M u s k u l a t u r .
Eingehende Untersuchungen über die Muskulatur von E r in a c e u s und G y m n u r a
hat D o b s o n (82) angestellt; derselbe stellt auch in einer Tabelle (pag. 58) die Unterschiede
in der Muskulatur dieser Tiere zusammen, welche Zusammenstellung jedoch, wie wir sehen
werden, mehrere nicht zutreffende Angaben enthält. Abgesehen von einigen Mitteilungen über
die Hautmuskulatur von E r i n a c e u s , haben ausserdem- M e c k e 1 (25), Cu v ie r -L a u r illa rd
(49) und ich (83) die Muskulatur dieser Gattung untersucht, während P a r s o n s (97) die Gliedmassenmuskeln
von G ym n u r a bearbeitet hat. Über die Myologie von Hylomys liegt bisher
ausser einigen Angaben in meiner vorläufigen Mitteilung (96) keine Untersuchung vor.
Ich bemerke ausdrücklich, dass ich aus meinen Beobachtungen über die Muskulatur
nur solche Momente hier vorführe, welche Material für die Beurteilung der verwandtschaftlichen
Beziehung der drei lebenden Erinaceiden-Gattungen zu einander abgeben können.
Haut- In betreff des Muse, o rb ic u la ris p a n n ic u li sei bemerkt, dass ich weder bei Hyl.
m u s k u i a t u r . j j q q J j Qymn. Spuren dieses für Erin. so charakteristischen Muskels habe nachweisen können.
m. latissimus Der M. l a t i s s im u s d o r s i verhält sich übereinstimmend beiHy 1. und Gym., indem die
d o r s i , Insertionspartie ungeteilt, anstatt doppelt wie bei E rin ., ist. Im übrigen stimmen die Befunde
mit Do b so n s Darstellung überein, ausser dass der Muskel auch von der Crista ilii entspringt.
m . s p i e n i u s Der M. splenius capitis verhält sich bei Hyl. wie bei Gymn.: er entspringt von den
c a p i t i s e t ersten 2 — 3 Halswirbeln, während der Splenius colli fehlt. Bei Erin. dagegen sind Splenius
capitis und colli verbunden.
m . d i g a s t r i - Der M. digastricus e n ts p rin g t bei allen wie gewöhnlich; im übrigen ist sein Verhalten
cu s. verschieden.
Bei Gymn. (Textfig. XLI) erstreckt sich der Muskel ventralwärts vom Mylohyoideus und
verbindet sich in der Körpermitte auf einer Strecke von 3—5 mm mit demjenigen der entgegengesetzten
Seite. Da der den Mylohyoideus bedeckende Teil des Digastricus viel dünner als der laterale
ist, so erscheint dieser als die eigentliche Fortsetzung des Ursprungteiles. An der schmälsten
Stelle, etwa in der Höhe des Kehlkopfs, wird der Digastricus von einer Sehne durchquert, welche
schief nach vorne und innen verläuft und sich in den zur Medianlinie gehenden hinteren Muskelrand
fortsetzt, um sich mit derjenigen der anderen Seite zu verbinden. Die Insertion am Unterkiefer
reicht vom Vorderrande des Processus coronoideus bis zum Vorderrande des P 4. Dobson
(82 pag. 25) hat bei seinem Exemplare eine vollständige Spaltung in eine tiefere und eine ober-
Sächliche Partie gefunden; von meinen beiden Exemplaren ist eine solche Spaltung nur bei
-dem einen in geringem Masse vorhanden, bei dem anderen nur einerseits schwach angedeutet.
Bei H yl. stimmt der M. digastricus in seinem allgemeinen Habitus mit dem Verhalten bei
Gymn. überein, ist aber schwächer. Bei dem einen H y 1.-Exemplar stösst er aber nur am
Hinterrande seines Medialteiles mit dem Gegenüber zusammen; bei den beiden anderen verhält
er sich in dieser Beziehung wie bei Gymn. Die Insertionspartie am Unterkiefer ist kürzer:
sie reicht vom Vorderrande des Proc. coronoideus bis zum Hinterrande des M 1. Eine horizontale
Spaltung ist nicht beobachtet'. '
Bei E rin . findet keine Vereinigung der gegenseitigen Muskeln in der Medianlinie statt,
doch ist der Muskel im vorderen Teile' breiter, als aus DobsonS Abbildung1) hervorgeht.
Die Ausdehnung der Kieferinsertion wie bei Hyl.
Aus einer vergleichenden Untersuchung erhellt Somit, d a s s d e r M. d i g a s t r i c u s b e i
H yl. v ie l w e n ig e r; d i f f e r e n z i e r t i s t a ls b e i Gymn. u n d s ic h s om it dem V e r h
a l t e n b e i E rin . n ä h e r t.
Der M. mylohyoideus bei Gymn. (Textfig. XLI) besteht aus zwei Teilen:
1 ) einem vorderen, kürzeren und dünneren;
er entspringt unmittelbar hinter dem
vorderen Insertionspunkte des M. digastricus
(siehe oben) und erstreckt sich etwa
10 mm nach hinten ;
2) einem hinteren, längeren und dickeren
Teil, dessen Vorderrand von dem Hinterrande
des vorigen überlagert wird. W ährend
Teil 1 sich am Ventralrande des Unterkiefers
inseriert, erfolgt die Insertion
des Teiles 2 viel weiter dorsalwärts. Während
die Fasern von Teil 1 durchaus transversal
verlaufen, haben diejenigen des Teiles
2 einen schrägen Verlauf nach vorne
und aussen.
Bei Hyl. ist der M. mylohyoideus vollständig
einheitlich, mit gleichförmigem Fa-
.sefverläufe und von gleicher Dicke. Er
fangt 5 mm hinter der Symphysis mandi-
bulae an (etwa am vorderen Insertionspunkte
des M. digastricus).- '
Bei Erin. besteht der M. mylohyoideus
aus zwei Teilen, welche aber n ich t den
beiden bei Gymn. homolog sind:
Textfig. X L I G y m n u r a r a f f l e s n .
de r Ventralfläche . Mus. digastricus isl
schnitten und d e r linksseitige nach ;
-•1) Der vordere Teil erstreckt sich von unmittelbar hinter der Symphysis, mand. bis zum
vordersten Ansatzpunkte des M. digastricus, so bei E. ä ü ritu s und bei Dobsons Exemplar
M. m y l o h
y o i d e u s .
skulatur de s Unterkiefers von
nahe de r Mittellinie durchge-
ssen umgelegt. 1/ i nat. Gr.
i) D o b so n (82) T a f.I I Fit