uberzeugen: Angenommen, die Blüten lockten die Hummeln nicht durch ihre Farbe, sondern
urch den Geruch ihres Honigs an, so würden die letzteren natürlich nicht auf diejenigen
der für den betreffenden Tag gewählten Blumen zufliegen, welche ihres Honigs durch frühere
Besucher bereits beraubt worden sind; es ist indessen unb ed ing t notwen d ig, daß die
Hummel jedesmal dicht zu einer Blüte heranfliegt, bevor sie entscheiden kann ob diese
letztere Honig enthält oder nicht.
Indem ich alle von mir in Bezug auf diesen Gegenstand erforschten Tatsachen zusammenstelle,
glaube ich die Lösung der aufgeworfenen Frage in folgender Weise formulieren
zu können: Die Hummeln lassen sich bei dem Besuche von Blüten nicht von einem
sondern von zwei Sinnesorganen leiten, und zwar: j ) von dem Seh ve rm ögen , welches
ihnen e rm ö g lich t , die F a rb e der B lü ten zu unter sch e id en und infolgedessen
1 H H I dlejenige RlchtunS lenkt, wo sich die im gegebenen Momente erwünschten
Bluten befinden, und 2) durch ein sehr f e in e s und s p e z i f i s c h e s G e ru c h s v o r
mögen, welches ihnen die Möglichkeit bietet, in Erfahrung zu bringen, ob eine gegebene
Blute Honig enthalt oder nicht, — eine außerordentlich wichtige Fähigkeit, wenn man den
großen Wert der Zeit berücksichtigt, an welcher so viel als möglich gespart werden muß,
Im Zusammenhänge mit den soeben behandelten Fragen steht die bekannte Fähigkeit
der Hummeln, an den langgestreckten, röhrenförmigen Blütenkronen gewisser Blumen (z. B
bei Melampyrum nemorosum) eine Öffnung über dem Homgbehälter zu durchnagen wo-
urch sie dte Möglichkeit erlangen, den Honig auf dem kürzesten Wege ;zu erreichen, ohne
sich auf die Blute zu setzen und ohne daß sie durch die Notwendigkeit, den Rüssel titf in
die Blute hineinstecken zu müssen, Zeit verlieren.
Auf die psychologische Bewertung dieser Erscheinung werde ich weiter unten zurück-
ommen; zuvor will ich einige Worte darüber sagen, inwiefern diese Erscheinung zur Entscheidung
der.Frage über die Rolle des Geruches bei dem Einsammeln des Honigs durch
die Hummeln beiträgt.
Durch Beobachtungen wurde nachgewiesen, daß die Hummeln die von Insekten zur
ewtnnung von Honig auf die genannte künstliche Weise besuchten Blumen ebensogut zu
unterscheiden verstehen, wie bei dem normalen Verfahren.
, f l ,..In na^hstellendem teile ich eine meiner zahlreichen Beobachtungen mit, welche zur
Aufklärung dieser Frage dienen.
Eine. Arbeiterin von Bornbus terrestris kam auf die Waldwiese, wo ich meine Be-
obachtungen anstellte, angeflogen und ließ sich auf einer Blüte von Melampyrum nemorosum
nieder, wobei,sie sich nicht der Öffnung der Blütenkrone, sondern deren Basis zuwandte-
nachdem die Hummel auf ein anderes Exemplar dieser Pflanze hinübergeflogen war untersuchte
tch das erste mit der Lupe u.s.f. Alle Blütenkronen waren an der Basis durchnagt. Die
ummel durchflog die Waldwiese, wobei sie einen unregelmäßigen Kreis von etwa 6 m im
Durchmesser beschrieb, und flog schließlich an dieselbe Stelle heran, von wo aus sie ihren
Flug begonnen hatte, und zu denselben Exemplaren von Pflanzen, wo sie bereits vor
10-45 Minuten verweilt hatte. Während des Herüberfliegens. von einer Pflanze, auf eine
andere setzte sich die Hummel mehrfach auf solche, welche.sie soeben erst besucht hatte, -
wobei sie unmittelbar nachdem sie sich niedergelassen hatte auch wieder davonflog; bisweilen
flog sie auch davon, nachdem sie sich einem Blumenkelche genähert hatte, ohne
jed och den Rüssel in die hier früh e r an g eb ra ch te Öffnung hineinzusenken.
Als die Hummel ihren Kreisflug beendet hatte, zu dessen Ausgangspunkte zurückgekehrt
war, und sich auf einige Blüten niederließ, bemerkte sie (ohne jedoch dabei mit dem
Rüssel oder mit den Antennen in das Innere der Blüten einzudringen), daß diese bereits
ausgenutzt waren, worauf sie sich in die Luft erhob und davonflog.
In der Fig. 25 gebe ich einige Abbildungen der Öffnung (o) in den Blütenkronen
von Melampyrum nemorosum von einer und derselben Pflanze. Man bemerkt un-
schwer, daß die Gestalt dieser Öffnungen
e ine v e r sch ied en e ist. Zieht man ferner in
Betracht, daß die Ränder einiger Öffnungen
vertrocknet sind und sich in Gestalt und Umfang
nicht verändern konnten, ferner daß die
Hummeln, indem sie ihren Rüssel durch diese
Öffnung in den dahinter befindlichen Honigbehälter
stecken, gar nicht im stand© sind,
f l !
F ig. 25. o — Öffnungen, welche von den Hummeln in den
Blütenkronen von Melampyrum nemorosum zur Gewinnung
deren Gestalt zu verändern, endlich daß die
des Nektars angebracht wurden.
Öffnung in solchen Blüten, welche von den
Hummeln sofort, nachdem sie sich ihnen genähert hatten, ( ohne den geringsten Versuch,
sich davon zu überzeugen, ob die Blüten Honig enthalten oder nicht —, wieder verlassen
worden waren, daß diese Öffnungen, sage ich, nicht selten von den Spitzen der Kelchblätter
bedeckt sind,%f- so wird man begreifen, daß das Sehvermögen bei der Entscheidung der
Frage, ob die betreffende Blüte Honig enthält oder nicht, keinerlei Anteil hat.
Gleichzeitig ersieht man hieraus, daß diese Frage von den Hummeln vermittelst des
Geruchsvermögens entschieden wird, wobei sie jedoch genötigt sind, ganz dicht an die Blüte
heranzufliegen.
Wir wenden uns nunmehr zu der Frage über die psychische Natur derjenigen Handlungen,
welche die Hummeln, um die Arbeit und Zeit bei der Gewinnung des Honigs zu
verkürzen, bei dem Durchnagen einer Öffnung in den Blütenkelchen ausführen.
P e re z 1 erklärt die psychologische Bedeutung dieser Erscheinungen, indem er die bekannten
Beobachtungen und Ansichten D a rw in s in dieser Frage anführt, auf folgende
Weise :
„ L e s animaux, en opérant ainsi, n’agissent pas simplement sous l’impulsion de l’aveugle instinct.
I l s f o n t a s s u r é m e n t p r e u v e d ’ i n t e l l i g e n c e . On n ’en peu t douter, quand il s ’agit de tirer parti du
labeur d ’autrui. E t pour celui que l’insecte e x é cu te lui même, le raisonnement es t manifeste.
Nous venons de d ire , que le bourdon est parfaitement capable de s ’emparer du nectar du trèfle
rouge. Il troue cependant ce tte fleur quand elle es t en grand nombre. Quel en peu t être le motif? Il
n ’y a que l’économie du temps. Il est avan tageux pour le bourdon e t aussi pour l’abeille de visiter en un
temps donné le plus de fleurs possible. Une fleur trouée ex ig e moins de temps pour être épuisée de son
n ec ta r qu’une fleur non perforée, e t l’abeille peu t pliiS tô t passer de ce tte fleur à une autre. D a r w in a
fréquemment o b se rv é , dans plusieurs espèces de fleu rs, que la perforation une fois effe c tu é e, abeilles et
bourdons suçaient à travers ces perforations e t allaient droit à elles, renonçant au procédé ordinaire, et