
zwischen den einzelnen Bälkchen der Kapillargefäße hindurch bestehen. Wir haben bei der
Untersuchung von Doppelinjektionspräparaten derartige Kommunikationen verfolgen können.“
Supino 14, (1899, p. 36):
„Während bei den Säugetieren der Bronchiolus im Infundibulum endigt, das von zahlreichen
Alveolen gebildet wird, hat bei den Vögeln dagegen jeder B ron ch io lu s seinen
A lv e o lu s , und dieser besteht nur aus einer e in fa ch en E rw e ite ru n g des B ron ch io lu s
se lbst.“
G egen b aur 16^1901, p. 36):
„Diese te rm in a le n B l in d s ä c k c h e n sind die E n d en d e r L u f tw e g e in den
Lungen.“
Unter diesen zahlreichen Schilderungen der Endverzweigung des Bronchialbaums findet
sich keine, die sich mit jener von mir. gegebenen deckt. W illiam s , S ch rö d e r , B ow mann,
E b e r th , H u xle y und Max Baer nehmen sämtlich die überaus feine Verteilung
der Radiärkanäle an. Sie zweifeln nicht daran, daß gleichsam zwei Netze für Blut- und
Luftwege bestehen, ja sie gehen in ihrer Vorstellung von diesen eigenartigen Systemen sogar
soweit, daß sie daran glauben, die Luft dringe unvermittelt in die Zwischenräume und
Maschen eines Blutkapillargebietes. Sie scheinen mithin anzunehmen, daß die letzten Luftwege
keine anderen .Wandungen besitzen als die der Blutkapillaren selbst. Dahingegen dürfte
es zweifellos sein, daß die feinen Luftkapillaren doch mit wenn auch äußerst zarten epithelialen
Wandungen ausgerüstet sind.
Auf meinen Schnitten, die von injizierten Lungenstückchen von Columba, Gallus,
Buteo und Habropyges hergestellt wurden, kann man deutlich sehen, wie die Bronchioli
allmählich kleiner werdend in ein Luftkanal werk auslaufen. Netzartig verbundene Röhrchen
treten teils in ihrer Ebene getroffen auf, teils werden die Schnittflächen nach
oben, unten und seitlich abbiegender Kanäle sichtbar, ohne daß indessen alveoläre Bildungen
aufzufinden sind. Beim Gebrauch der Mikrometerschraube kann man stets die zapfenartigen
Stümpfe der Bronchialkanäle verfolgen, die entweder in die Tiefe oder schräg zur
Seite abgehen.
Auf Taf. II, Fig. 3 ist endlich noch zur Bestätigung der kapillären Gestaltung der
letzten Luftwege ein Schnitt der injizierten Lunge von Eudyptes (Embryo) zur Anschauung
gebracht. Die Lungenpfeifen geben hier auf dem Längsschnitt besonders charakteristisch
die Anastomosierung der nicht immer gut gefüllten Bronchioli wieder. Die feinen Verbindungskanäle
sind an ihrer Ursprungsstelle sichtbar, ihre weitere Verfolgung aber bietet große
Schwierigkeiten.
K a p i t e l 10.
Verästelungssystem der feinsten Blutgefäße.
Unzweifelhaft verdient die gleichartige kapilläre Gestaltung von Luft- und Blutwegen
im Endsystem der 'Vogellunge- eine besondere Beachtung, und so will ich die Übersicht über
diese Verhältnisse durch die in der Literatur vorhandenen, aber noch nicht erwähnten Angaben
von den letzten Ramifikationen der Pulmonalis vervollständigen.
C. J. E b e r th 4, (1863, p. 36):
„Ich will nur bemerken, daß bei den Vögeln sowohl durch das enge K a lib e r der
K a p i l la r e n , wie durch die a l l s e i t i g n ack te L a ge de rse lben die größtmöglichste
Respirationsfläche und der rascheste und ergiebigste Gas Wechsel erzielt wird.“
M ille r 10, (1893, p. 36):
j,Considering the termination of the air passages and the arteries and veins, we have
as histological unit of the lung, the air sac. In all cases it has one artery and one vein
which represent the termination of each system. The a r te ry is on the p e r ip h e ral, and
between the two a rieh c a p illa r y network, th u s g i r in g an a r t e r ia l and a
venous side to each air-saö.“ ; '
Max B ae r 12, (1896, p. 36):
„Die Lungen, welche fast ausschließlich den chemischen Vorgängen, dem Gaswechsel
zwischen Blut- und Umgebungsmedium dienen, sind, wenn äußerlich auch von verhältnismäßig
geringem Volumen, mit einem Reichtum an Kapillargefäßen ausgestaltet, der von
demjenigen der leistungsfähigsten Sänger auch nicht annähernd erreicht wird. Konzentration
des respirierenden Parenchyms. Diese Kapillaren sind zudem v ö l l ig n a c k t und derart
angeordnet, daß der g rö ß te T e il ihrer O b e r flä ch e mit der L u ft in Berührung
kommt. In diesem Sinne konnte man allerdings von einer Vergrößerung der Atemfläche
sprechen.“
E. S e if ert j||,,}(i896, p. 36):
„Das d ic h t e v e r f i l z t e K a p i l la r s y s t em aber, das in die Zwischenräume der
dendritischen Endverzweigungen eintritt, bedingt den lebhaften Gaswechsel, der in diesen
Organteilen stattfinden muß.“
. Grober 13, (1899, p. 36):
„Die Blutkapillaren der. Lunge werden bei dem großen Volumen der Luftsäcke sowohl
bei der Einatmung als auch bei der Ausatmung fast allseitig von großen Mengen O-
reicher Luft umspült, und der Gasaustausch zwischen dem rasch zirkulierenden Blut und der
Luft vollzieht sich kontinuierlich und mit stets gleicher Energie.“
- Die eben zitierten Angaben stimmen in den wesentlichen Punkten überein und entwerfen
ein Bild vom anatomischen Bau des Blutkapillarsystems, das auch mit meinen Untersuchungen
in Einklang steht. Ich konnte feststellen, daß die Blutgefäße sich in dem die
Lungenpfeifen voneinander trennenden interstitiellen Gewebe verzweigen und in ein Blutkapillarnetz
auflösen. (Siehe Taf. II, Fig. it) Hervorzuheben ist besonders die Art und Weise
des Überganges der Gefäßästchen in die Kapillaren, insofern, als die letzteren bereits von
r e la tiv g ro ß en Stämmchen büschelartig und dicht g ed rän g t in g ro ß e r Menge allseitig
ausstrahlen. (Siehe Taf. I, Fig. 10 u. 11.) Es findet keine allmähliche Abnahme des Lumens
statt. Die Blutkapillaren umflechten die feinen Luftwege korbartig und sind mit den Luftkapillaren
abwechselnd verschlungen|}J|Siehe Taf. II, Fig. 5.). Zwei für sich entwickelte Kapillarnetze
greifen somit harmonisch ineinander und führen eine möglichst vollständige Lüftung
des Blutes bei beschränktem Raume in ausgezeichneter Weise herbei.
•(Siehe Taf. II.)