Aber, warum hat Kauai, die am weitesten nach Westen vorgeschobene. Sandwich-
Insel, keine Baumschneckeni Feuchtigkeit, dieselben Pflanzen, dasselbe Klima, alles vorhanden
wie auf den ändern Inseln, und doch hat Kauai nur ¡Erdbewohner. Sollt« Kauai
und Nuhau mit der ändern Inselgruppe nicht in Verbindi¿tí¡< gestände» haben?; Auf. diesen
eigentümlichen Punkt komme ich beMer Behandlung der Molokai-Arten zurück. ■ Warum
hat die größte Insel „Hawaii eso wenig.: Schnecken ? Existenzbedingungen.' sind ebenso1 i-ge-:
nugend vorhanden, wie. auf den von Schnecken reich bevölkerten filseln. Sollte Hawaihb^
deutend später,, ¡ohne Zusammenhang mit den ¡¡entstandene sein? Die wenigen Achatmellen,
¡ welche auf Hawaii Vorkommen, haben ihre näöhslöte Verwandten auf Maufc. V jÄ
. leicht . sind Embryonen durch Vogcljti von Maui nach Hawaii verschleppt und haben sieh
dort -zu einer etwas von den Maüi-Arten abweichenden Form aüsgebildet.
Alle diese Kragen, sowie viele ar,dot;e auf Variabilität und Bildung .neuer «Können,
besonders der Amphidromen-Formen, Bezügliche. Erklärungen der kausalen ¡Bedingungen
können nicht und werden nicht durch gelehrte philosophische Abhandlungen i||p3,Natural
Selection“, „Survival of the Fitte|f und dergl. gelöst. Auch hier trifft Goethes Wort aus
seinem Faust zu: „Geheimnisvoll am lichten Täg^Täßt B ch Natur des Schleiers nicht berauben,
und was ,:sie deinem Geist nicht offenbaren . das zwingst du ihr nicht ab mit
Hebeln' und mit Schrauben.“
Variabilität und Vererbung bleiben trotz der vielen .yerigiachten philosophischen Erklärungen
ungelöste Rätsel.
Herr Professor-Plate faßt dasselbe in dem Schlußworte seineri Arbeit: „Über die
Bedeutung des. Darwinschen Selektionsprinzips und Probleme der Artbildung“ .?. Aufl. Leipzig,
I9°3, pag. 227 folgendermaßen zusammen :
„Die vorstehenden Erörterungen werden hoffentlich gezeigt haben, daß ich weit d aB t
entfernt bin, das Selektionsprinzip zu überschätzen und einer „Allmacht der Naturzüchtungjä
das Wort zu: reden.; Eie wirft kein Licht auf die . Entstehung der elementaren Lebensvorgänge.
Variabilität und Vererbung bleiben ihren Ursachen nach, ungelöste Rätsel. Zahllos«
indifferente Merkmale, welche für difc Systematik der Arten und höheren Gruppen von
größter Bedeutung sind »der. wi|§jlie rudimentären! Organe, 1®. die Richtigkeit der lieJB
zendenzlehre schlagender: Beweiskraft besitzen, hängen mit Selektion gar nicht olllr -nur zum
geringsten Teile zusammen. Es ist ferner wahrscheinlich, daß manche einfache Anpassungen
und gewisse höchst nützliche Eigenschaften der Organismen, wie die Fähigkeit,iliiich an
Schädlichkeiten zu gewöhnen, tropisch reizbar, zu sein und einen Erhaltungstrieb zu besitzen,-
nicht auf Zuchtwahl beruhen. Aber trotz alledem sind der Kampf ums, Dasein und-die-.Selektion
unendlich wichtige: ¡Faktoren, die täglich und stündlich das organische Geschehen
beeinflussen und uns allein in den Stand setzen, die vielfach so wunderbar komplizierten!
inneren und äußeren Anpassungen zu verstehen. Der richtige Standpunkt ist nach meiner
Meinung der, weder .von einer „Allmacht“ nogi von einer „Ohnmacht“ der natürlichen
Zuchtwahl zu sprechen, sondern. sjÉj s.o wie es, unser großer Meister Darwin tat,. als einerä
wichtigen Faktor zu bezeichnen, welcher zusammen mit anderen Kräften die Welt def- ;®.;w
ganismen regiert.“
Mit derselben Materie beschäftigt sich Gulick dann noch in zwei weiteren Aufsätzen.
Der erste erschien in den Proc. Bost. Soc. Nat. History,. fgpl,. XXIV Boston, j888gi.890>:
pag. 166— 167 unter dem Titel : „Lessons in the Theory of divirgent Evolution, drawn from
the Distribution of the Land Shells of the Sandwich-Islands.“ Die zweite Arbeit Gulicks
erschien dann in dem Journ. Linn.;Soc. Zool. Vol. XX, London, 1890, pag. 189:—274 und
führt den Titel: „Divergent evolution through cumulatiye Segregation.“
In dieser gelehrten Abhandlung werden seine philosophischen Auseinandersetzungen
durch lange mathematische Formeln auf 8 Tafeln erläutert.
Im Jahre 1897 erschien in den „Jahresheften des Ver. für vaterl. Naturkunde in Württemberg,
pag. 68— 86 ein Aufsatz von L. CI es sin: „Über den Einfluß der Umgebung auf
die Gehäuse der Mollusken.“
Wenn diese Arbeit auch direkt nicht mit der Ächatinellen-Literatur in Verbindung
steht, so gibt der Verfasset in der höchst interessanten Arbeit eine Reihe von Ursachen an,
die zur Bildung abweichender Formen Veranlassung geben. Durchweg sind es äußere Bedingungen,
welche ihren Einfluß geltend gemacht haben zur Erzeugung dieser abweichenden
Formen. Eine ganze Reihe analoger Verhältnisse läßt ' sich auf die Achatinellen der
Sandwich-Inseln anwenden.
Im folgenden Jahre, 1898, erschien in den: Proc. Amer. Assoc, for the advancement
of Science, XLVII, pag. 357— 358 ein Aufsatz von A. H y a tt: „Evolution and migration of
Hawaiian Land-Shells.“ In dieser Arbeit wird sogar die vermutliche Wanderung der Ur-
achatinellen, sowie die vermutliche Abstammung geschildert. Den hierauf bezüglichen Absatz
gebe ich in der Übersetzung ohne Kommentar wieder:
Pag. 357: „Alle Schnecken stammten wahrscheinlich von einem gemeinsamen Vorfahren,
der neuerdings ausgestorben ist, aber früher in einem Tale an der westlichen Seite
der Wasserscheide der längsten oder östlichsten Gebirgskette gesammelt wurde. Von diesem
Tale, Kulionou, fand eine Wanderung nach Norden über die Ausläufer statt. Die Stamm-
art, Achatinella phaeozona, Gulick, entwickelte eine Anzahl von Gattungen, als sie nach
Norden zog, von denen die drei hauptsächlichsten auf der Karte dargestellt ¡sind, und entfaltete
sich auch zu einer großen Zahl distinkter Arten.“
Nach Newcomb, Synopsis, pag. 324, Nro: 93 ist die „Stammart der Achatinellen“
Ach. phaeozona ? Gul. eine Varietät von Ach. ovata, Newc. und gegründet auf eine „immatüre“
Form.
.Auch H a r tm an , Cat. Ach. pag. 30, stellt phaeozona als „immature“ Form zu
ovata, Newc.
B aldwin, Cat. pag. 5, stellt sie, wohl infolge des scharfen, unausgebildeten Mundsaumes,
als Art zu Achatinellastrum. Auch Sykesy Fauna Haw. pag. 308, Nro. 29, stellt
sie als „eine ihm unbekannte Form“ zu ovata, Newc.
E in e „Stammart“ d ü rfte doch wohl e ig en t lich e in e g u te , a l l s e i t i g ane
rkannte A r t sein!
Schriften allgemeineren Inhalts über Lebensweise, Verbreitung im Raume, Verteilung
auf die einzelnen Inseln u. dgl. erschienen ebenfalls am Ende des vergangenen Jahrhunderts.
Im 8. Jahrgange der Zeitschrift „Humboldt“, 1889, pag. 464—465, erschien ein interessanter
Aufsatz von Dr. W. Kob eit: „Die Achatinellen der Sandwich-Inseln.“ Nach einigen
allgemeinen Bemerkungen, über das endemische Vorkommen der Achatinellen, über die
zahlreichen Arten und Varietäten und über die Stellung im Systeme, berichtet der Verfasser