
York. Dort werden auch die Newcombschen Arbeiten, die sich in diesem Bande finden, behandelt.
Die Synopsis erfährt eine eingehende Besprechung. Pfeiffer erkennt die Gründe,
die Newcomb angibt, die die Beschreiber häufig verleitet hätten, sowohl Alters- oder Farben-
und Größenverschiedenheiten, sowie Arten mit verschiedener Lebensweise, als besondere
Arten anzusehen, an, bemerkt aber dazu: „Beiden Fehlern kann der europäische Beschreiber,
namentlich bei dem wohl niemals feststellbaren Begriffe von Species oder Varietät, nicht
entgehen. Bei Arten, wo es auf diese Beobachtungen ankommt, müssen wir also den Resultaten
eines gewissenhaften Beobachters die unsrigen unterordnen; denn eine unbestreitbare
Wahrheit ist es, welche Newcomb ausspricht, daß alle Jungen gemeinschaftlicher
Eltern, wie verschieden sie auch sein mögen, als eine einzige Art betrachtet werden müssen.“
Newcomb wollte feststellen, daß zur Beschreibung einer Art nicht ein „only specimen“, herausgerissen
aus einer Farben- oder Formenreihe, maßgebend sei, wenn nur kleine Abweichungen
von bekannten vorhanden seien, sondern eine Art muß eine Form darstellen, die
von den ändern scharf abgegrenzt werden kann.
Das Zusammenziehen vieler Arten zu einer scheint mit Pfeiffers Ansicht nicht ganz
zu stimmen; denn er schließt seine Kritik mit folgenden Worten: „Ich glaube, unsre Kenntnis
von den Arten der Achatinellen wird kaum je viel weiter fortschreiten, als sie jetzt ist,
und daß in den meisten Sammlungen die Arten so liegen bleiben werden, wie Sie sich jetzt
darin befinden, nur daß demnächst irgend ein Autor sich das Vergnügen machen möchte,
die über 200 beschriebenen Arten auf 50 oder vielleicht auf 30 zu reduzieren.“
Ich kann mich der Ansicht Pfeiffers, daß die Kenntnis der Achatinellen als abgeschlossene
Wissenschaft zu betrachten sei, nicht anschließeh. Noch jetzt, fast 50 Jahre
später, gibt es zahllose Lücken zwischen den einzelnen Formenreihen, die der Überbrückung
harren. Zahlreiche „gulches“ auf den einzelnen Inseln hat noch nie ein Sammler betreten
und manche Form, die eine Lücke in der Artenkette ausfüllen wird, harrt sicherlich noch
ihrer Entdeckung.
Auch die Ansicht Pfeiffers, daß die Arten in den Sammlungen so liegen bleiben
werden, wie sie damals waren, teile ich nicht. Gute Arten bleiben selbstredend so liegen.
Aber je mehr unsere Kenntnis eindringt in das Gesamtbild der Fauna, desto mehr Arten
werden zu Gliedern einer zusammenhängenden . Formenreihe zusammengezogen werden
müssen. Noch eigentümlicher berührt der Schlußsatz der Pfeifferschen Kritik, daß ein
Autor zum Vergnügen die über 200 beschriebenen Arten auf 50 oder gar 30 reduzieren
möchte. Darnach muß Pfeiffer über die Artberechtigung der Arten, er selbst hat allein
weit über 100 Arten publiziert, doch eine fragliche Ansicht gehabt haben, denn zum Ver-
gnügen und ohne Grund zieht ein wissenschaftlicher Forscher keine Arten zusammen.
Im IV. Bd. der Mon. Hel. viventium 1859, Pag- 5I7^ 57o und pag. 571 und 572 gibt
Pfeiffer ein Verzeichnis von 210 Arten mit diversen Varietäten und Synonymen und auf
pag. 571 und 572 ein Verzeichnis von 7 Carelia-Arten unter Spiraxis.
Sehr wertvoll in dieser Zusammenstellung ist, daß die Literatur eine eingehende Berücksichtigung
erfährt.
In den Proc. zool. Soc. London, Part XXVII, 1859, pag. 30—32 erschien von Pfeiffer
ein Aufsatz: „Descriptions of Eight New Species of Achatinella“ from Mr. Cumings Collection.
Die Exemplare, nach welchen die Diagnosen gemacht; wurden, stammten von dem
„late Consul-General of France“, daher zum Teil fragliche Arten und leider ohne Abbildungen.
Die letzte Publikation Pfeiffers findet sich im XXIX. Bde. der Proc. zool. Soc. London,
1861, pag. 20—29* „Descriptions of forty-seven New Species of Landshells from the Collection
of H. Cuming.“ Darin wird auf pag. 24, Nro. 22, die Diagnose von Bulimus pyr-
giscus, ohne Abbildung, gegeben. Diese Art ist keine Achatinella, sondern ein Opeas,
Farn, der Stenogyridae.
In dem prächtig auSgestatteten und höchst wertvollen Werke: „Manuel de Conchyliologie
et de Palaeontologie conchyliologique par Dr. J. C. Chenu, Paris, 1859, haben Vol. I,
pag. 430—432 die Achatinellen ihre Stellung am Schluß vom Tribus „Achatininae“ gefunden.
Von Carelia wird eine typische Abbildung der C. cochlea gegeben. Die Achatinellen
sind in 9 „sous-genre“ geteilt und jedes durch eine gute Abbildung illustriert.
Auch L o v e ll R e eve in seinen „Elements of Conchology; an introduction to the natural
history of Shells and of the animals which from them.“ London, i860, Vol. I, pag.
'2i§!Bpjji4, reiht die Achatinelliden an Genus Achatina. Nach kurzer Beschreibung des
Tieres und der Schale gibt Reeve eine gedrängte Übersicht über den Stand der Wissenschaft,
merkwürdigerweise hat er die älteste Arbeit, „Dixons voyage round the world“, e r schienen
in London, weder hier noch in seinem „Monograph of the Genus Achatinella“
erwähnt. Die älteste Nachricht für Reeve findet sich in Chemnitz, Systematisches Conchylien-
Cabinet, in demselben kann man aber auf pag. 278 lesen : „in Dixons voyage round the
world werde man umständlichere Nachrichten von ihr'S- Turbo lugubris sinistrorsus —
antreffen.“
Reeve gibt dann ein bloßes Namensverzeichnis von 197 Arten ohne Fundorte. Von
Ach. decora, Fér. wird auf PI. 20, Fig. 113 eine leidliche Abbildung gegeben. Die Carelia-
Arten sind nicht gesondert aufgeführt, sondern finden sich teils unter Achatina, teils unter
Spiraxis, pag. 209— 212.
Einen hervorragend bedeutenden Zuwachs erhielt die Literatur durch die Bearbeitung
der Achatinellen aus der Feder dés Geheimrats Prof. Dr. Ed. von Martens, des bedeutendsten
Konchyliologen der Jetztzeit,1 in der 2. Ausgabe von Albers Heliceen. Dieses Werk
wurde nach dem Tode Albers neu mit bedeutenden Erweiterungen von von Martens herausgegeben,
Leipzig, i860.
Auf pag. 241—253 erhielt das Genus Achatinella eine eingehende Behandlung. In
der Einleitung wird ein Bild der Geschichte dieser interessanten Schneckengattung entworfen
und die bedeutendsten literarischen Erscheinungen bis zum Jahre 1854 erwähnt. Sodann
gibt von Martens eine Gruppierung der Arten. Er teilt dieselben in 8 Untergattungen,
die bedeutend präziser begrenzt sind als die Adamschen Subgenera in ihren „Genera of
recent Mollusca“ . Jedem Subgenus ist eine klare Gattungsdiagnose beigegeben, außerdem
sind die dazu gehörenden Arten, bei welchen sowohl Literaturnachweis wie Fundorte angegeben
sind, wieder in Unterabteilungen -ll|nach ihrem Schalenbau — gruppiert. Wichtige
Bemerkungen über Lebensweise und Vorkommen, sowie kritische Bemerkungen über einzelne
Arten, dié von großer Sachkenntnis zeugen, erhöhen den Wert der Arbeit ganz bedeutend.
leider am 17. August 1904 verstorben.