
Ich bemerke vor allem, daß ich in den Erscheinungen, welche . als biologische Organisationen
bezeichnet werden, drei p a r a lle le , u n a b h än g ig .voneinander zur E n ;t§
Wicklung g e la n g te und trotz v ie lfa c h e r eng er B erü h run gsp un k te d u rch a u s
s e lb s tän d ig e Reihen unte r sch e id e , von we lchen .elne|j|ede ih re G e s ch ich te ',
ih re sp e z ifisch en Zü ge und gew is se ih r a lle in zukommende E ig e n tüm lic h k
e iten besitzt.
Die nachstehende Tabelle zeigt uns diese Reihen mit den sie aufbauenden Gliedern.
B io lo g i s c h e O r g a n is a t io n e n :
1. Reihe 2 . Reihe 3 . Reihe
a) D e r Kommensalismus.
b) D e r Mutualismus.
c) D er Parasitismus.
d) Die biologische Organisation der so g enannten
sozialen Insekten u. a. m.
a) D a s Paar.
b) D ie Familie.
a) D ie Ansammlung (Zusammenscharung).
b) Zeitweilige und ständige Aggrega tionen.
c). D ie Herde.
A ) D ie Horde.
B) E in e Reihe anderer Formen menschlicher
Organisationen des Gesellschaftslebens.
C) D e r Staat.
Die ers te R e ih e unterscheidet sich von den beiden anderen dadurch, daß die 1 3
loigischen Organisationen dieser Reihe stets zw is ch e n | | ie | p n mit v e r s c h i e d e n ’
a r tig en morph|Mt;rschen Mjgkma len Zustandekommen. Dabei könrfen dielfeigen-
tümlichkeiten, welche die Versehiedenartigkeit der’Merkmale bedingen, bisweilen;,recht auffallend
sein (so bei den Tieren verschiedener Klassen)., Sie sind bisweileöldbaauch gering;
ü b e r tre ffen jed o ch s te ts d S u n te liS lh e id e n d e n E ig en tüm lich k e iten zw is ch en
Männchen und W eib ch en e ine r Art.
Diese Reihe, für welche ich, um keinen neuen Namen aufstellen zu müssen, die Be-
Zeichnung als die symbiotische Reihe biologischer Organisationen Vorschläge,' wird außer
dem noch durch folgende Eigenschaften charakterisiert: i) Der Vorteil derartiger Organisationen
ist in den meisten Fällen nicht nur auf den einen Teilnehmer b e S h rä n k t , Äfadern
in gewissen Fällen (Parasitismufegereicht e# dem anderen Teilnehmer sogar zum N a c h te
il; z) weder altruistische Erregungen, noch Befähigung zu T ra d itio n en , noch endlich
ein Vermögen der Nachahmung kommt bei diespp;Reihe zur Beobachtung.1
D ie zw e ite R e ih e ,, die man am treffendsten als die geschlechtliche biologische
Organisation bezeichnen könnte, kommt im Gegensätze zu der ersten Reihe stets nur zwischen
Individuen einer A r t zustande; dief morphologischen Eigenschaften dieser Individuen sind
niemals stärker voneinander verschieden, als bei Männchen und Weibchen’ einer Art. Diese
Organisation ist stets fü r .a lle Individuen der betreffenden Art und deslfbetrefferiden
. ' A n m e r k u n g . Die wirbellosen Tieren besitzen überhaupt g a r keine Fähigkeiten zur Nachahmung in dem
Sinne, wie wir s ie bei den höherstehenden Tie ren auffassen; was diese letzteren betriBt, so besitzen sie diese Fähigkeiten
n u rm B e z u g a u f I n d i v i d u e n d e r ' g l e i c h e n A r t In Bezug au f diejenigen T ie re , mit welchen, s ie eine Symbiose
eingehen, werden Fähigkeiten zur Nachahmung nicht beobachtet : Zebras können Zebras nachahmen, Strauße - StrauBen,
ab er zu einander verhalten sich diese T ie re w i e : » Gegenständen lebloser Natur, obgleich ®e’ sich zusammen aufhalten.
Verbandes von Vorteil. — Die Grundlage für diese Organisation bildet der geschlechtliche
Instinkt.
D ie d r i t t e R e ih e könnte man am treffendsten die gruppenweise oder soziale
biologische Organisation nennen. Sie unterscheidet sich von der ersten Reihe dadurch:
i) daß sie zwischen Individuen zustande kommt, deren morphologische Eigentümlichkeiten
die das Männchen vom Weibchen unterscheidenden Eigentümlichkeiten n iem a ls ü b e r tr
e ffen , 2) daß eine solche Organisation, auf welch tiefer Stufe der Entwicklung sie auch
stehen möge, dennoch stets für alle Individuen der gegebenen Art und des gegebenen Verbandes
von Vorteil ist,. 3) endlich, daß derartigen Organisationen die Befähigung zur Nachahmung,
bei den höheren Typen des Tierreiches auch eine solche zu Traditionen, zu
Grunde liegt.
Von der zweiten Reihe dagegen unterscheidet sich diese biologische Organisation dadurch,
daß sie weder für ihr.e; Genese noch für ihre E v o lu tion der g e s ch le ch tlich
en In s tin k te bedarf. So kommt es, daß bei den hierher gehörigen Tieren die soziale
Geselligkeit typisch ausgeprägt sein ¿kann, während zu gleicher Zeit Familienbildung völlig
fehlt; wie ja aiich umgekehrt die familiäre Organisation von der sozialen durchaus unabhängig
ist. Außerdem unterscheidet sich die dritte Reihe von der zweiten noch dadurch, daß
ihr ein Instinkt zu Grunde liegt, den man am passendsten als den Gruppeninstinkt, bei
den höherstehenden Tieren dagegen als den so zia len Ins tin k t bezeichnen könnte. Wir
finden diesen Instinkt bereits auf der ersten Stufe dieser Reihe biologischer Organisationen,
als welche ich die Ansammlungen (Zusammenscharungen) von Tieren auf fasse.
Das nachstehende Schema gibt uns ein ganz bestimmtes Bild davon, was ich unter
den Reihen von biologischen Organisationen verstehe.
Biologische Individualitäten Biologische Organisationen.
M o rph olog isch e
R e ihe P h y s io lo g is ch e R e ihe Sym bio tisch e R e ihe
R e ih e der
g e schle chtlichen
Organisa tionen
R e ihe der
Gruppen- Organisa tionen
(soziologische Reihe)
1 . P la s t id e 1. W ir k lic h e r B io n t 1. C om m en sa lism u s 1 . P a a r 1 . A n sam m lu n g .
1
2 . O r g a n e
3. A n t im e r e n
1 4. M e tam e r e n
■
5. P e r s o n e n
(nach H ä c k e l ) .
— X —
1. Z e lle
2. M ö g lic h e r B io n t
H B 3. S p e z ie lle r B io n t
(nach H ä c k e t i |
2. RMRu tHu aHlism u s
3. P a ra s it ism u s
Zu dieser letzteren Gruppe
gehören die sogenannten
s o z i a l e n I n s e k t e n .
2. F am ilie
(mit ihren Untereinteilungen).
2. Z e itw e ilig e u. b e s tä n d
ig e A g g r e g a t io n e n .
1 1 3. H e rd e .
4. H o rd e .
5. V e r s c h ie d e n e an d e r e
F o rm e n m e n s ch lich .
O r g a n isa t io n e n d e r
G e s e lls ch a ft .
2. Z e ll c om p le x 6. Staat.
1
8. P flan z e (Knospe)
(nach S c h l e i d e n )
Das von mir vorgeschlagene Schema gibt uns eine ganz bestimmte Antwort auf die
aufgeworfene Frage: in welcher Beziehung steht das Zusammenleben der sogenannten