Die diesbezüglichen Schlußfolgerungen des Autors beruhen augenscheinlich auf Beobachtungen
an einem Nest von Bombus terrestris und seine Beschreibung von der Anfertigung
der e rsten Eierzellen durch diese Hummeln ist ganz richtig: hier werden in der
Tat Nahrungsvorräte beobachtet, wenn auch nicht immer, wie H o fe r angibt, unter den
Eiern, sondern bisweilen a u f denselben; mit anderen Worten, das Futter wird bei ihnen
nicht vor der Eiablage, sondern nach derselben vorbereitet. Ich wenigstens habe bei
Bombus terrestris Eierzellen beobachtet, welche folgendermaßen eingerichtet waren: Auf
dem Kokon coc (Taf. I, Fig. 5, welche eine geöffnete Eierzelle pi in starker Vergrößerung
zeigt), sehen wir die Eierzelle pi, unter deren Wachsdecke ce _ oben ein Vorrat von
Nahrung (po) liegt und darunter die Eier ov. Diese letzteren sind der Oberfläche des
Kokons coc, auf welchem die Eierzelle angebracht ist, nicht in ho r izon ta ler , sondern
in v e r t ik a l e r Richtung zugekehrt. Im übrigen ist die Lage der Eier bei Bombus
te7'restris ziemlich unregelmäßig, nicht immer so regelrecht, wie dies auf der Taf. I, Fig. 5
angegeben ist.
Was hier über die Einrichtung der Eierzelle und Lage der Eier gesagt wurde, bildet
jedoch keine a llg em e in e Regel: bei Bombus lapidarius, Bombus muscorum, Bombus
sylvarum und anderen Hummeln verhält sich die Sache anders. In den vielen Dutzenden
von Eierzellen, welche ich bei diesen Hummeln öffnete, fand ich n iem a ls N a h r u n g s vo
r rä te , wie sie von dem Weibchen angelegt werden.
Das Aussehen und die Einrichtung einer solchen Eierzelle sind die folgenden: Auf
der Taf. I, Fig. 6 sehen wir sie an der Seitenwandung eines großen Kokons angefertigt;
auf Taf. I, Fig. 7 sehen wir eine Wabe, auf deren Kokons vier Eierzellen angebracht sind.
Alle haben das Aussehen eines kleinen Hügelchens von brauner Farbe. Öffnet man dieselben,
so sehen wir folgende Anordnung (Taf. I, Fig. 8): Auf dem Gipfel des Kokons befindet
sich die Eierzelle pi; die Wachshülle, aus welcher die letztere besteht, ist im Vergleich
zu später sehr dick. Unter dieser Hülle liegen die Eier (ov) in Form einer regelmäßigen
kleinen Pyramide; die Zahl dieser Eier kann sich (aber nur äußerst selten) auf
eines beschränken und geht bis zwölf, selten mehr. In den meisten Fällen sind es deren 6—8.
Die E ie r lie g en ste ts p a ra lle l der Oberfläche des Kokons, auf welchem die Eierzelle
angebracht ist, und niemals habe ich unter dem D e ck e l die ser le tz te ren N a h ru
n g sv o r rä te gefunden.
Diese Tatsache hat natürlich eine ungeheure Wichtigkeit, da sie beweist, daß bei
diesen Hummeln eine der O b lie g en h e iten des W e ib ch en s auf die A rb e ite r in n en
ü b e rg e g an g en ist. Die „Arbeitsteilung“ geht hier demnach schon etwas weiter: das
Weibchen füttert die Brut nur unter gewissen Bedingungen bei der Ablage der e rsten Eier,
wenn es noch alle Arbeiten ausführt. Späterhin behält das Weibchen diesen Instinkt nur
bei einigen Hummelarten bei, während die Mehrzahl der Weibchen denselben verliert.
In eine alte, früher angelegte Eierzelle legt das Weibchen nicht von neuem Eier ab : es
bereitet jedesmal neue Eierzellen (Taf. I, Fig. 7). Bisweilen kommt es jedoch vor, daß die
Eierzellen dicht nebeneinander liegen; in diesem Falle wird das Wachs der ersten Eierzelle
an derjenigen Seite, wo die zweite angelegt wird, abgetragen und so eine Verbindung
beider Eierzellen zu einem Ganzen hergestellt, wobei die Entwicklungsstadien der in ihnen
enthaltenen Eier natürlich verschieden vorgeschritten sein können. Das allgemeine Aussehen
von drei untereinander vereinigten Eierzellen a, b und e von Bombus terrestris ist auf
Taf. I, Fig. 9A dargestellt, die innere Anordnung und ihre gegenseitige Lage auf Taf. I,
Fig. 9B. Die erste dieser Eierzellen, a, enthält noch Eier; es ist dies offenbar die zuletzt
angelegte, die Eier sind als kleine Kreise dargestellt, da der Horizontalschnitt der Eierzelle
durch den kleinsten Durchmesser der Eier gehen mußte. — In der darauffolgenden Eierzelle
b, welche schon keine Eierkammer mehr darstellt, sondern eine Larvenzelle, indem die
Larve bereits das Ei verlassen hat, befinden sich Larven auf einer frühen Entwicklungsstufe,
in der letzten, - c, etwas ältere Larven.
H o fe r vermutet, daß das Weibchen in ein und dieselbe Eierzelle zweimal und öfter
Eier ablegt. Diese Ungenauigkeit hat ihren Ursprung aller Wahrscheinlichkeit nach in der
Tatsache der Auffindung von Larvenzellen mit einer großen Anzahl von Larven, welche ihrer
Entwicklungsstufe nach so verschieden voneinander waren, daß sie unter keinen Umständen
aus zu gleicher Zeit abgelegten Eiern herstammen konnten. Derartige Larvenzellen habe
auch ich bisweilen beobachtet. Allein es ist doch nicht richtig, daß das Weibchen den
Wachsdeckel der Zelle aufhebt und Eier in dieselbe ablegt, wie der genannte Autor dies
vermutet. Die Sache verhält sich vielmehr viel einfacher.
F ig. 55- lar.SFig.
56.
Auf Fig. 55 sehen wir die schematische Darstellung einer Larvenzelle, in welcher
sich drei (la,) bereits vollständig entwickelte und zum Teil schon verpuppte (coc) Larven
unmittelbar unter der dünnen Wachsdecke der Larvenzelle (ce) befinden; darauf folgen sehr weit
entwickelte Larven la2* und endlich Larven von verschiedener Größe bis zu noch gänzlich unentwickelten
(la3, la4). Es ist von Interesse, daß die vollständig entwickelten Larven an den Rändern
der Larvenzelle liegen, die weniger entwickelten hingegen hauptsächlich im Zentrum derselben,
in der Nähe der Nahrungsvorräte (po). Diese Erscheinung wird durch folgende Tatsachen
erklärt. Erstens kommt es vor, daß die Eierzellen zwar zu verschiedenen Zeiten, aber sehr
nahe aneinander gelegt werden, wovon soeben die Rede war. Zweitens ist eine Verschmelzung
der Eierzellen miteinander auch dann möglich, wenn dieselben nicht unmittelbar
nebeneinander liegen, wobei diese Verschmelzung in diesem Falle dann später vor sich geht.
Auf Taf. I, Fig. 6 sehen wir z. B. eine Eierzelle (pi) und eine Larvenzelle (lar), welche
1 Um die Zeichnung nicht zü überladen, sind die La rven la2, la3 und la4 durch bloße Linien dargestellt worden.