Den Übergang von den -solitären, Halictus >zu den sozialen Insekten kohstruiel
v. B u ttel-R e ep en auf Grund folgender Betrachtungen:
„In besonders günstigen Gegenden entwick elte sich vielleicht eine Nestform ® i l ic h wie die bei
H a l t e t u s q u a d r i c i n c t u s zu großem Zellenreichtum, H daß viele Junge der 'rein Weiblichen Sommergeneration,
da sie keiner Befruchtung bed urften^sofort ihren Eütteruistinkten beim A n b lick der noch ojfenen
Zellen gehorchten und Nahrung herbeitrugen und so der Mutter zur Hand gingen, wenn ich mich | | r a i i| |
drücken darf. Sie halfen nun naturgemäß n icht allein bei der Fütterung, S o n d e rn kamen auch ihren Bau-
und Legeins tink ten nach, so daß je tz t in der T a t mehrere W eibchen an eineim'Nest tätig waren. D ie ers te
Familie (Kolonie) war damit erreicht.
Trotz der ganz unwahrscheinlichen Annahme, daß die Sommerweibchen von Halictus
„bei dem Anblick der leeren Zellen ihrer Mutter hilfreich zur Hand gingen (einer Annahme,
welche mit der von dem Autor selbst und zwar mit vollem Recht* aüfgestelltehjThesi
von der .Unveränderlichkeit dei^ Instinkte u n t | | der E inw irk u n g psychiH pier M ol
tive», in direktem Widerspruche • steht), lassen dl® Beobachtungen, durch - w||he das■ VoÄ
handensein gewisser elementarer sozialer Instinktefei Halictus sowie die Befähigung dieser
Bienen zur P a r th en o g en e se festgestellt werden, die Ansicht v. B u t te l H e ep en s -
diesejdnsekten stellten eine, der untersten Etappen der phylogenetischen Stufenleiter der
gesellig lebenden Insekten dar — als äußerst. glaubwürdig erscheinen.
Man wird natürlich zugeben müssen,, daß zwischen Halictus und den Hummeln nn
endlich weniger Ähnlichkeit als Unterschied bestellt, was sogar in der -Parthenogenese:; zu
Tage tritt; bei Halictus hat diese letztere keine anderen Folgen als jene, dtp bei den d"er
Parthenogenepjj fähigen Insekten allgemein yetbreitei »ihd (und .dik^chon L e ^ S a r t als
ein Mittel der Art, die Zahl ihrer Individuen zu vermehren, bezeichnet ;hatj;;Hg und sie
steht in keinerlei Beziehungen zu besonderen Erscheinungenihi|||ZusammehfebenSi;
Bei den Hummeln und. anderen genannten .„-.sozialen" Insekten dagegen hat die ,Earthejjj&
genese einen gänzlich anderen, Sinn und eine änd;|je .Bedeutung, hierlfesteht ihre Ä u fg llfl
nicht darin, die Individuenzahl einer Art zu vergrößern, sondern in der Errichtung einer,
besonderen Form des,Lebens, als deren Grundlage und notwendige Bedingung die Pärtheno-
genese erscheint, und die, wiküuch jede ander,e~-Fonn, eitles derg Mittel im Kampfe um
das Dasein darstellt.
Immerhin besteht die Parthenogenese sowiejgewisse ändere Ähnlichkeiten, so daß die
Annahme v. ButtelbReepens durchaus nichtKUnwahrscheinliche|*iin;;?sich trägt. Daß
aber v. B u ttel-R e ep en gerade Halictus als diejenige Form bezeichnet hat, von der seiner
Auffassung nach bei den Insekten die höchste Art der Geselligkeit ihren Ursprung; nimmt,
und zwar hauptsächlich deswegen, weil hier wie dflrt P a r th en o g en e s e vorkommt, —
erscheint mir lehrreich für die Lösung der ganzen Frage.
Die Phylogenie .derjenigen Reihen von Bienen, deren Gipfel die sozialen Insekten
(Hummeln und Honigbienen) einnehmen, wird demnach durch Formen eröffnet, von welchen
die jeine Neigung zürn Parasitismus (Sphecodes), die andere Befähigung zur Parthenqgenesbi,
(Halictus) besitzt. Beides spricht, wie mir scheint, in hohem Grade für die von mir verteidigte
Lehre.
1 v. B u t t e l - R e e p e n behauptet, und darin kann man mit ihm nur übereinstimmen, daß die Motive zu den
Handlungen be i den Insekten in d e r Biologie, nicht aber in der Psychologie zu suchen sind.
Die Parthenogenese, von welcher die „Stäaten“-Bildung der sogenannten „sozialen“
Insekten ihren Ausgang nimmt, stellt keine zeitweilige und vergängliche Erscheinung dar,
sondern ein unveränderliches, obligatorisches Merkmal dieser Staatenbildung, w elches um
so w ich t ig e r e rs ch e in t, als schon der C h a r a k te r d ie s e r P a r th e n o g e n e s e
se lb s t auf deren r e g r e s s iv e Natur hinweist. Die Bedeutung dieses Faktors ist der
Aufmerksamkeit der Autoren merkwürdigerweise entgangen; die Tatsache selbst ist natürlich
schon längst vermerkt worden, aber ihre biologische Bedeutung ward weder festgestellt
noch erwogen. Und doch ist diese Bedeutung, ohne Übertreibung gesagt, ganz unermeßlich.
Wir wissen (Al.Mrazek), daß bei gewissen Tieren (z. B. dem Rädertier Asplanchna), das
parthenogenetische Ei wenn auch nicht immer, so doch bisweilen auf andere Weise gebildet
wird, als das befruchtete Ei und dabei ein anderes Dottermaterial (matériel vitellin)
besitzt. Wir wissen ferner durch Mrazek,*
„q u e dans la parthénogénèse, lè . second globule polaire ou ne se forme pas (W e i sm a n n ) ou,
après s ’être formé , rentre dans l’oeu f e t s ’unit de nouveau à la vésicule germinative ( B r a u e r 1903).
C e tte copulation du second globule avec la vésicule germinative est vraiment nécessaire à l’oeuf pour qu’il
puisse se passer de spermatozoïde et se développer parthénogénétiquement.
Chez les Vertéb rés, on. sait qu’il n’y a pas d ’exemples d ’oeu f parthénogénétique donnant naissance
à un nouvel individu; on admettait cependant que ce t oeu f pouvait subir un commencement de développement.
L e s observations de J a n 2 e t de B a r f u r t h montrent qu’il n ’en est rien, que dans certains cas
l ’oeuf considéré comme parthénogénétique ne l ’est pas, mais qu’il est fécond é par des spermatozoïdes ayant
séjourné longtemps dans les voies génitales de la Poule. Pour les oeufs sûrement parthénogénétiques provenan
t de Poules vierges,' B a r f u r t h montre que c e qu’on a appelé segmentation n ’e s t qu’un simple
morcellement physique de vitellus sans multiplication de noyaux.
Wir wissen mit anderen Worten, daß das Ei, welches sich parthenogenefisch entwickelt,
bereits gewisse Eigentümlichkeiten in sich birgt, die mehr oder weniger tief eingreifende
Folgen für die daraus entstehende Form nach sich ziehen können.
Es ist ferner von besonderem Interesse, daß nicht nur die bei der Parthenogenese
auftretenden Eigentümlichkeiten erblich sind, wie dies von E. W a r r en (entgegen der
aprioristischen Ansicht W e ism an n s ) nachgewiesen wurde, sondern auch daß die auf
parthenogenetischem Wege entstandenen Individuen (z. B. bei den Daphniden) der Variabilität
in noch höherem Maße unterworfen sind, als dies unter gewöhnlichen Verhältnissen der
Fall ist. *
Die Parthenogenese führt demnach, kraft ihrer Besonderheit, eigenartige, von den
normalen Lebensbedingungen abweichende Elemente in das Leben der betreffenden Tiere
ein. So darf denn das Vorhandensein von Parthenogenese bei der Bewertung von Erscheinungen,
welche durch dieselbe bedingt und charakterisiert werden und sich auf deren
Grundlage entwickeln, nicht ignoriert werden : eine -■„Geselligkeit“, die durch Parthenogenese
bedingt wird und derselben ihre Entstehung verdankt, ist schon allein aus diesem Grunde
etwas gänzlich anderes, als die echte Geselligkeit, in welcher die Parthenogenese keinerlei
Rolle spielt. Für die Beurteilung der „Geselligkeit“ der sozialen Hymenopteren gilt dies
1 Das nachfolgende Zitat is t einem französischen Werke entnommen.
* J a n . Die parthenogenetische Furchung des Hühnereies. Inaug.-Diss., Dorpat.