die tote und in Verwesung üßergegangene Maus enthielt, sondern sogar die (Iberreste des
Mäusefelles, aus welchen es das Dach seines Nestes): Verfertigte.
Der erwähnten Legende liegt dielftatsache zu Grunde, daß in Hummelnestern nicht
selten Lager, ja. bisweilen auch Nester von Mäusen angetroffen wellen. In Fig. iiJSist ein
solches Lager einer Maus; (N. M.) nebst Eingangs- und AusgangsöffnunÄäj O) abgebildet,
welches in einem vorjährigen Hummelneste (Nj angelegt wurde. In keinem Falle findet man
solche Nester und Lager von Mäusen in Hummelnestern des betreffenden Jahres. Es unterliegt
keinem Zweifel, daß die Mäuse diese Nester entweder im Spätherbste oder im Winter
beziehen. Bisweilen gehen sie selbst in diesen Nestern zu Grunde, was ich aus den Fell-
stückchen erschließe, welche ich in jenem Mäuselager fand, das in einem Hummelnest’C;
angelegt worden war.
I f. *4l8Px
M t j
F ig. i i , Schnitte durch Hümpel (kJ von verschiedener Höhe.
N — N e st , 5 b , lo b , 1 5 b — 5, i l ' j 15 .'Zoll.
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Aus dem Gesagten geht hervor, daß Mäuse und Hummeln sich gegenseitig mit dem
aushelfen, dessen sie selbst nicht mehr bedürfen, ohne sich jemals gegenseitig anzugreifen;
zählt man nun die einzelnen Fälle, wo die Mäuse sich den Hummeln nützlich Bitweisen und
umgekehrt die Hummeln den Mäusen, so erweist: sich, daß letztere mindestens 50 Mal
häufiger der gebende als der empfangende Teil sind.
Wir wollen jedoch zu der Fräigfe über die: „Wahl der Winkel“ für dcri Nestbau bei
den o b e r ird isch en Hummeln zurückkehren. Ich erwähnte, daß eine der Bedingungen bei
der Wahl — unter gleichen sonstigen Umstände^™! die größtmöglichste E r le ich te ru n g
der A rb e it sei, — ein vollständig begreiflicher Instinkt, wenn man berücksichtigt, daß die
bauenden Hummeln gezwungen sind, sehr eilig zu arbeiten und überdies bisweilen die angefangene
Arbeit wiederholt liegen lassen müssen, um sie an einem anderen Orte wieder
aufzunehmen.
Was die unterirdischen Nester betrifft, so tritt hier die Leichtigkeit der Arbeit als
eine der Vorbedingungen für die Wahl des „Winkels“ noch deutlicher hervor. Ein
gutes Beispiel hierfür bieten die Nester von B. terrestris. Wenn diese Hummeln
einen geeigneten Winkel für ihr zukünftiges unterirdisches Nest auf suchen, so benützen sie
zu diesem Zwecke stets ein Mäuseloch, das bei ihnen jedoch eine andere Rolle spielt, wie
bei den oberirdisch bauenden Hummeln: bei letzteren ist diese Rolle eine untergeordnete
indem das Mäuseloch auch fehlen kann, da es keine eigentliche Erleichterung der Arbeit
bei dem Baue des Nestes gewährt; bei den unterirdisch lebenden Hummeln dagegen erFig
weist sich die Anwesenheit eines Solchen Ganges als notwendig, da derselbe nicht nur
die Arbeit erleichtert, sondern die Hummel einer ungeheuren Arbeit ganz enthebt, indem
er einen bereits fertigen Eingang in das oft tief unter der Erde gelegene Nest liefert.
Nachdem das Hummelweibchen ein Mäuseloch gefunden hat, kriecht es in den Gang,
um denselben zu „besichtigen“. Die Bedingungen, welche den Anforderungen des Instinktes
entsprechen, bestehen, soweit ich mir dies erklären konnte, darin, daß der Gang möglichst
horizontal und nicht allzu tief unter der Erdoberfläche verläuft. Da nun Gänge, welche
unter Erdhümpeln verlaufen, diesen Anforderungen am besten entsprechen, so legen die
Hummeln in solchen Gängen auch am häufigsten ihre Nester an; die Höhe des Hümpels
hat hier natürlich nichts zu sagen. Diese Anforderungen, welche an den Platz für das Nest
gestellt werden, sind in Fig. 11 graphisch dargestellt. Interesse verdient der Umstand, daß
die Hummeln, indem sie durch das Mäuseloch kriechen, in dasselbe gerade so weit ein-
dringen, daß ihr Nest genau in die Mitte des Hümpels zu liegen kommt; dabei sind von
der Eingangsöffnung an bisweilen nur 14— 18 cm, ein anderes Mal dagegen bis zu 45— 55 cm
und mehr zurückzulegen.
Welches sind nun die Anhaltspunkte, durch die sich die bauende Hummel bei
dieser in vollständiger Dunkelheit getroffenen Wahl des Platzes leiten läßt? Ich wage
es nicht, diese Frage mit Bestimmtheit zu beantworten. Vielleicht ist es die größere Leichtigkeit
des Grabens in der Mitte des Hümpels als an dessen Rande oder außerhalb desselben, da
in der Mitte am wenigsten P flanzenwu rze ln zu finden sind, welche die Arbeit aufhalten
oder sogar ganz unmöglich machen. Für die Richtigkeit dieser Vermutung spricht unter
anderem auch der Umstand, daß auf den Wiesen Nester von B. terrestris ausschließlich
unter Hümpeln gefunden werden, obgleich Mäuselöcher, welche die gewünschte Neigung zur
Oberfläche aufweisen, zweifelsohne massenweise auch außerhalb von Hümpeln anzutreffen
sind. Finden sich mitunter Nester dieser Hummeln e in fach unter der E rd e , n ich t
a b e r u n te r e inem H üm p e l, so ist dies
nur dann der Fall, wenn das Mäuseloch an
einer Böschung oder an einem Abhange beginnt
(Fig. 12). Die von den Hummeln gestellten
Anforderungen bleiben natürlich auch hier dieselben:
eine größtmögliche E r le i c h t e r u n g
der Arbeit und als sekundäre Bedingungi^a
eine bestimmte Neigung des Ganges in Bezug
auf die Horizontale. Die gleichen Bedingungen
bezüglich des Platzes für das zukünftige unterirdische
F ig. 12. Hum meinest (N) an einer Böschung (H ) ;
O — Ausgangsöffnung des Mäuselochs tu, welche als
Flugloch verwendet wurde. De r übrige Abschnitt
des Mäuselochs tu wurde von den Hummeln nicht
Nest finden wir auch bei anderen unterirdischen
benutzt und am Nest verstopft.
Hummeln.
So legt B. sylvarum var. seine Nester unter der Erde an, wobei er sich zu diesem
Zwecke, aus denselben Ursachen wie B. terrestris, Mäusenester zu nutze macht. Ein
Unterschied besteht nur darin, daß 1) diese Hummeln, welche ihre Station im Walde haben,
auch ihre Nester ausschließlich im Walde anlegen und 2) daß die Richtung des Ganges
unter einer so starken Neigung in das Erdinnere verlaufen kann, wie ich sie bei B. terrestris
nie beobachtet habe.