Deutsch en T ie fs e e -E x p e d it io n , zum Teil aus Villefrancher Vertikalnetzfängen (800.bis
1100 m Tiefe). Sie unterscheiden sich untereinander durch verschiedenartige Zähnelung der
Schalenränder. Die häufigste dieser Formen habe ich eingehender untersucht, und keine
namhaften Differenzen zwischen ihr und der Mittelmeer-Larve in der inneren Organisation
gefunden; des Fundortes wegen will ich sie „H o ch s e e -L a rv e “ nennen.
Methode.
Ganz besonders eignete sich das Objekt zum Studium der Wimper ze llen, wobei
die Heidenheinsche E is en -H äm a to x y lin -M e th o d e ausgezeichnete Dienste leistete.
Überhaupt wurde das Material fast durchgehends nach dieser Methode behandelt, nachdem
es mit F lemmingscher oder Her mann scher L ö su n g konserviert war. Schwierigkeiten
machte es, die Larven vorher zu betäuben, was noch am besten durch tropfenweises Zusetzen
von Chloral-Hydrat erreicht wurde. Doch waren später gerade kontrahierte Exemplare
besonders lehrreich. Von den festgesetzten Stadien wurde Material zum Schneiden auf die
Weise gewonnen, daß man die Larve sich auf Po sid onien festsetzen ließ und dann Larve
samt Unterlage konservierte, eine Methode, die sich aber in der Folge als ungünstig erwies,
da sich gerade Posidonia gar nicht zum Schneiden eignet. Eine von Prouho (4) angegebene
Methode tat ungleich bessere Dienste: Man bringt die Larven in vorher mit Kollodium
ausgegossene Gefäße, läßt sie sich festsetzen und schneidet dann aus dem Kollodium
Blättchen heraus, auf denen man die Tiere weiter behandeln und schneiden kann. Direkt
auf das Glas festgesetzte Stadien ließen sich, auch wenn sie genügend gehärtet waren, meist
nicht ohne Verletzung loslösen.
Historischer Überblick.
Von den vielen Bearbeitern des Cyphonautes will ich nur die glücklichsten erwähnen.
Vor allen gebührt A. S c h n e id e r (1; 1869) sowohl das Verdienst, die Metamorphose in
eine Membranipora pilosa beobachtet, als auch die Anatomie der Larve aufgedeckt zu
haben, soweit es ohne Anwendung von Schnittserien überhaupt möglich war.
Os troum off (3; 1885) konnte nachweisen, daß das von S ch n e id e r „ r ä t s e lh a fte s “
genannte Organ zum Festsetzen dient und mit dem schon vorher von B a r ro is (12; 1879)
entdeckten S au gn ap f anderer mariner Ektoprokten-Larven identisch ist. Von besonderer
Bedeutung sind zwei Arbeiten von
Prouho (1890 und 1892), von denen die eine (4) zum erstenmal sowohl den feineren
Bau einer dem Cyphonautes ähnlichen Larve (Flustrella hispida G.), als auch deren Metamorphose
eingehend behandelt, die andere (5) nachweist, daß noch Alcyonidium albidum
und Hypophorella expansa den Typus Cyphonautes als Larve haben, die sich hier ebenso,
wie bei Membranipora pilosa, frei entwickelt. Außerdem bringt diese Abhandlung die
ersten Entwicklungsvorgänge und histologische Daten, vor allem über das Nervensystem,
die hier zum größten Teil bestätigt werden können.
V ig e liu s (14; 1886) gab für den Vergleich mit Cyphonautes wichtige Angaben über
die Histologie der Larve von Bugula,
Harmer (16; 1887) über die von Alcyonidium.
I. Topographie.1
. Der Cyphonautes hat das Aussehen einer zusammengedrückten Glocke, in deren
Innenraum, das Atrium, Mund und After münden. Entsprechend den beiden durch die Zusammendrückung
gewonnenen großen Flächen liegen der Außenseite zwei dreieckige Schalen
an, die durch einen (resp. zwei)'Schließmuskel zusammengehalten werden. Am unteren Rand,
also der Glockenöffnung entsprechend, weichen die Schalen auseinander, während sie sich
an den beiden Seiten beinahe berühren. Am Scheitel der Glocke sind die Schalen halbrund
ausgeschnitten, wodurch ein weiteres Auseinanderweichen an dieser Stelle zu Stande kommt.
Um das Verständnis der Anatomie der Larve ;« erleichtern, denke ich sie mir für
den Moment aus dem TÄhöphora-Typus i derart entstanden, daß die Hyposphare der
Trochophora in die Episphäre hineingedrückt ist, wie man etwa einen Ball von der einen
Seite ’eindrückt. Parallel der Mediane platt gerückt, stellt 'eine derartige Trochophora den
Typus des Cyphonautes dar. Die frühere Hyposphare heißt Hzt Oralseite und ist die Umkleidung
l i l Atrium, in welches Mund und After einmünden; die Scheitelplatte der Trochophora
entspricht dem „Scheitelorgar." des- Cyphonautes; der Prototroch der Corona, we-
liigstens auf Jugendstadien Jpeiie S. J- *
ä ' Fig. 4 (Taf. l g stellt die Aufsicht auf die Innenseite einer durch Medianschnitt gewonnenen
Hälfte dar. Das von eingesfcülptem EktoiJerm umkleidete Atrium||At1+At,+At,)
bildet d r e i ifwohlpntereinander, . als mit der Außenwelt frei, kommunizierende Räume, die
durch die Wimperwülstt;:(Öo.Mo; J) -^»springende Vafj|:kungen Ä Atriumwand — voneinander
getrennt werden. Ar., das eigentliche Atrium, verengt sich schei'.e'iwärts in den
Schlund S :h l. und endet mit dem. Mund®©, der durch einen Sphinkter verschließbar ist.
Von den an das eigentliche Atrium angrenzenden Räumen fällt Ab in den Bereich des
bimförmigen Organs, das selbstrjnur eine Modifikation der Atriumwand darstellt. At, ist
der Teil des Atriums, in den der After mündet. Damit äst auch die;. Lage des gebogenen
Veidauungsstraktes mit Mund Magen, (m) und Äfter:j|n| gegeben. Der äußerste Rand
des. Atrium, zugleich die Übergangsstelle von innerem zu äußerem Ektoderm, bildet die
Grenze zwischen Oral- und Aboralregiön und wird Von einem Wimperkranz, der Corona,
umsäumt, die jedoch in ihrem den mittleren Atrium-Abschnitt begrenzenden Teile stark reduziert
ist. Eine Modifikation der Corona stellt der nach innen strebende paarige Wimper-
wulsjKCo Mo) dar, während der Bögen- tJJ zwar topographisch kontinuierlich in die Corona
übergeht, seiner Entwicklung nach aber sowohl gesondert entsteht (Prouho 5; S. 616), als
auch dem histologischen Befund nach der Corona nicht gleichwertig ist. Die Aboralregion
zeigt fünf Flächen: zwei dreieckige Seitenflächen mit'.(den sie ganz bedeckenden Schalen
Erleichterung des Verständnisses wird hier einiges vorausgenommen, was im Detail erst weiter unten besprochen
wird.