Nunmehr folgen Beobachtungen, wcldie zeigen, daß einige I lumtuelh nicht nur-eine
der genannten Pflanzenarten allein, sondern mehrere Arten mit Blüten von gleich« Farbe
besuchen.
So hielt sich i) Bombus terrestris am 17, Juli (1900) ausschließlich auf lilafarbenen
Blüten auf, ohne sich auf anders gefärbte mederzulasssiar und 2) Bombus sylvarum an
demselben Tage vorzugsweise auf lilafarbenen Blüten, indem er gleichfalls alle Blüten von
' anderer Färbung vermied u H w. Auf demHchema Fig. 23 sind die Wegladteser Hummeln
durch Nr. 3 bezeichnet.
Zum Schlüsse habe ich noch zu bemerken, daß die.'är,gegebene Ordnung in der
Auswahl, von Blüteh- durch zweierlei Ursachen mehr oder weniger beeinträchtigt : Wird.
E rs ten s® 1 durch die Abnahme in dègAnzahl von blühenden (Gewächsen unmittelbar nach
dem Mähen, sodann am Ende des Sommers und zu Beginn des Heilste s infolge der Abc
nähme vojRblühenden Gewächsen p e rh a u p t. Zweitens ■ - durch den Beginn des Zerfall«,
der Hummelfamilie, wenn die Arbeit wenigsff intensiv vor sich geht und die Hummeln anfangen,
„irgend « è |j|z u fliegen. Allein auch in j p ^ n Fällen macht sich der fundäijientale
■ n stin k t :|e r Ordnung bemerkbar : wenn die Hummeln die P fla n z e rä v iÄ e ln , ISsgmnen sie
bei .der ersten passenden Gelegenheit sich bis zu einem neuen Wechsel | l n irgend eines
dieser Gewächse zu halten.
Welches sind nun die Schlußfolgerungen, die wir aus den angeführten Tatsachen ziehen
können? Dieselben drängen jfe h uns v o nH lb s t auf. 'ferèterif1 wird durch t t ä 9 Tat&j$gai
bewiesen, d a ß d ie H um m e ln im s ta n d e s in d , B lü te n v o n d e n v e r s e t i e d e n s t e n
F a r b e n ohne U n te rschH *u b e s u c h e n , zweitens, daß Sjg: sichÄdoch während je dB gegebenen
Zeitperiode an diejenige p fla n z e halten, welche .ihnen in dieSër P e r io d A . B. im
Verlaufe eitles Tages) die beste Ausbeute ||l i e f e r t ’hat, und drittens, daß die Hummeln bei
dem Aufsuchen dieser G ew ä c h f l a ü y s c h l i f t^ H h vom ihiäfei S e h o r g a (» § n ¡ ¡ je le il§ t
w e rd e n .
Für den Fall, daß keine einzige Blüte den Hummeln eine reiche Ausbeute gegeben hat,
während zwei oder drei Arten von Gewächsen sich als befriedigend erwiesen haben,
werden die Hummeln sich bei ihren weiteren Nachforschungen nach Honig eben an
diese Gewächse halten. Dies ist der Grund, warum eine jede Art von Hummeln sich än
ein und demselben Tage systematisch an ihre Gewächse hält, d. h. an die Gewächse, deren
Blüten ihr die beste Ausbeute gegeben haben.
Da nun zu solchen Gewächsen natürlicherweise diejenigen Arten gehören, deren Massenblüte
eben in der Periode der gegebenen Tracht stattfindet, so f ä llt, .die M a s s e n b lü te
d e r H o n ig g ew ä c h s e , m e i s t e n t e i l s a u c h m it ih r e r W a h l d u r c h d ie H um m e ln
z u s am m e n .1 Hieraus ergibt sich natürlich auch die Erklärung, warum die Hummeln an
gewissen Tagen die Blüten des Klees z. B. gar nicht besuchen, sondern nur die Blüten der
Taubnessel oder von Scabiosa arvensis ; ferner gibt dies die Erklärung für die Entstehung
1 Angesichts der von mir mitgeteilten Beobachtungen halte ich es nicht für notwendig, au f die Betrachtungen
von F . P l a t e a u einzugehen [„Observations sur le phénomène de la constance chez quelques Hyménoptères* (Ann. Soc.
Entom. Belg. X L V ) , nach welchen er die honigtragenden Hymenopteren in „oligotropes“ und „polytropes“ einteilt; diese
Einteilung ist meiner Auffassung nach zu sehr künstlich und entbehrt der Grundlage, welche der Auto r hier voraussetzt. Jedenfalls
liegt nicht d er geringste Grund v o r , die Hummeln für „hyménoptères très inconstants* zu halten wie dies von -
P l a t e a u geschehen ist.
jenes Irrtums, nach dem die Hummeln angeblich violette Blüten allen anderen vorziehen;
endlich wird dadurch auch der Grund für die Fehlerhaftigkeit solcher Schlüsse aufgeklärt,
wie sie auf Grund der Versuche von P l a t e a u gezogen wurden: die Hummeln
haben sich auf die künstlichen Blüten P l a t e a u s einfach aus dem Grunde nicht niedergelassen,
weil sie die Blüten der nachgeahmten Pflanze an dem betreffenden Tage überhaupt
nicht besuchten, obgleich sie sich vielleicht gestern auf dieselben niedergelassen hätten
und morgen wieder auf dieselben niederlassen würden; heute jedoch lassen sie., sich auf
Blüten dieser Art aus dem Grunde nicht nieder, weil sie an dem betreffenden Tage keinen
Honig aus denselben sammeln, oder aber aus anderen Gründen, deren Erklärung nur durch
Beobachtungen im Walde und auf der Wiese festgestellt werden kann.
A u f we l ch e E n t f e r n u n g k ö n n e n Blü t e n von d e n Humme l n mi t Hi l f e
de r S e h o r g a n e b eme r k t werden?
Bevor ich zu der Beantwortung dieser Frage übergehe, möchte ich auf einen Zug in
der Fähigkeit der Hummeln, Gegenstände überhaupt zu unterscheiden, hinweisen.
Experimentiert der Beobachter l a n g s am in einem Hummelneste, so bemerken die
Hummeln gar nichts und beschäftigen sich ruhig mit ihren Angelegenheiten. Sie sehen
weder die Hand, noch werden sie des Experimentierenden gewahr. Sobald jedoch die Bewegungen
etwas rascher werden, so bemerken die Hummeln sofort die Anwesenheit eines
fremden, feindlichen Gegenstandes, worauf die einen sich unruhig hin und her bewegen,
andere sich zu verteidigen suchen, wieder andere zum Angriffe übergehen.
Es ist dies eine außerordentlich charakteristische und wichtige Eigentümlichkeit des
Sehvermögens bei den Hummeln, eine Eigentümlichkeit, welche darauf hinweist, daß ihr
Sehen in diesem Sinne nicht unserem Sehen entspricht: sie sehen einen Gegenstand, wenn
derselbe sieh bewegt, und sehen ihn nicht, wenn er in Ruhe ist oder sich nur langsam
bewegt. Ich will an dieser Stelle eine Beobachtung mitteilen, welche an freilebenden Hummeln
angestellt wurde und die mitgeteilte Schlußfolgerung bestätigt. Nachdem die Hummel
mit ihren Nachforschungen nach Honig auf einer Pflanze fertig geworden ist, fliegt sie
di r e k t auf die nächste Pflanze, d. h. sie fliegt nur dann auf dieselbe, nachdem sie deren
Anwesenheit bemerkt hat, wenn diese Pflanze sehr nahe gelegen ist. Eine Entfernung von
über 35 cm erfordert seitens der Plummel bereits eine gewisse Vorbereitung, um dasjenige zu
bemerken, dessen sie bedarf. Diese Vorbereitung besteht darin, daß die Hummel sich bis zu
einer gewissen Höhe in die Luft erhebt und darauf erst auf das bemerkte Gewächs zufliegt.
Auf diese Weise fliegt die Hummel von einem Gewächse zum anderen, wenn letzteres in einer
Entfernung von annähernd über 35 cm steht, in unregelmäßigen Bogenlinien. Auf der Fig. 24
ist dieser Flug der Hummel schematisch dargestellt. Von dem Punkte a (Fig. 24 A.) erhebt
sich die Humm#! ;steil nach oben längs der Linie ; sie kennt die Richtung noch nicht,
wohin sie fliegen wird. Während dieser Bewegung machen ihre lichtempfindlichen Organe
augenscheinlich denselben Prozeß durch, welchen sie bei der raschen Bewegung eines vor
ihren Augen befindlichen Gegenstandes erleiden; der ganze Unterschied besteht darin, daß
in letzterem Falle der Gegenstand sich bewegte, während die Hummel in der Ruhe verblieb,
im ersteren dagegen der Gegenstand unbeweglich bleibt, die Hummel aber sich bewegt,
wodurch das Erblicken des Gegenstandes ermöglicht wird. Sowie dies geschehen ist,
fliegt die Hummel im Bogen b—^c auf den Gegenstand zu. Von hier fliegt sie in g e r a d e r