welche derjenigen zu den Waben entgegengesetzt verläuft, so verläßt die Hummel die
Wand, längs welcher sie ging, und bewegt sich nach dem Inneren des Kastens zu. Bei
diesen Nachforschungen spielt der Geruchssinn in Bezug auf das Auffinden der Lage des.;
Nestes gar keine Rolle, indem die Hummel sehr nahe an der Wabe vorbeigeht, ohne die
Richtung, welche sie eben verfolgt, zu verändern.
Es unterliegt demnach keinem Zweifel, daß bei jenen Bedingungen, unter welchen
diese Versuche ausgeführt wurden, ein „Richtungssinn“ nicht zum Vorschein kam. Erst nach
langem Korrigieren, Umherirren und S ich b ek an n tm a ch en mit den auf dem W eg e
vom Neste zur Nahrung lie g en d en Gegen stän den beginnen die Hummeln in einer bestimmten
Richtung zum Honig und zurück zum Neste zu kriechen. Dies erfolgt jedoch sehr
langsam, erst nach Ablauf von vielen Tagen. Auf der Fig. 31 ent solcher festgelegter
Weg von der Wabe (ga)i.iüm Honig (me) und zurück verzeichnet.
B) Beobachtungen über den Abflug der Hummeln vom Neste und über ihre Rückkehr.
Diese Beobachtungen entrollen vor uns eine Reihe von Erscheinungen, die, unvergleichlich
vielseitiger und .psychisch komplizierter erscheinen, als das L a u fe n * r Hummeln,
von einem Orte nach einem anderen, welche Fortbewegungsweise übrigens, im allgemeinen
gesprochen, von diesen Insekten nur äußerst selten und in sehr fcchränktem Umfange
angewendet wird.
a) Beobachtungen über den Flug der Hummeln von den Waben zum Honige im Zwinger.
Dieser Flug stellt eine Erscheinung dar, welche dem Vorgänge, welchen wir bei dem
Hinüberlaufen der Hummeln von den Waben auf den Honig beobachtet haben, ganz ähnlich
ist. Die Fig. 32 zeigt uns die zwei ersten Wege des Fluges, von dem Honig (me) zu den Waben
(ga): 1) Vh-b—§§-d und :f■ B B - g —h—-i—k-H^-m. Beide Wege bestätigen nochmals, daß
ein Richtungssinn bei den Hummeln, unter den gegebenen Bedingungen des Versuchess,,-
nicht zjii Tage tritt; gleichzeitig beweisen diese: Versuche, daß es den Hummeln im Kasten
nicht gehngtjpich den Weg zu den Waben auf einmal einzuprägen. Endlich beweisen die
beschriebenen Versuche noch, daß der Rückweg zum Neste, sowohl im Fliegen als auch im
Kriechen, von den Hummeln als eine Sache für sich eingeprägt wird, und keine Wiederholung
des bei dem Ausfluge aus dem Neste zurückgelegten Weges darstellt; mit anderen
Worten, es wird der Nachweis dafür geliefert, daß die W eg e des A b flu g e s und d e s ,
H e im flu g e s v o n e in a n d e r v e r s c h ie d e n
s in d und s ich dem G e d ä c h tn is s e de r
Hummeln ganz u n ab h än g ig v o n e in a n der
einprägen. (Die Wege aus dem Neste
Fig. 33. tr. ein Stück E rd e ; N.e. äußeres, N.i. inneres zum Honig sind auf der Figur nicht eingezeich-
Nest; ga. offene Wab en; en. Flugloch; me. Honig. ^ ^ ^ ^ ^ v e r w i r r e n ),
Die Erscheinungen, durch welche die Richtigkeit der letzten Schlußfolgerung be-
wiesen wird, sind folgende:
Auf der Fig. 33 sehen wir ein Nest (im Durchschnitt) von Bombus teTYestvis, tr
das Stück Erde, auf welchem es sich befindet und mit welchem es in das Zimmer verbracht
wurde; Ne = äußeres, Ni = inneres Nest; ga = offene Waben; en - das nachgebliebene
frühere Flugloch des Nestes; me = Bienenhonig in einem Schächtelchen; ab =
der Weg, auf welchem die Hummeln aus dem Neste zu dem Honig fliegen, nachdem dieser
Weg sich endgültig fixiert hat; cd = der Weg, auf welchem die Hummeln vom Honig zum
Nest zurückkehren. Dieser letztere ist stets unveränderlich der gleiche. Diese Tatsache besitzt,
wie wir später sehen werden, eine außerordentlich große biologische Bedeutung. Solange
die Hummeln in Freiheit waren, kehrten sie durch das Flugloch in das Nest zurück,
flogen aber durch dasselbe auch wieder heraus. In der Gefangenschaft begannen die Hummeln
ihre Wanderungen durch den Kasten, indem sie von den Waben aus abflogen, da letztere
(für die Beobachtung) geöffnet worden waren. Zufällig gerieten sie zu dem Honigvorrate; der
von den Hummeln hierbei zurückgelegte Weg übte jedoch keinen Einfluß auf den Rückweg
aus, obgleich er, wie man glauben könnte, der allernatürlichste gewesen wäre; später flogen
sie von c nach d, obgleich die Rückkehr auf dem nämlichen Wege, von b nach a, am einfachsten
erschienen wäre, allein die Hummeln halten sich bei dem Heimfluge an den Weg,
welchen sie ganz unabhängig von dem Abflugswege kennen, d. h. an den W eg durch
das F lu g lo ch . Von Interesse ist der Umstand, daß die Hummeln, nachdem sie eine Handlung
zum ersten Male ausgeführt haben, dieselbe das zweite Mal in gleicher Weise beginnen
wie das erste Mal; was später erfolgt, kann einer Abänderung unterliegen, allein der Ausgangspunkt
bleibt dauernd und unverändert bestehen.
Der Flug der Hummeln zum Honig bietet das erste Mal selbstverständlich nicht jene
Regelmäßigkeit des Bogens a— b, wie sie bei späteren Flügen erreicht wird; die Richtung
dieses Weges wird korrigiert und abgekürzt, allein der Ausgangspunkt der Bewegung, das
S ich e rh eben von den Waben, ist von den Hummeln für alle Zeiten
festgehalten worden, und um auf den Honig zu fliegen, benützten sie
niemals die Ausgangsöffnung (en|Bi>.
Diese Fähigkeit der Hummeln, sich den Weg des Abfluges unabhängig
von dem Wege der Rückkehr einzuprägen, wie wir sie soeben
in den engen Grenzen des Zwingers kennen gelernt haben, kann, wie
ich bereits oben erwähnte, auch unter solchen Bedingungen beobachtet
werden, welche denen des normalen Lebens in der Freiheit nahekommen.
b) Beobachtungen über den Abflug der Hummeln aus dem Neste im Freien
und über ihre Rückkehr.
Wenn man den Abflug der Hummeln aus dem Neste im Freien
beobachtet, so kann man sich unschwer davon überzeugen, daß dieser
Abflug nicht nur das erste Mal, sondern auch die nachfolgenden Male
eine ihrer psychologischen Bedeutung nach sehr komplizierte Erscheinung
darbietet.
Eine Hummel, welche bei veränderter Umgebung vom Neste fliegt, bemerkt dieses
sofort, wendet den Kop f dem Neste zu und beschreibt in dieser Lage, welche sie
bisweilen verändert, im Fliegen eine Reihe von Schleifen, die bei den verschiedenen
Individuen eines Nestes nicht identisch sind, und deren eine auf der Fig. 34 abgebildet ist.
Zoologioa. Heft 46. 8