
ändern Formen oder Formengruppen unterscheiden lassen. Der Umfang einer Species kann
mithin außerordentlich verschieden sein, und es wird einförmige, formenarme und formenreiche
Arten geben.“
Zu den einförmigen läßt sich die Carinella-Gruppe von Kauai, zu den formenarmen
Newcombia und Carelia, zu den formenreichen die Tesselata-, virgulata-, bella-, splendida-
und mehrere andere Gruppen stellen. —
„Das Gesagte zusammenfassend haben wir uns die verschiedenen Arten einer Tiergruppe
vorzustellen als die einzelnen uns bekannten Bruchstücke vom Stammbaum der
Gruppe, soweit diese miteinander nicht in direkten Zusammenhang zu bringen sind, da die
Verbindungsstücke bisher noch unbekannt blieben.“
„Daraus ergeben sich für den Gang der systematischen Erforschung einer Tiergruppe
die folgenden Etappen:
„ i. Stufe: Beginnende Kenntnis der Gruppe, gekennzeichnet durch wenige, scharf voneinander
getrennte, formenarme Arten.“
„2. Stufe: Bei fortschreitender Kenntnis wächst die Zahl der Arten immer mehr, ihre
Unterscheidung stößt mitunter auf Schwierigkeiten, manche von ihnen sind ziemlich formenreich.“
„3. Stufe: Weit fortgeschrittene Kenntnis der Gruppe, dadurch gekennzeichnet, daß
zahlreiche der bisher unterschiedenen Arten sich zu lückenlosen Formenreihen und Formenketten
zusammenfügen lassen, so daß die Zahl der scharf unterschiedenen Arten sich sehr
verringert hat, viele Arten sehr formenreich geworden sind.“
„4. Stufe: Vollständige Kenntnis der Gruppe. Einzelne Arten sind nicht mehr zu unterscheiden,
sämtliche Formen reihen sich lückenlos aneinander und bilden einen zusammenhängenden
Stammbaum.“
„Man kann sagen, daß zur Zeit die Kenntnis der meisten Tiergruppen sich auf der
zweiten Gruppe bewegt, manche freilich auch noch auf der ersten verharren und nur wenige
mehr oder weniger erfolgreich den Schritt zur dritten Stufe zu vollziehen streben.“
„In dem dargelegten Sinne erweist sich das Wesen der Art als ein nur von unserem
augenblicklichen Wissen abhängiger Begriff, den man unter Berücksichtigung des Haupterfordernisses,
seiner praktischen Verwendbarkeit, nach Inhalt und Umfang etwa so bestimmen
kann:
„Zu einer Art gehören sämtliche Exemplare, welche der in der Diagnose festgestellten
Form entsprechen, ferner sämtliche davon abweichende Exemplare, die damit durch Zwischenformen
so innig verbunden sind, daß sie sich ohne Willkür nicht scharf davon trennen
lassen, endlich auch alle Formen, die mit den vorgenannten nachweislich in genetischem
Zusammenhang stehen.“
„Nun gibt es aber nicht wenige Formen, die scharf unterscheidbar sind, deren Unterschiede
aber nur ganz geringfügiger Natur sind, so daß es vom praktischen Standpunkte
nicht wünschenswert erscheinen mag, sie als getrennte Art zu behandeln; solche Formen
sind dann als Subspecies oder Unterarten zu bezeichnen und durch trinäre Benennung kenntlich
zu machen.“
„Als Formen sind die engsten natürlichen Individuengruppen, mit denen überhaupt
gerechnet werden kann, zu verstehen.“
„Eine Form ist ganz allgemein jede Gruppe von Individuen, welche solche Übereinstimmung
in ihren morphologischen Merkmalen aufweisen, daß sie in einen gewissen Gegensatz
zu ändern Formen treten, gleichgültig, ob die Unterschiede von ändern Formen groß
oder klein sind, ob sie mehr oder weniger scharf sind.“
„Wollte man in diesen Formen etwa natürliche Arten erblicken, so bedeutete dies von
vornherein Verzichtleisten auf scharfe Trennbarkeit und damit auf Zuverlässigkeit bei der
praktischen Verwendung.“
„Trotzdem sind diese Formen von großer Wichtigkeit, denn die Natur arbeitet tatsächlich
mit ihnen und man kann innerhalb natürlicher Gruppen (z. B. einer Gattung t—
tesselata, virgulata, bella, splendida i^J|y|n der Regel eine Anzahl Formen von gleichem
oder ungleichem systematischem Werte unterscheiden, deren gegenseitige Beziehungen höchst
verschiedener Natur sein können. Verhältnisse, die für die Frage nach der Entstehung der
Arten von erheblicher Bedeutung sind.“
Vergleicht man nach diesen Erörterungen die „Arten“, welche nach „einzelnen“
Exemplaren aufgestellt und nach Bild und Beschreibung sich ganz „artlich“ ausnehmen, mit
einer ganzen Reihe an den Lokalitäten gesammelten Exemplaren, so sieht man sofort, welchen
Wert diese sogenannten Arten haben. Aber weiter ergibt sich auch daraus, daß nicht jedes
Tal und jeder Bergrücken eine differente „Art“ beherbergt, sondern es sind Varietäten und
Formen, die zu einer Gesamtart gehören, man vergleiche die Studie von C. C o o k e , 1. c.
Endlich wird auch die allgemeine Ansicht, daß jede Insel für sich differente Arten beherberge,
die auf den benachbarten Inseln nicht Vorkommen, zum Teil hinfällig, wenn man den
Begriff „Art“ nach obiger Auffassung annimmt.
Zudem ergibt sich aus der Literatur, daß nicht jede Art „eine“ Sandwich-Insel bewohnt.