setzte ein junges, soeben
erst aus dem Kokon ausgekrochenes Weibchen von Bornbus lapidarius in ein ihm
fremdes, Nest derselben Hummelart. Es verhielt sich zu -demselben, als wäre es das
sämige; auch die Hummelarbeiterinnen betrachteten das Weibchen als das Ihrige und
HB ■ m RuheB~ E'n anderes MaI set2te ich das Weibchen eines Volkes von Bornbus
lapidarius, das aus verschiedenen Ursachen fast gänzlich zu Grunde gegangen war zu
einem anderen Volke derselben Art, welcliesr kein Weibchen besaß. Die Arbeiterinnen erkannten
das fremde Weibchen nicht als ein Glied ihrer Familie an, allein das Weibchen
beachtete dies nicht im geringsten, begann die Waben zu besorgen, dieselben zu bebrüten
u. dergl. m. Nach einem Tage erwies sich die Familie schon als ein wohl zusammengefügtes
Ganzes und das Weibchen war in seinen „Rechten und Pflichten“ anerkannt. —
Einstmals brachte ich ein Weibchen von Bornbus terrestris von einer Wiese mit nach
Hause und setzte dasselbe in ein weiselloses Nest von Hummeln derselben Art. Sofort
stürzte sich eine Arbeiterin auf das fremde Weibchen, welches sich unter die Waben versteckte;
später kroch es nach oben und begann aus einer Zelle Honig zu saugen. Die Arbeiterinnen
überfielen das Weibchen; es begann eine Balgerei, in welcher die Wirte des Nestes
den an greifenden Teil bildeten; das Weibchen begnügte sich damit, die Angriffe abzuwehren
und versteckte sich wiederum unter die Waben. Nach etwa zwei Stunden fand ich es auf
den Waben, ganz ruhig neben den Arbeiterinnen sitzend; alle saßen durchaus friedlich bei'
sammen, als gehörten sie zu einer Familie.
Unveränderlich und beständig ist das Betragen der Königinnen verschiedener Völker
zueinander: eine Begegnung derselben im Neste führt unausbleiblich zu einem hartnäckigen
und tödlichen Kampfe.
Bei den Hummelarbeiterinnen; ist die Fähigkeit, die Ihrigen von Fremden der gleichen
Art zu unterscheiden, viel schwächer ausgebildet, als bei den Weibchen, und überdies nicht
nur bei verschiedenen Völkern, sondern auch bei Individuen eiri und desselben Volkes verschieden
groß. Hierüber habe ich eine Menge von Versuchen angestellt.
Ein Teil dieser Experimente ergab, daß die Hummelarbeiterinnen sich in der Gefangenschaft
hinzukommenden Individuen gegenüber oft recht gutmütig verhalten und dieselben
durchaus nicht angreifen, wie die letzteren es in Bezug auf die Wirte tun.
Ich besitze eine ganze Reihe von Aufzeichnungen mit dem Vermerke, daß 4, 5, 10,
20 Individuen in ein bestimmtes Nest gesetzt wurden, und daß der Zuwachs von dem fremden
Volke ohne den geringsten Widerstand oder doch nur mit ganz geringem Widerstande aufgenommen
worden war. Besonders gut gelangen mir diese Versuche in den Fällen, wenn
ich die Hummeln, nachdem ich sie gezeichnet hatte, für die Nacht hinzutat. Es kam sehr
häufig vor, daß die hinzugesetzten Hummeln die Rolle der Wirte übernahmen, die Wirte
dagegen sich wie Geschwister der Ankömmlinge verhielten, und zwar ohne die geringsten
Schwankungen oder Mißverständnisse. Es ist hierbei von entscheidender Wichtigkeit, ob
die hinzugesetzten Hummeln aus einem normal beweiselten oder einem weisellosen Volke
stammen.' War das letztere der Fall, so gelang die Vereinigung um so leichter, je länger
die Weisellosigkeit gedauert hatte. Es kam einmal vor, daß eine weisellose Hummel, die
in ein fremdes Nest gesetzt ward und dort verblieb, bei der Heimkehr von der Tracht in
ihr früheres, am benachbarten Fenster belfegenes weiselloses Nest einkehrte und sich hier
an eine Arbeit machte. Ich nahm die Hummel mit der Pinzette und setzte sie in jenes
fremde Nest zurück, aus dem sie ausgeflogen war, worauf die Hummel daselbst ihre Arbeit
ruhig fortsetzte, ohne die Veränderung zu bemerken: Von großem Interesse sind in dieser
Hinsicht auch Versuche an einer Arbeitshummel Von Bornbus muscorum, die mit verkümmerten
Flügeln aus der Zelle eines schon seit langer Zeit weisellosen Nestes ausgekrochen
war. Ich verbrachte dieselbe aüs dem Neste Nr. 2 in das Nest Nr. 15 (ebenfalls
von Bonibus muscorum und ebenfalls weisellos). Die Hummel fraß zuerst von dem als