scheide, so ist diese Abgrenzung doch nur eine theoretische. In Wirklichkeit besteht (was stets
im Auge zu behalten ist) zwischen allen Typen von Aggregaten und Ansammlungen eine
außerordentlich allmähliche und successive Reihe von Übergangsformen. So findet sich auch
zwischen den rein zufälligen Ansammlungen, deren Ursprung nach den Worten der Autoren
„auf ausschließlich äußere“ Ursachen zurückzuführen ist, und den zeitweiligen Aggregaten
eine Reihe von Übergangsformen, wobei einige derselben einen so. wenig feststehenden
Charakter auf weisen, daß es schwer fällt, die Grenze zwischen diesen beiden Typen festzustellen.
Die in langen Zügen sich dahinbewegenden Mückenlarven (der sogenannte Heerwurm),
bilden solche wandernde Ansammlungen, nach der Ansicht einiger Naturforscher,
„zweifellos auf Grund äußerer Ursachen“ . Andererseits -stoßen wir bei den Raupen der
unter dem Namen Prozessionsspinner bekannten Schmetterlinge auf Erscheinungen, welche
nach E sp in a s von einem vagen Schein von Absichtlichkeit Zeugnis ablegen. Die Raupen
von Papilio archelaus „ordnen sich,“ nach den Angaben von L a c o rd a ir e , nach welchem
E sp in as diese Tatsache mitteilt, während ihrer Wanderungen dicht aneinandergedrängt und
die Köpfe nach einer Seite gerichtet an; berührt man eine dieser Raupen, so beginnt das
beunruhigte Insekt sofort mit einer gewissen Energie durch Bewegungen des Schwanzabschnittes
zu reagieren, und alle übrigen Raupen wiederholen in demselben Augenblicke
die gleichen Bewegungen.“ Dienen derartige Bewegungen schon dem einzelnen Individuum
als Mittel der Selbstverteidigung und um Feinde zu bedrohen, so kann die gemeinschaftliche
Aktion aller Individuen der Aggregation dieses Ziel-gewiß mit noch größerem Erfolge
erreichen. Also dient hier die zeitweilige Genossenschaft einem deutlich ausgesprochenen
Zwecke, was uns zu der Behauptung berechtigt, daß einige zeitweilige Aggregationen
wirbelloser Tiere als nützlich im Kampfe um das Dasein von der natürlichen Auslese festgelegt
worden sind.1
Mit anderen Worten, die zeitweiligen Aggregationen legen bereits von ihrem ersten
Auftreten an Zeugnis dafür ab, daß ihrer Genese einerseits jener innere Trieb der Individuen
einer Spezies zueinander, welchen ich weiter oben bei dér Besprechung der Ansammlungen
erwähnt habe, andererseits aber das Prinzip des Vorteils zu Grunde liegt.
Die Wanderungen der Heuschrecken zeigen uns Ansammlungen von Tieren einer
Spezies, deren Zweck ||| nämlich der Vorteil, j'der für die- Individuen aus dem kollektiven
Aufsuchen der Nahrung erwächst H bereits mit voller Deutlichkeit zu Tage tritt. Besonders
lehrreich sind auch, von meinem Gesichtspunkte aus betrachtet, solche willkürliche
Versammlungen zu vorübergehenden und ganz bestimmten Zwecken, wie wir sie z. B.
bei den Totengräbern (Necrophorus vespillo) antreffen, die sich zu Aggregationen von
verschiedener Größe zusammentun, wobei sich die Zahl der Individuen nach der Größe des
zu verscharrenden toten Tieres richtet.
Zeitweilige Aggregationen treffen wir auch bei den Wirbeltieren an. Allein bei den
höchsten Vertretern dieser Tiere, den Vögeln und Säugetieren, weisen die Aggregationen
1 Daß wir es hier nicht mit einer „Nachahmung“ , mit einer „Association gewisser Empfänglichkeit“ oder gewissen
anderen, au f Bewußtsein beruhenden psychologischen Ak ten zu tun haben, sondern mit einem einfachen Instinkte, dessen
Genese voll und ganz au f dem Anteil d er Auslese und au f dem Kampf um das Dasein beruht — dies geht aus der T a t sache
hervor, daß die Raupen die der betreffenden Spezies eigentümlichen Bewegungen selbst dann noch ausführen, wenn
sie in den ersten T agen ihres Lebens decapitiert werden. (Siehè W. W a g n e r . „Die F rag é dèi- Zoopsycholögie.“ (Russ.)
Ausg. von Pantelejev, St. Petersburg, 1896).
Züge auf, die im HsbeiL:<J^wiiMk&*ifc Tie«* unbekannt und überaus wichtig sind. Es
gesellen.sich nämlich zu dem, was in derartigem zeitweiligen Assoziationen für die höheren
Wirbeltiere und die Wirbellös|| gemeinschaftlich ist, noch psychische Elemente, die wir bei.
den letzteren gar niObbänt reffen.
den Totengräbern ist di^iArbeit :^ n e gleichartige undiä&phablonenhafte; kein
einziger der Käfer führt dabj§j irgend eine Handlung a«jpj: die auf persönliche Erfahrung,
oder auf Nachahmung ein<Ä*Sde(en Individuums zurückgeführt werden könnte, indem die
wirbellose!» Tiere weder zu dieser nOdteS jener befähigt »¡ml. Anders verhält es-sich bei
ifen .‘höheren Wirbelii^n. Hier haben wir bei den Vögeln zeitweilige-Assoziation, zur Er- -
füllühg irgend einer bestimmten Aufgabe, wobei die Glieder d^r Assoziationen nach Ausführung
ihrer Aufgabe wieder auseinandergehen, gerade so, wie wir dies unter den Wirbellosen
bei den TotengraberÄesehen haben So greifsäJ z B die^Crahen gemeinschaftlich
Hasifi an, mit dfeen jfHeinzeh» nicht feffjg werden köhpügh s, w. Hierher gehören auch
beE den Ä u J | S e h die R iie l njer-Wolfe, wenn letztere über und starke Tiere herfällen
u f e t w Aber indem die Wolfe Sich zu Rudeln^Ämmentun, oder diigKrähen sich
|Sliarenweis,e v«bunden, handeln sie durchaus nie|t blp&fhablonenmaßig, sondern sie
i B & i f c h in, ihrer Tätigkeit von p e iR lillie r Auffassungsgabe, Findigkeit, Erfahrung; und
g e ^ & t ig lS Beobachtung lätenBHid dieses Element p e r s ö n lic h e r , picht allgemein
SpeÄcher Fähigkeiten, das v f t den höher^B|jren in die B h l der-übrigen Merkmale
zeitweiliger Tie||ftämmlungen herelng*traSn wird, ist für diese ¡höheren formen besonders
charakteristisch.
A u f d ie z e i tw e i l ig e n A g g r e g a t io n e n fo lg e n die b le ib e n d e n A g g r e -
gatSoneii. ijBilSpj Typus « ir^ um Tel* durB d i e s e n Merkmale- gekennzeichnet, wie
wir sie bei der. zeitweiligen Aggregaüoiien z u bestimmtem Zweck^pehen haben, zum Teile
Igfoer f l S l l t e r « » t N e t i g S ' d ä S r . D a b ® e r f o l g t d ^ ^ r g a n g m ; * m .^ tw e i l^ n zu den
Bleibenden (I^elHhaften ebenso sueffesrtei wie der B n den Zufälligen Ansammlungen zu
den ‘Äweiligen bfegregationen. Auch hier sehen wir eine. Reihe von .Übergangsformen, die
Ulis allmählich vönÄnem Typus zum anderer, iciteri; Auf <1^ imlersteu Stufe sammeln sich
die Tiere, die Agg regaff bilden, ohne jede Rücksicht auf-die |gdtdauer, und die Versammlungen
selbst werden nur durch zufällige Unp&nde hpyörgerufen; daraufhin finden regelmäßige
periodische Versammlungen Statt ^Später nehmen diesffPeripden an Länge zu und
wir erhalten' auf d ie sBwe i#Äiließ lich bleibende Aggregate. ■
Die allmähliche Ausbildung der bleibenden Aggregate Woi» Auftreten der periodischen
Aggregationen an bietet ein außerordentlich große.» I-Ueres.se, namentliehfbei den höheren
Wirbeltieren. Hier findet de« von Wundt aiis^prochene Gedanke über den T r ieb der
Individuen e in e r^ p ^ s zueinander auf Grund g e g e n s e it ig e r Zune igun g, einige Be
rechtigung. . , .
-Alle Aggregationen, gleiehvi* wo. d i » | e n g i r Beobachtung kommen||jg es bei
Wirbeltieren oder W H s ind greh das.Vorhandensgm eing|Instinktes charakterisiert,
den man.. Weiter.; oben, a|gvon den
Massenangriffen-der Hummeln-.die-Rede war, habe ieh -bereits davon gesprochen, was-ich
unter diesem Instinkte verstehe; ich kann mich daher an dieser Stelle a u f einige wenige.Be;
merkungen beSjjhränken.