Ré.aumur, und er läßt sich dadurch erklären, daß die Hummeln viel lieber zu■ der
Verteidigung-ohne Angriff schreiten, indem sie an Ort -und Stelle,ehleiben, statt aktiv vori,
zugehen. Indem ich mich auf Réaumur verließ, welcher kategorisch erklärt, daß „il n’y
en a jamais eü unseul qui m'ait piqué,- quoiqu|¿íj’aie mis -setts dessus dessous des ; «en-
tames de. nids“, habe ich mehr als-einmal schwer für meilfiiVertrauen büßen müsse®!
E. H o ff er hat vollständig recht^idem er behauptet, daß die Hummeln sich nicht nur
bei der Zerstörung ihres Nestes verteidigen, sondern auch zum Angriffe übergehen,, b i
Sonder#, wenn das Volk zahlreich ist.
Den Umstand, daß die Hummeln selten stachen, erklärt Pérez dadurch, daß bei der
Lage ihEe||pachels Stiche nur in ganz bestimmter Richtung, und zwar von unten nach
oben atisgeführt werden können, weswegen einige Zeit erforderlichg^i um die gewünschte
Lage einzunehmen. Diese Erklärung ist meiner Ansicht nach eine recht mißlungene, indem die
Sache so dargestellt wird, als wären die Verwundungen durch Hummeln aus dem Grundeselten,
weil die Lage ihrej.ßtach(fls nicht zweckmäßig ist, Die Lage ihres-Stachel ist im Gegenteile
beme rkenswer t vollkommen an d ie ig n ig e A r t d e r - ,V e r te id ig u n g a n g e p a ß t ,
welche sie. am h ä u fig s ten anzuwenden ge zwungen sind, d. h. an ihre typische
nicht aktiv?;/Verteidigung: nicht den Angriff, sondern die; passive Einzelverteidigung.
Da sich das Ne§t d à Hummeln auf der E*d¡é|oder unter dersèlbàf befindet,-so läßt
sich dasselbe natürlich am besten nicht etwa von oben, und nicht von der Seite aus, ¿ÉSfíem
gerade von unten nach oben verteidigen. Aus diesem Grunde Strömen
d'e Hummeln bei der ersten Beunruhigung aus dem Neste und lagern
I a ll: I • auf demselben, wobei .sic lautliisúund bewegungslos \auf dem
j y jB v I RüÜifn daliegèn, wie dies ;auf Fig, 118 abgebildet ist, und zwar mit
d weit ausgebreitetem hinterem und mittlerem Beinpaare, welche sich
Fig. n 8 an ^en ■^>un^ e n a, b, c > d auf das Nest stützen, wie dies auf der Zeichnung
angegeben ist, das vordere Beinpaar an den Körper angepreßt
und das Abdomen in derjenigen Lage haltend, bei welcher der Stieb
nach allen Seiten hin ausgeführt werden kann und zwar mit erstaunenswerter Kunstfertigkeit.
Das kleine. Nest der Hummeln stellt in diesem Augenblick eine wohlverteidigte, von
lebenden Bajonetten dicht besäte Festung dar. Solche Hummelnester konnte ich nur so
nach Hause tragen, daß ich irgend einen Gegenstand von unten her unter das Nest schob ;
von oben her bedeckte ich es mit einem Tuche, damit die Hummeln unterwegs nicht fortfliegen
konnten. Den Finger einem solchen Tuche nähern, bedeutet so viel als mit Sicherheit
gestochen zu werden. Die Lage des Hummelkörpers, welcher fest und beharrlich
auf den Punkten a, b, c, d ruht, die gewandten und raschen Bewegungen des Abdomens
stempeln diese Verteidigungsweise der Hummeln zu einer wahrhaft idealen.
Der auf die Verteidigung des Nestes gerichtete Instinkt kann bei den Hummeln bereits
am ersten Tage ihres Lebens beobachtet werden. Er tritt zu dieser Zeit in seinen
beiden typischen Formen zu Tage: dem warnenden Summen, wenn die Beunruhigung
nicht groß war, und dem E in nehmen e in e r d e fe n s iv e n S t e l lu n g zur Einzel-
verfeidigung des Nestes, wenn die Beunruhigung bedeutend war.
Das warnende Summen klingt sehr drohend, namentlich wenn das Volk zahlreich
ist. Mehr als einmal habe ich Hummeln während einer derartigen Beunruhigung beobachten
können. Die einen Hummeln summen, indem sie sich auf ihren Beinen erheben und auf
der Stelle -bleiben, andere laufen unruhig umher, indem sie fortwährend ihre Flügel bewegen.
Wenn auch dieses warnende Summen in einzelnen Fällen statt Nutzen zu bringen sich als
schädlich erweist, indem es Eeinden die Anwesenheit der Hummeln verrät, so kann
man doch keinen Augenblick daran zweifeln, daß in der Mehrzahl von Fällen das Summen
Nutzen bringt, da anderenfalls diese instinktive Methode der Selbstverteidigung nicht durch
die Auslese fixiert worden wäre.
N eb en d e r so eb en b e s c h r ie b e n e n s o l i t ä r e n V e r t e id ig u n g s a r t der
Humme ln g ib t es zw e ite n s e in e „ g em e in s c h a f t l ic h e “ V e r t e id ig u n g und
einen „g em e in s ch a ftlich en “ A n g r iff.
Man kann dieselbe dadurch hervorrufen, daß man etwas Honig in den Beobachtungszwinger
tut. Fliegt eine Hummel auf diesen Honig, und man verjagt dieselbe, so wird sie
etwas „gereizt“ in der Nähe umherfliegen. Die Aufregung wächst im direkten Verhältnis
zu der Zahl der auf dem Honig befindlichen Individuen der Hummel-„Familie“ , in deren
Stock der Honig angebracht wurde, und kann zuletzt in einen offenen Angriff übergehen.
B - .An diesérii einfachen Versuche kann man den, Übergang von der Tätigkeit der einzelnen
Hummel zu dem „gemeinsamen Handeln der Familie“ in genauer Aufeinanderfolge
beobachten.
Hier tritt also, wie wir sofort näher auseinandersetzen werden, ein neuer Faktor in
die Rechnung ein : die Masse. Und wir müssen uns klar werden, ob dieses M a s s en v
e rh a lten , der M a s sen an g r iff der „soz ialen “ Insekten da s se lbe d a r s t e l l t ,
was wir bei M a s sen an g r iffen h öhe re r S äu g e tie re sehen, oder etwas anderes ?
Die Autoren nehmen an, i) daß Massenbewegungen zum Zweck der Verteidigung
und des Angriffs unter den wirbellosen Tieren nur bei den „sozialen“ Insekten beobachtet
werden, 2) daß diese Bewegungen der „sozialen“ Insekten nur bei der V e r te
id ig u n g und dem A n g r if fe zu Tage treten, endlich j§ daß diese Bewegungen typisch
so z ia le E r sch e in un g en darstellen, welche durch das Gefühl des Altruismus und der
gegenseitigen Hilfeleistung zwischen den einzelnen Gliedern der Masse hervorgerufen werden,
oder mit anderen Worten: daß die Massenbewegungen, welche bei den sozialen Insekten
beobachtet werden, nach ihrer psychologischen und biologischen Bedeutung mit den Massenbewegungen
in der menschlichen Gesellschaft übereinstimmen. Aus diesem Grunde bleibt
die Rolle der Masse, als ein Faktor, welcher in Abhängigkeit von ihrem Umfange geeignet
ist, diè Energie der die Masse zusammensetzenden Individuen (in bedeutenderem oder geringerem
Grade) zu heben, in den meisten Fällen ohne Erklärung. So weist zum Beispiel
F r ie s e , indem er von derartigen Bewegungen bei den Bienen spricht, darauf hin, daß „ihre
Masse ihnen den Mut gab“, ohne des näheren zu untersuchen, warum sich dieses so verhält,
und was dieser „Mut“ bedeutet. In den Fällen aber, wo die Autoren eine Erklärung
versuchen, liefern sie doch in Wirklichkeit weiter nichts, als ausführliche Beschreibungen
der Erscheinung; solche Beschreibungen aber führen den Leser in einen Kreis von Un-
ergründlichkeiten hinein, etwa so mystisch, als wenn von den Verdiensten der Bienen um
die Korrektur von Logarithmentafeln die' Rede wäre.
Ein starkes Bienenvolk, so lesen wir zum Beispiel in einer derartigen Beschreibung,
fällt über ein schwaches Volk her, um es zu berauben, tötet bisweilen die Königin und be