sie nach dem Fenster zu dem Punkte B, d.h. zu den le itend en Punkten, und geriet
von dort, indem sie den Bogen B— C beschrieb, direkt in das Nest.
Ein w e ite re s B e isp ie lt Die Kiste K (Fig. 48), in welcher sich das Nest mit den
Hummeln befand, die den Weg hierher schon längst ohne zu irren gefunden hatten, bedecke
ich mit einem Brette A. B. C. D, wobei ich neben dem Brette einen kleinen Zwischenraum
0 0 offen lasse, damit die Hummeln hindurch gelangen können. Eine derselben (ihr
Weg ist durch die Zahl 1 angegeben) geriet in das Nest, ohne sich zu irren. Eine andere
(deren Weg mit 2 bezeichnet ist) ließ sich auf das Brett bei a nieder, sodann auf b und c,
und geriet erst dann in das Nest: es ist k la r , daß sie das B re tt nich t geseh en
h a tte, also d en jen ig en G egen stan d , auf welchen sie h e rab flo g . Sie sah dasselbe
nicht und korrigierte ihren Irrtum selbst dann noch nicht, als sie ihn zweimal wiederholt
hatte, da sie das dritte Mal von neuem gegen das Brett stieß.
Zu derselben Schlußfolgerung läßt uns auch der Flug der Hummel gelangen, deren
Weg mit der Zahl 3 bezeichnet ist.
Nicht weniger anschaulich wird die Richtigkeit unserer Schlußfolgerung auch durch
folgende Tatsache bewiesen: Ich legte ein von mir nach Hause mitgebrachtes Hummelnest
in eine hölzerne Kiste, welche ich, um den Hummeln Zeit zu geben, sich zu beruhigen, so
mit Büchern verdeckte, daß der äußere Anblick des Gegenstandes absolut nichts mehr mit
einem Hummelneste gemein hatte. Einige Hummeln fanden eine kleine Öffnung in der
Wand der Kiste und flogen zum Fenster hinaus. Nach Hause zurückgekehrt, bestimmten
sie die Lage des Nestes ganz richtig und ließen sich auf die Kiste nieder, welche sie noch
nie gesehen hatten und welche weder in ihrer Färbung, noch in ihrer Gestalt, noch in ihrer
Größe an ein Hummelnest erinnerte. Ohne die Möglichkeit zu besitzen, in das Innere einzudringen,
fühlten sie sich nichtsdestoweniger zu Hause und verteidigten ihr Nest bei meiner
Annäherung, indem sie drohend auf mich zu flogen.
Die Richtigkeit der Angabe, daß die Hummeln, indem sie sich auf das Nest niederlassen,
nicht immer von dem Sehvermögen, d. h. von der Gestalt und anderen Merkmalen
des Nestes, sondern von jenen leitenden Punkten beeinflußt werden, welche sie sich bei
dem Ausfluge im Detail einprägen und welche ihnen den zum Neste führenden Weg anweisen,
1 wird noch deutlicher und augenscheinlicher gemacht durch die Versuche mit dem
Verschieben dieser Nester innerhalb der Sphäre des Sehens der Hummeln.
Im nachstehenden teile ich einige von diesen Versuchen mit.
Nachdem die Hummeln sich an die Lage ihres Nestes Nx
(Fig. 49) gewöhnt haben, zeichne ich einige der ausgeflogenen Hummeln
und verschiebe das Nest unmittelbar darauf um 35—70 cm auf
die Seite (N2), wie dies auf der Fig. 49 angegeben ist. (Die Untersätze,
auf welchen die Nester stehen, sind auf der Figur nicht angegeben,
um dieselbe nicht durch überflüssige Details komplizierter zu
gestalten,!
Die Hummeln werden in der Linie af durch das Fenster herausfliegen
und in der Linie rf zurückkehren; nachdem sie über die
Stelle, wo das Nest gestanden hatte (Nx) hinweggeflogen sind, werden
sie sich zur Diele (pe) herablassen und hier ihre Nachsuchungen anstellen,
welche sie unendlich oft wiederholen werden. Nach lang andauerndem
Suchen auf der Diele kehren sie wiederum zu den „leitenden
Punkten“ im Fenster zurück und fliegen endlich ganz weg, um
nach einiger Zeit wieder in das Fenster zurückzukehren und dasselbe j»
Manöver von neuem durchzumachen, welches soeben beschrieben
wurde. ' F'e' 49
Es ist von besonderem Interesse, daß wir die soeben beschriebenen Fehlgriffe und
Nachsuchungen sogar dann beobachten, wenn das Nest sich nicht in einem künstlich
verfertigten Zwinger befindet, welcher seinem Aussehen nach den Hummeln gänzlich
unbekannt ist, sondern, wie dies einmal der Fall war, in demselben Behälter, in welchem
es sich im Freien befand: Ich stellte ein Nest von Bombus muscorum in demselben
Starenhäuschen zur Beobachtung auf, in welchem es von den Hummeln angefertigt worden
war; als diese letzteren sich an die neue Lage des Starenkästchens gewöhnt und ihre
regelmäßigen Ausflüge und Rückflüge begonnen hatten, stellte ich das Starenkästchen um
etwa 18 cm weiter zur Seite und beobachtete nun dasselbe, was ich bei dem schon beschriebenen
Versuche beobachtet hatte. Ich habe einige Fälle notiert, aus welchen hervorgeht,
daß wir auch bei freilebenden Hummeln ganz analoge Erscheinungen beobachten können.
Wenn ein Nest von der Stelle weggenommen wurde, wo es stand und wo keine Spur von
ihm übrig blieb, ja sogar statt des sich über den Boden erhebenden Nestes sich eine Vertiefung
in der Erde bildete, flogen die Hummeln, welche bei der Wegnahme des Nestes
nicht zugegen waren und daher nicht mit demselben gefangen wurden, ebenso genau auf
jene Stelle zu, wo sich das F lu g lo ch befunden hatte. Natürlich finden sie dasselbe
nicht mehr vor und fliegen sofort wieder weg (zu den Richtungspunkten), kehren sodann
wieder auf dieselbe Stelle (zu dem Flugloche) zurück und fliegen von neuem fort. Nach-
1 Da sjenige, was im III. Kapitel des I. Teiles über den Geruchssinn bei den Hummeln und das Herüberfliegen
derselben über das Nest gesa gt ist, macht es überflüssig, mit diesen Tatsachen bei den in Rede stehenden Erscheinungen
zu rechnen.
Zoologlca. lieft 46. jq