ihren freien Enden nach oben gerichtet (o), die anderen nach unten (u), mit* ihrer Basis
dagegen stoßen sie aneinander. Bisweilen sind solche „zweiseitige Waben“, d. h. Waben
mit Kokons (und leeren Kokons) zu beiden Seiten der Stützplatte, merkwürdig gekrümmt,
wie dies auf Fig. 92 zu sehen ist (die Kokons sind hier nicht angegeben, sondern nur die
in Gedanken isolierte Stützplatte); es kommt auch vor, daß sich diese gekrümmten Waben
verästeln, wie dies .^uf Fig. 93 zu sehen ist. — Über die Größe und den Umfang solcher
Wabenstücke kann man sich ein Urteil bilden, wenn man hört, daß auf einigen derselben
bis zu 60 Kokons sitzen.
Ich habe bereits erwähnt, daß unter den Waben von Bombus lapidarius die zuerstgebauten,
d. h. die basale und die oberste Wabe, zumeist eine regelmäßige Gestalt besitzen.
Die erstere dient als Stätte für die Entwicklung der kleinen Arbeiterinnen; sie ist
Fig. 90.
bisweilen unregelmäßig, abe r ste ts e in s e it ig ; die oberen, für die Weibchen bestimmten
Waben sind ebenfalls ste ts e in s e itig . Vielleicht weisen diese Tatsachen darauf hin,
daß die E in s e it ig k e it der Waben die g en e t is ch p r im itiv e re Form d a r s te llt?
Diese Form hat sich für die Weibchen erhalten, d. h. für diejenigen Formen, die bereits
bestanden haben, ehe die Hummelfamilie in Kasten zerlegt wurde.
Auf denselben Gedanken führt uns nun auch die Erwägung, daß die Zweiseitigkeit
der Waben zweckmäßig ist: sie bietet erhöhten Schutz gegen Parasiten. Denn wenn die
Hummeln die Kokons einer einseitigen Wabe von oben bebrüten, so bleibt die Unterseite
dieser Kokons ohne Verteidigung; bei doppelseitiger Bebrütung aber ist jede Möglichkeit
eines Angriffes ausgeschlossen.
Verhält sich dies in der Tat so, dann würde die Anordnung der Kokons in der
Hummelwabe folgende Etappen stammesgeschichtlich durchlaufen haben; erstens regellose
Zusammenfügung der Kokons (Bombus terrestris); zweitens Bildung einseitiger Waben
{Bombus muscorum), endlich radiäre und bilaterale Symmetrie {Bombus lapidarius).
2. Der Bauplan und die Entwicklung der Wabenmassen.
Um den architektonischen Plan der Wabenmasse zu erklären, welcher, wie wir selben
werden, nicht nur bei den verschiedenen Arten, sondern innerhalb gewisser Grenzen auch
bei den Völkern ein und derselben Art ein recht verschiedener sein kann, werde ich mich
an die Arten Bombus terrestris, B. muscorum, B. sylvarum und B. lapidarius halten.
Bei Bombus terrestris werden die Waben durch einen Haufen von Kokons gebildet,
in deren Anordnung weder ein Plan, noch irgend welche Regelmäßigkeit zu bemerken ist.
Dieses Fehlen von Ordnung und Symmetrie weist zweifellos auf die Ursprünglichkeit der
Form hin, indem hierdurch allein schon viele Unzulänglichkeiten geschaffen werden, welche
in Bauten anderer Typen völlig vermieden sind.
Bei Bombus muscorum wird die Wabenmasse von vielen einzelnen Waben gebildet,
welche untereinander oft sehr wenig solide verbunden sind. Es ist daher auch aus vielen
Gründen recht schwierig, den architektonischen Typus der Wabenmasse bei diesen Hummeln
festzustellen. Hindernd wirkt dabei unter anderem der Umstand, daß mitunter einzelne
Kokons einer Wabe nicht in einer Ebene mit den anderen liegen, sondern über dieselben
hinausragen, und zwar bisweilen in so bedeutendem Maße, daß es den Anschein hat, als
befänden sie sich um eine Etage höher. Während nun unter normalen Bedingungen die
obere Etage der Waben später gebildet wird, als die untere, kann es infolge unregelmäßiger
Anordnung der Kokons geschehen, daß zwei übereinander liegende Wabenstücke
nicht nacheinander, sondern zu gleicher Zeit angefertigt wurden; besonders dann, wenn die
eine Eierzelle auf einem besonders hoch liegenden Kokon, eine andere auf einem besonders
niedrig liegenden angelegt wird. Die Beurteilung wird ferner dadurch erschwert,
daß die den Bestand der Waben einer Etage ausmachenden Wabenstücke zu verschiedenen
Zeiten angefertigt werden, bisweilen zu recht weit voneinander entfernten Zeitpunkten, bisweilen
aber auch fast gleichzeitig. Es versteht sich von selbst, daß hierdurch die Regelmäßigkeit
im Bau einer Etage noch mehr beeinträchtigt sein kann, daß die Lage einer
neuen Wabe, oder deren Kokongruppen, sich in einer anderen Ebene befindet u. s. w. Die
größte Störung wird jedoch dadurch verursacht, daß der architektonische Plan nicht deutlich
ausgesprochen ist, die Zahl der Etagen an verschiedenen Stellen der Wabenmasse keine
bestimmte ist, und ein Abweichen von dem Bauplane bereits, von der zweiten Schicht
an bemerkt wird. E - Trotz alledem läßt sich hier, im Vergleiche zu dem, was wir bei
Bombus terrestris sahen, eine sichtbare Tendenz zu einer e ta g en fö rm ig en A n la g e
der Waben konstatieren, sowie immerhin eine gewisse Regelmäßigkeit im Baue einer
jeden Etage.
Auf Taf. I, Fig. 21 sehen wir das Schema eines Teiles der Wabenmasse, aus welchem
wir einen Begriff von der Architektur des Ganzen erhalten. Die gesamte Wabenmasse besteht
aus vier Etagen. In allen finden sich Kokons von ungleicher Größe. Die e r s te
E t a g e (Taf. I, Fig. 21 1. et.) besteht ihrerseits aus einem oder seltener zwei Wabenstücken.
Ihre Kokons unterscheiden sich von denen der übrigen Etagen dadurch, daß sie
alle, ohne Ausnahme, von dunkelbrauner Farbe sind, was bei den nächstfolgenden Etagen,
wie wir sehen werden, nicht der Fall ist. Charakteristisch für die Waben dieser ersten
Etage ist die Regelmäßigkeit in der Anordnung der Kokons: dieselben sind alle annähernd
in ein und derselben Ebene gelegen.
A u f die ers te E ta g e fo lg t die zweite (Taf. I, Fig. 21 2. et.); sie besteht aus
zwei Waben. Die Kokons dieser Etage sind nicht durchweg dunkelbraun, sondern weisen
an ihrer Spitze eine hellgelbe Färbung auf. Ihre Größe übertrifft im allgemeinen diejenige
der Kokons der ersten Etage; die Größe der Kokons ist übrigens, wie oben erwähnt, in
allen Etagen eine verschiedene. Die Verbindung dieser Etage mit der ersten wird von den