platte gebildet wurde; bisweilen war die Decke aus demselben vegetabilischen Materiale
verfertigt, wie der übrige Teil des inneren Nestes, und nur hier und da mit Wachs befestigt.
Nicht bei allen Hummeln besitzen jedoch die Nester eine so reguläre Gestalt und ein
so regelmäßiges gegenseitiges Verhältnis der einzelnen Teile zueinander, wie dies in der
Fig. 14 angegeben ist. Bisweilen finden wir bei derselben Art B. lapidarius, daß die vegetabilische
Schicht des inneren Nestes entweder unvollständig ist (Fig. 15, N. i.), oder aber
fast ganz fehlt, indem sie an der Decke und auf den Seiten so dünn ist, daß ihre Stärke
kaum den achten Teil eines Centimeters beträgt. Bisweilen zeigt der Bau des Nestes ein
Aussehen, wie es in Fig. 16 dargestellt ist: das Flugloch (o) des Nestes ist nicht seitlich,
wie dies gewöhnlich der Fall ist, angebracht, sondern oben am Neste und zwar so, daß
durch seine weite Öffnung die Wabenmasse zu sehen ist.
Fig. 15. - F ig. 16,
Erklärung der Buchstabenbezeichnungen wie bei Fig. 14.
Es ist selbstverständlich, daß auch das innere Nest unter ¡solchen Umständen eine andere
Einrichtung besitzt, als wir sie gewöhnlich sehen.
Es kommen auch scheinbare Abweichungen anderer Art vor. In jenen Fällen, z. B.,
wo sich neben dem Neste irgend ein fester Gegenstand, — ein Baum oder ein Stein —
befindet, erweist sich die äußere Schicht an der Seite dieser Gegenstände dünner, als auf
ihrer gesamten übrigen Ausdehnung; wird das Nest von zwei Seiten eingeengt, so erweist
sich die äußere Schicht an zwei Stellen als dünner und diese Abweichung von der Regel
stört die Hummeln nicht im mindesten. Die Fig. 17 B und C, wo N das äußere Nest,
m- S . - die Wabenmasse des inneren Nestes, O die außerhalb gelegenen Gegenstände,
welche die regelrechte Anlage des Nestes verhindern, bezeichnen, veranschaulichen das oben
Dargelegte in vorzüglicher Weise, und erinnern gleichzeitig merkwürdig an die analoge
Tätigkeit bei der Anlage des Nestes sowohl bei gewissen anderen Insekten, als auch bei
den Spinnen.
Zers tört man bei diesen das aus Spinngewebe verfe rtigte L a g e r oder Nest, so verstopfen die Spinnen
die beschädigte Stelle m i t e i n e r S c h i c h t v o n g l e i c h e r D i c k e wie die ursprüngliche, wobei sie sich,
wie ich dies seinerzeit nachgewiesen habe, ausschließlich durch das L ich t leiten lassen.1 Dafür, daß dies wirklich
de r F a ll is t, habe ich eine Reihe von Beweisen angeführt, wobei ich u. a. auf Attus cupreus hingewiesen
hab e , welcher sich ein Nest aus Gewebe von verschiedener D ic k e anlegt, und zwar eben in A bhängigke it
geflogen kam, kein einzigesmal auf diese Blume, sondern besuchte alle Exemplare von
Salvia pratensis und flog davon, ohne irgend eine Art von anderen Gewächsen beachtet
zu haben.
11. An demselben Tage beschrieb eine Bombus lapidarius $ auf der Waldwiese im
Fluge einen ziemlich regelmäßigen Kreis von etwa 6 m .Durchmesser, wobei sie nach Verlauf
von 5— 8 Minuten zu dem Ausgangspunkte zurückkehrte, von wo sie ihren Flug nach
dem Eintreffen auf der Wiese begonnen hatte. Nachdem sie sich davon überzeugt hatte,
daß die Blüten hier bereits keinen Honig mehr enthielten, erhob sich die Hummel in die
Luft und flog davon. Während dieser ganzen Zeit wechselte sie kein einziges Mal die von
ihr benutzten Blüten von Lamium album, an welche sie sich ausschließlich hielt, obgleich
die Waldwiese außerordentlich reich an anderen Gewächsen war; darunter befand sich unter
anderem auch das an diesem Tage besonders sorgfältig von Bombus terrestris besuchte
Melampyrum nemorosum, während diese Art ihrerseits die Blüten von Lamium album
nicht beachtete.
12. Den 9. August hielt sich Bombus sylvarum an dieselben Pflanzen wie Bombus
lapidarius.
: Ich könnte einen langen Auszug aus ferneren Beobachtungen vollständig analogen
Charakters mitteilen, glaube aber, daß auch das bisher Mitgeteilte vollauf genügt, um einen
Begriff von dem Bilde zu geben, welches
sich bei dem Umherfliegen der Hummeln
von einer Blüte zur anderen bei dem Einsammeln
von Honig darbietet.
Auf der Fig. 23 ist der Flug der
Hummeln beim Einsammeln ihrer Beute
schematisch angegeben, wobei Nx den Weg
von einer Blüte zu einer anderen für nur
eine Pflanzenart darstellt.
Des weiteren habe ich eine Reihe von
Beobachtungen notiert, welche davon Zeugnis
ablegen, daß einige Hummeln zwei bestimmte
Pflanzenarten, deren Blüten bisweilen
verschiedene Färbung und Gestalt
besitzen, besuchen, wobei sie sich bald auf
die eine, bald auf die andere Art niederlassen,
so wie sie zufällig unterwegs angetroffen
werden.
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Fig. 23. N, — W e g einer Hummel, die sich au f den Blüten
e i n e r Pflanzenart niederließ; Nä — W e g einer Hummel, die
sich au f den Blüten z w e i e r Pflanzenarten niederließ;
N3 — einer Hummel, die sich au f Blüten d r e i e r Pflanzenarten
niederließ.
So flog eine Bombus terrestris £ am 14. Juni von der Taubnessel auf die Feldwicke
und umgekehrt, indem sie den weißen (Lämmer-)Klee und alle anderen weißblütigen
Pflanzen vermied; diese Erscheinung konnte ich auf eine Entfernung von 6—8 m hin verfolgen.
Den 19. Juni flog Bombus muscorum von Trifolium pratense auf Melampyrum
nemorosum u. s. w. u. s. w.
Auf dem Schema Fig. 23 sind die Wege dieser Plummeln durch N2 bezeichnet.
Zoologioa. Heft 46. 6