1. Die Umstände, welche die Vornahme der ersten, grundlegenden Arbeiten bei der
Anlage des Nestes erleichtern und
2. die Zugänglichkeit und die Menge des zum Bauen notwendigen Materiales.
i . Wir beginnen mit der Besprechung der Umstände, welche die Vornahme der anfänglichen
Arbeiten bei der Anlage ober- wie unterirdischer Nester erleichtern.
Was die ersteren, d. h. die auf der Erde angelegten Nester betrifft, so kann man
sich leicht davon überzeugen, daß diese Nester an solchen Orten angefertigt werden, wo ein
Teil der Erdarbeiten bereits ausgeführt ist, und die bauende Hummel nur die fertig Vorgefundene
Arbeit mehr oder weniger ihren Zwecken anzupassen braucht. Ich habe nie gesehen,
wie das Weibchen diese Grundlage ihres Nestes vorbereitet; indem ich aber die zahlreichen,
A
m dir
Fig. 6. A . Vertiefungen d er Erde (im Q u e r s c h n i t t ) au f denen Nester von Bombus museorum angelegt wurden.
B. Dieselben Vertiefungen von oben gesehen; die Linien a— b, c— d, e— f, g— h entsprechen den mit den.
gleichen Buchstaben versehenen Linien des Schemas A.
von Bombus sylvarum benutzten Vertiefungen in der Erde miteinander vergleiche, glaube
ich behaupten zu dürfen, daß diese Vertiefungen in der Erde nicht von den Hummeln äus-
gegraben, sondern von diesen nur hergerichtet wurden. In Fig. 6 gebe ich die Schemata
einiger Nester, welche meine Voraussetzung als durchaus berechtigt erscheinen lassen. Hätten
die Hummeln die für die Grundlage des
Nestes erforderlichen Vertiefungen (Fig. 6; ab,
e d, e f) selbst angefertigt, so würde diese ’ Arbeit
naturgemäß den für den Instinkt charakteristischen
schablonenmäßigen Charakter auf-
'weiseri, wobei natürlich mehr oder weniger bedeutende,
dabei aber ganz bestimmte Schwankungen
mit unterlaufen könnten. Die mitgeteilten
Zeichnungen dagegen halten jeden Gedanken
an eine schablonenmäßige Arbeit fern
F ig 7. En. _ natürliche Vertiefun g des Bodens, au f dem u n d liefern gleichzeitig keinerlei Hinweise
em Nest von Bombus museorum angelegt w u rd e ; , .
N.in. — Grenzen des inneren Nestes; N. e x .— äußeres Nest, weder auf einen Plan noch auf eine Zweckmäßigkeit
der Arbeit; mit anderen Worten, sie weisen direkt auf die Zufälligkeit der Er-
scheinung hin.
In Fig. 7 ist das Schema eines Nestos, von B. museorum mitgeteilt, welches in einer
natürlichen Vertiefung En gebaut ist, deren Breite bei a^b 20 cm beträgt. N.in = innerer,
B ex Siußerer Teil des Nestes.....
Nicht selten benützen die o b e r i r d is c h e Nester anlegenden Hummeln zu ihren
Zwecken verlassene Mäuselöcher. In solchen Fällen errichten sie ihre Bauten über der Eingangsöffnung
des verlassenen Mäusebaues, (Fig. 8) oder unmittelbar neben einer solchen
fü ^ flfrpdie Ercle ist an solchen Gängen gewöhnlich mehr oder weniger frei von Vege-
Fig- H Fig. g.
Schnitte durch Hummelnester, tu. — Mauselöcher; N.in. — inneres Nest; N. ex. — äußeres Nest.
tation, während die Mingangslifnung in den Mäusejtiau der Hummeln bei feindlichen Angriffen
als Zufluchtsort während d a ISauef.s und nach Beendigung desselben dient. Die
Ziemlich weit verbreitete Ansicht, die Mäuse verstörten Hummelnester, beruht zweifellos auf
einem' Irrtum. Bei der Bespp^hung,der komplizierten Beziehungen zwischen den einzelnen
Erscheinungen in der Natur und deren Abhängigkeit voneinander wies Darwin, auf Grund
dieser Jagende; auf den-Zusammenhang hin, welcher zwischen den Katzen und dem Klee
;J|isteht: die Katzen verfolgen |jfe Mäusiy die Mäuse zerstören Hummelnester und vernichten
deren Bewohner, die Hummeln sind für die kreuzweise Befruchtung des Klees notwendig.
Der große: Naturforscher hat Mich augenscheinlich geirrt, natürlich nicht in seinen Gedanken
über die komplizierten gegenseitigen Beziehungen, welche zwischen der Pflanzenwelt, und der
Tierwelt bestehen, wohl aber darin, daß er dieselben auf die Mäuse und Hummeln anwandte:
im Sommer zerstören die Mäuse niemals Hummelnester, da die Hummeln für die Verteidigung
gegen |hiche Feinde, wenn hier wirklich . fon Feinden die Refe «ein könnte, zu gut
gerüstet sind. Die Richtigkeit dieser Behauptung bestätigen mir direkte Beobachtungen sowie
die Tatsache, daß die Hummeln gerne in Tennen ,und Strohhaufen nisten,, in der allernächsten
Nähe einer Menge ; ^on MäuserSnd Mäusenestern, wobei ich mich nicht erinnern
kann, an solchen Orten- jemals zerstörte Hummelnester gefunden zu haben. In
einem kleinen Strohhaufen beobachtete ich-vier verschieden weit entwickelte Hummelnester,
welche sämtlich von Bewohnern überfüllt, waren; dicht neben diesen Nestern fand ich
auch Nester von Mäusen. Im Jahre 1902 Land ich sogar ein im Winterlager einer Maus angelegtes
Nest von B. hortorum; die Maus war in ihrem Lager zu Grunde gegangen und war
seinerzeit durch Fliegenlarven und andere sich von Aas nährende Insekten vertilgt worden.
Das Hummelweibchen benützte bei der Anlage seines Nestes nicht nur jene Höhlung, welche
Zoologioa. Heft 46. o