Man muß übrigens nicht denken, daß die Hummeln zum Bau der sich vergrößernden
Larvenzelle nur den bereits vorhandenen Vorrat an Wachs verwenden: derselbe würde
nicht genügen, wie dünn sie die Zelle auch machen wollten; darum bereiten die Hummeln
fortwährend neue Vorräte davon.
Der Umstand, daß die Hummeln die Hülle in der angegebenen Weise immer dünner
und dünner machen, wobei sie sich von dem durch das Wachstum der Larve von innen
auf die Hülle ausgeübten Druck leiten lassen, wird außer durch direkte Beobachtungen
über die Arbeit der Hummeln an den Larvenzellen auch noch durch folgende Tatsache festgestellt.
Es kommt bisweilen vor, daß die Eierzelle auf einem Kokon mit verhältnismäßig
sehr dünnen Wänden angebracht \trird, in welchem die Larve aus irgend welchem Grunde
eingegangen ist. Da in solchen Fällen der von den Larven ausgeübte Druck am Deckel der
Larvenzelle größeren Widerstand findet als von seiten der Kokonwandung, so gibt die letztere
dem Drucke allmählich nach und bildet, indem sie sich einbuchtet, ein ziemlich tiefes Grübchen,
wie dies auf Fig. 63 zu sehen ist; dies dauert so lange fort, bis endlich die weitere
Bewegung in dieser Richtung unmöglich wird, indem die Wachsdecke an den Punkten a und b
sich abzulösen beginnt.
In der einfachen wie in dei: zusammengesetzten Larvenzelle geht die Entwicklung
ihren Gang und zeigt äußerlich folgende unterscheidbaren Momente. Anfänglich nimmt die
Larvenzelle, indem sie sich mit zunehmender Nahrungszufuhr entwickelt, an Größe zu und
erreicht bisweilen sehr bedeutende Dimensionen (je nach der Anzahl der darin befindlichen
Larven), wobei sie die ganze Zeit über eine gleichmäßige kugelförmige Oberfläche auf weist
(Taf. I, Fig. 10). Späterhin beginnen sich auf dieser Oberfläche Erhabenheiten zu bilden
(Taf. I, Fig. 11), welche anfangs kaum bemerkbar sind, aber mit der Zeit mehr und mehr
sichtbar werden, und zwar nicht nur aus dem Grunde, weil sich an der betreffenden Stelle
ein Hügelchen bildet, sondern auch deshalb, weil die Wäehshülle hier immer heller und
heller wird, wie dies in den Figuren 12, 13 und 14 auf Taf. I dargestellt ist. Das Hügelchen
besteht, aus Kokons, welche schließlich aus der gemeinsamen Masse hervortreten und von
den Arbeitshummeln zur Hälfte von ihrem Wachs befreit werden (Taf. I, Fig. 14 coc).
H o ff er beschreibt diesen Prozeß der Entwicklung der Larvenzelle nicht ganz richtig.
Er sagt folgendes :
1 Au fur et à mesure, la mère remplace la nourriture consommée, en même temps qu’elle agrandit
la cellule autour des larves en rongeant le haut avec ses mandibules, élargissant de plus en plus le godet
qu’elles forment, et consolidant les parois avec de la cire,, jusqu’à-ce-qu’enfin la cellule acquiert à peu près
les dimensions d’une noix. Les larves ont alors atteint le terme de le leur croissance et sont âgées de
quinze jours environ. Elles se filent une coque de soie dans la cellule de cire, et s’y enferment. Une
cellule contient ainsi trois, huit, dix cocons ou plus, au tant qu’il y avait eu d’oeufs pondus, et ces cocons
sont disposés sans ordre les uns à côté des autres. La mère ronge et' enlève la cire autour des cocons
et facilite ainsi l’éclosion des jeunes ouvrières, qui surviennent au bout de quinze autres jours environ.
La famille, plus riche, peut se donner du confort; les celulles reçoivent une toiture protectrice en cire; des
parois latérales, en cire également, s’y adjoignent quelquefois.
Durch meine Beobachtungen bestätigt es sich nicht, daß sich das Weibchen allein
hiermit beschäftigt, ebenso nicht, daß die Beendigung des Prozesses mit der Größe der.
Nach P é r e z .
Larvenzelle in Verbindung ateht, welche hierbei keine Rolle spielt; der übrige Teil der Be-
Ipjhreibung bedarf einiger Ergänzungen.
Eröffnet man eine Larvenzelle in dieser Periode der Entwicklung, so sehen wir, daß
eine jede Erhebung einer großen Larve entspricht. Die auf Taf. I, Fig. io abgebildete
Larvenzelle enthält demnach sechs Larven. Anfänglich liegen dieselben nebeneinander in
der Larvenzelle ohne in irgend welcher Weise voneinander geschieden zu sein. Erst nachdem
sie eine gewisse Entwicklungsstufe erreicht haben, machen sich die Larven an die Anfertigung
eines Kokons aus Seideiifäden, welche sie vermittelst spezieller, in die Mundöffnung
mündende*.. Drüsen auSheiden. Diese Arbeit geht bei ihnen sehr langsam vor
sich; die Fäden werden im Verlaufe von 4— 5 Tagen untereinander befestigt. Die
Exkremente, welche die Larven während digfer Zeit abscheiden (Fig. 64 ex), werden
auf den Boden des Kokons abgelegt, sjii daß dessen definitiver Umfang etwas bedeutender
ist als die Größe der Larve und der von ihr bewohnten Kammer. In Fig. 64
Zar.
M g f 63. F ig. ■«(. F ig. 65.
i||hen wir einen Kokon nach beendeter Arbeit im Durchschnitte: coe — der eigentliche
Kokon, welcher von gelber Farbe ist, ex — der Boden des Kokonil dieser ist von innen
mit der' gleichen Masse von Seidenfäden ausgelegt, während die eigentliche Masse des
Bodens zum Teil aus Wachs, welcher von der Larvenzelle her an den Kokons haften bleibt,
größtenteils aber aus den Exkrementen der Larven besteht. Infolge dieser Einrichtung der
Kokons ist die Larve für feindliche Angriffe von unten fast unzugänglich. Solche Angriffe
erfolgen entweder von den Seiten oder von dem Gipfel au§j welcher von den Gliedern der
„Gemeinde“ bewacht wird. Innerhalb des Kokons (Fig. 65) liegt die Larve in etwas gebogener
Stellung, wobei ihr Kopfende (ca) dem Gipfel der Zelle (a) zugekehrt ist.
G. Das Füttern der Brut.
Gleichzeitig mit der Pflege und Beaufsichtigung der Behausungen für die sich entwickelnden
Larven erfolgt die Pflege und Fütterung der Larven selbst. Die erste Brut
wird von dem Weibchen aufgezogen, alle nachfolgenden hauptsächlich (zum Schlüsse
sogar ausschließlich!,, von den Arbeiterinnen. Ich habe .bereits erwähnt, daß, wenn
auch bei einigen Hummeln das Weibchen nach dem Ablegen des Eies, bevor es die Eierzelle
mit Wachs verschließt, einen kleinen Vorrat fpn Nahrung in dieselbe tut, ich doch in
den meisten Fällen keinerlei Nahrungsvorräte in den Eierzellen beobachtet habe; diese
letzteren enthalten nichts außer den Eiern.
Zoologlca. Heft 46. jg