mers wie eine solitäre Hymenoptere und tritt als Allesschafferin auf, während es sich
schließlich nur noch mit dem Legen von Eiern beschäftigt, wie eine Königin von Apis
mellifica.
Wir werden indessen sofort sehen, daß die Tatsachen, von welchen ausgehend
v. B u ttel-R e ep en sein biogenetisches Gesetz aufstellt, nicht immer richtig sind; wären
sie aber auch einwandsfrei, so ist doch der Sinn dessen, was er ein biogenetisches Gesetz
nennt, ein etwas anderer, als er vermutet.
Vor allem verwandelt sich das Weibchen bei den Hummeln niemals in einen Apparat
zum Eierlegen, als welcher, wie v. B u tte l-R e ep en «ich sehr richtig ausdrückt, das Weibchen
von Apis mellifica erscheint. Vielmehr ist das Hummelweibchen, Gründerin der
Familie, selbst fortwährend tätig: es bebrütet emsig, indem es auf den Waben herumgeht, sowohl
die Eierzellen wie die Larvenzellen; es fliegt nur nicht aus dem Neste, ein Instinkt;,
welcher außerordentlich zweckmäßig erscheint, wenn man die Wichtigkeit der Rolle des
Weibchens für das Leben des Hummelnestes und die häufig vorkommenden Fälle von
Verletzungen der Flügel in Erwägung zieht.
Ferner sehen wir, daß bei den Hummeln das Weibchen bei den späteren Eiablagen
nicht mit dem Futter, sondern mit dem Ei beginnt; die Reihenfolge der Akte, auf welche
v. B u t t e l-R e e p e n seine Phylogenie aufbaut und auf Grund deren er die Hummeln
zwischen die solitären Hymenopteren und die Honigbienen stellt, ist daher für diesen Zweck
nicht geeignet, da sie keine beständige Erscheinung ist. Diese Reihenfolge kann lauten:
i) Nahrung; 2) Ei; 3) Zelle; es kann aber auch eine andere Folge eintreten:
1) Ei; 2) Nahrung; 3) Zelle; schließlich kann die Reihenfolge nachstehende Gestalt
annehmen:
1) Ei; 2) Zelle; 3) Nahrung.
Wenn wir endlich auch in der Tat sehen, daß bei den solitären Hymenopteren die
Reihenfolge nach v. B u ttel-R e ep en diese ist:
1) Nahrung; 2) Ei; 3) Zelle, so wird gleichzeitig auch folgende Ordnung beobachtet:
1) Zelle; 2) Nahrung; 3) Ei (welch letzteres, nachdem es abgelegt wurde, in der Zelle
verschlossen wird, während die daraus herausschlüpfende Larve sich selbst überlassen bleibt);
d.h. mit anderen Worten, wir beobachten dasselbe, was wir auch bei solchen gesellig lebenden
Insekten gesehen haben, welche in Bezug auf Geselligkeit, vom Gesichtspunkte v.Buttel-
Reepe ns selbst aus betrachtet, die höchste Stufe der Komplikation erreicht haben. Es
sind dies die Meliponae und Trigonae, bei welchen die Reihenfolge genau dieselbe ist,
wie wir sie bei den solitären Hymenopteren sehen, d. h.
1) Zelle; 2) Nahrung; 3) Ei. Nachdem dieses letztere gelegt ist, wird es verschlossen
und die daraus hervorgehende Larve wird sich selbst überlassen.
Die Erscheinungen, welche die Eiablage bei den Hymenopteren begleiten, liefern
demnach weder für die Feststellung der Phylogenie noch für die Feststellung des Fortschrittes
in den die Eiablage begleitenden Instinkten einen wesentlichen Beitrag.
K a p ite l II.
Die Pflege der Brut durch die Mitglieder der Hummel-„Familie“.
Diese Pflege macht sich bei den Hummeln bemerkbar A) in dem „Bebrüten“ der
Larvenzellen und Kokons, B) in der Aufsicht über die Behausungen der Larven und C) in
dem Füttern der Brut.
Die psychische Natur der Tätigkeit bei den Hurpmeln, soweit sie mit der Brutpflege
im Zusammenhänge steht, wird, außer den in den angeführten Rubriken erwähnten Tatsachen,
ferner noch festgestellt: a) durch Beobachtungen an Hijmmeln, welche noch vor dem Verlassen
des Kokons isoliert wurden, und b) durch die Tatsache der Vernichtung von Eiern
und Larven des eigenen Nestes durch die Hummelarbeiterinnen.
A. Das „Bebrüten“.
Wir beginnen mit diesem Instinkte der Hummeln, weil diese letzteren, eben erst aus
dem Kokon ausgekrochen und noch kaum gehörig trocken geworden, ihre Tätigkeit mit dem
Bebrüten beginnen.
Indem v. B uttel-R e ep en die Beobachtungen Hofers über diese Erscheinung bei
den Hummeln erwähnt, meint er, daß dieser Autor hierüber ganz außergewöhnliche Dinge
mitteilt, wenn er sagt, daß die Hummeln „sich sogar platt auf den Zellen ausstrecken und
den Kopf andrücken, um die Zellen besser erwärmen zu können“. Diese Ansicht erscheint
v. B u ttel-R e ep en irrtümlich. Wir werden jedoch weiter unten sehen, daß Hofer diese
Erscheinung äußerlich ganz richtig beschrieben hat und daß die Zweifel v.Buttel-Reepens
unbegründet sind.
Was die Deutung dieser Erscheinung durch Hofer betrifft, indem er angibt, daß die
Hummeln auf solche Weise die Larven erwärmen, so glaube ich, daß diese Vermutung der
Bestätigung bedarf, nicht aber rundweg geleugnet werden kann, wie es v. B uttel-Reepen
tut, welcher zur Bekräftigung seiner Negation keinerlei tatsächliche Gründe anführt; er
meint nur, die Temperatur der Hummeln sei zu diesem Zwecke zu gering und spricht die
Vermutung aus, daß nicht die Hummeln ihre Larven erwärmen, sondern daß umgekehrt
die Hummeln von den Larven erwärmt werden.
Beide Voraussetzungen sind gleichermaßen wenig beweisend. Meine eigenen Beob:
achtungen über diesen Gegenstand ergaben folgende Resultate:
1) Die Hummeln „bebrüten“ sehr eifrig nicht nur die Larvenzellen, sondern auch die
Eierzellen-Pyramiden, sowie die Kokons, welche Puppen enthalten (Fig. 57, 58, 59) und welche
den sie bebrütenden Individuen keine Wärme abgeben können.
2) Das Bebrüten wird von den Hummeln auch zu solchen Tagesstunden betrieben,
wo die Hitze im Neste so bedeutend wird, daß sie mehrere Hummeln als „Ventilatoren“ 1
an dessen Oberfläche getrieben hat, um die Luft abzukühlen.
1 Siehe unten, III. Teil, i. Kapitel, Abschnitt F über die »Trompeter“.