Was die processus spinosi anlangt, so fanden wir diese fast stets einfach oder nur mit
angedeuteter Querteilung versehen ; wo sie direkt gabelig sind, wie manchmal am v. th. i.
einiger Felis-Arten, ist dies darauf zurückzuführen, dass hier der Fortsatz ausserordentlich stark
rückgeneigt und nicht sehr kurz ist und deshalb bis zu dem aufrecht stehenden proc. spin. des
1. v. th. 1. zurückragt, diesen mit seinem gabeligen Ende womöglich umfassend, z. B. Felis
lynx 6 Taf. I Fig. 6.
Wie die vorspringende Platte des proc. spin. des epistropheus gewissermassen den
fehlenden oder nur angedeuteten Dornfortsatz des atlas ersetzt, so kann auch das so häufig
rückragende Ende des ersteren für den meist rudimentären Fortsatz des 3> v. c. einigermassen
ergänzend eintreten. Die Dornfortsätze des 3.-7. v. c. sind ja überhaupt schwach oder doch
nicht stark entwickelt, da die Muskeln des Nackens, um den Hals nicht zu sehr zu belasten,
vor allem an denjenigen der ersten v. th., wo auch das wichtige ligamentum nuchae entspringt,
sich ansetzen, weshalb diese besonders stark sind. Am besten tritt dies ja bèi Hyaena mit
seiner auffällig mächtig entwickelten Nackenmuskulatur hervor, z. B. Bl. H. PI. I, bei vielen
anderen Formen ist dies aber nur recht wenig ausgeprägt, z. B. Arctictis Bl. S. PI. IV.
Das Verhalten der proc. spin. der Brustwirbel wurde schon oben bei der Besprechung
der Antiklinie p. 72 erörtert, es sei hier deshalb nur darauf verwiesen, dass die Antiklinie bei
Formen wie Felis, die häufig den Rücken zum Sprunge krümmen, weitaus am besten ausgeprägt
ist, viel weniger bei den Hunden und am schlechtesten bei den plumpen Bären.
Das Verhalten der Dornfortsätze von den letzten v. 1. an schwankt ziemlich, speziell
am 1. v. s. Im Allgemeinen sind sie ja hier bei starker Schwanzentwickelung, z. B. bei den
Lutrinae besonders kräftig, bei rudimentärem Schwanz, wie bei Ursus auch rudimentär, es ist
aber bemerkenswert, dass sie z. B. auch bei dem so langschwänzigen Ailurus schon am sacrum
ganz reduziert sind. Am Schwänze sind sie übrigens stets der zuerst schwindende Fortsatz.
Betreffs der schwierigen Frage der Homologie der seitlichen Fortsätze, bei welcher ich
vor allem auf Retzius 1849 und Hasse : Anatomische Studien I 1873 verweise, kann ohne embryologische
Studien natürlich nur wenig Neues gebracht werden, meine Untersuchungen können
in der Hauptsache nur Bekanntes noch bestätigen.
Dass der hauptsächlich aus der „dorsalen diapophysen-Wurzel“ entspringende Querfortsatz
des atlas, epistropheus und der v. c. am 7. v. c. in denjenigen der v. th. übergeht, ist
überall klar ersichtlich. Der letztere aber verkümmert an den v. th. 1. oder fehlt hier gänzlich.
Der an dem 1. v. 1. auftretende wieder deutliche Querfortsatz befindet sich nun, ausser bei
sehr wenigen Formen wie Mellivora, Mydaus, stets ziemlich tief unter der Bogenbasis an der
Stelle, wo an den v. th. 1. das Rippenköpfchen artikulierte, während ja die diapophyse der v. th.
bis zum v. th. i. oder noch weiter gelenkig oder durch Bänder mit dem tuberculum costae verbunden
war. (Baur 1894 p. 120 wollte den letzteren Fortsatz als- epapophyse unterschieden
wissen, was aber keinen Anklang fand.) Die Verhältnisse sind hier also denjenigen bei den
Physeteriden ähnlich, wie sie Flower: 1888 p. 54, 55 beschreibt, doch ist zu beachten, dass die
rudimentäre diapophyse an den v. th. 1. in der Regel etwas ventralwärts rückt und oft als
Leiste sich bis zu dem Dorsalrand der rostralen Rippenfacette hinzieht. Dass der Querfortsatz
der v. 1. demjenigen der v. th. also nicht einfach gleichwertig ist und Beziehungen zu den
Rippen besitzt, geht weiterhin auch daraus hervor, dass am 1. v. 1. von Hyaena brunnea 2
eine Rippe mit ihm verwachsen ist, ebenso, wie p. 77 erwähnt, an dem überzähligen Wirbel
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von Canis riiloticus 8, dass bei Fossa fossa 1 links an ihm eine kleine freie Rippe sich befindet,
und dass endlich bei sehr vielen Formen die Zahl der v. th. und v. 1. alternierend
schwankt, je nachdem hier freie Rippen oder Querfortsätze vorhanden sind.
Beachtenswert ist übrigens die Richtungsänderung dieses Fortsatzes, der sich an den
v. c. stets mehr oder weniger nach aussen hinten richtet, vom 7. v. c. an aber fast nur nach
aussen oder auch eben nach vorn, während er an den v. 1. stets mehr oder weniger nach vorn
sich wendet, im Gegensatz zu den Brustrippen, die etwas nach hinten gerichtet sind; zu erwähnen
ist auch der Gegensatz der kurzen fast horizontalen und wenig vorspringenden diapophysen
an den letzten v. 1. plumper Formen wie der Bären zu den langen vor- und abwärts
gekrümmten oder gerichteten bei Katzen und Hunden.
Dass die dorsale Partie des Seitenteiles am 1. v. s. der diapophyse der v. 1. entspricht,
lässt: sich wohl mit Sicherheit bei den p. 76,77 angeführten Fällen erkennen, vor allem bei Zorilla
libyca 1 Taf. III Fig. 10, 10 a, dagegen kann ich es auf Grund meiner Beobachtungen nur als
wahrscheinlich bezeichnen, dass auch die nach vorn vorspringende und die for. sacr. seitlich
umfassende Partie des Seitenteiles der folgenden v. s. ihr gleichwertig ist. Dadurch hätten
wir dann einen Übergang zu dem an dem Seitenfortsatz der ersten v. cd. allerdings oft
rudimentären oder fehlenden rostralen Eck oder Spitzchen, das sich dann in der A. p. 47
beschriebenen wechselnden Art und Weise selbständig macht und dann allmählig rudimentär
wird.
Wenn übrigens die eben besprochenen Fortsätze bald an der Seite des Wirbelkörpers,
bald an der Bogenbasis oder sogar über derselben entspringen, so ist dies deshalb nicht von
prinzipieller Bedeutung, weil ja auch die Seiten des Wirbelkörpers von den Bogenstücken aus
verknöchern. Anders wird dies allerdings an den hinteren v. cd. sein, wo ja die Neuralbogen
ganz fehlen, ich konnte darüber natürlich keine Beobachtungen an meinem Materiale machen.
Bei der Besprechung eines anderen seitlichen Fortsatzes, der anapophyse (= proc.
accessorius) gehen wir am besten von der Stelle seiner stärksten und typischen Entw ickelung,
der Grenze von Brust- und Lendenregion aus. Die anapophyse entspringt hier stets an der
Seite des pediculus dicht neben dessen Caudalrand und ist hauptsächlich nach hinten gerichtet.
An den v. th. 1. wird sie dann rostralwärts immer schwächer und tritt in der Gegend des
v. th. i. oder schon am 1. v. th. 1. mit der diapophyse in Verbindung, indem sie caudal an ihr
von ihrer Basis an ihr Ende rückt, auf welchem sie als ein nach hinten oben gerichtetes Spitzchen
immer kleiner wird und sich meist nur bis ungefähr zum 6. v. th. verfolgen lässt. In
selteneren Fällen bleibt dieses aber noch weiter rostralwärts erkennbar, so dass man sogar
das am 1. v. th. oft vorhandene ebenso gerichtete Spitzchen, nach Hasse 1. c. p. % auch das
am 7. v. c. meist deutliche Eck des Endes der diapophyse mit einiger Wahrscheinlichkeit mit
der anapophyse in Verbindung bringen kann.
Caudalwärts von unserem Ausgangspunkt nimmt die anapophyse mehr oder minder
rasch an Stärke ab, wobei die Ursache dieses variablen Verhaltens nicht zu erkennen ist, da
selbst bei einer eng begrenzten Gattung wie Cynaelurus die grössten Unterschiede bestehen
können. Am letzten v. 1. fehlt sie ausser bei der anormalen Zorilla libyca 1 (siehe oben p. 77)
stets. Nur in den sehr seltenen Fällen, wie Mellivora 1 und Mydaus 1, wo die diapophyse ganz
am pediculus entspringt, tritt sie wieder mit dieser in Verbindung, indem sie zuletzt von deren
Basis entspringt. Doch darf dies nicht als ein Beweis dafür angesehen werden, dass, vrie Hasse