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und collaris-Stamm)') eine geringere;geograpliäsche Verbreitung als jeder der übrigen, höher
differenzierten Stämme hat.
14) Die höchste Differenzierung erlangt die Gattung E r in a c e u s nach zwei vÄschiedeiien
Richtungen hin durch d e s e rti und eurup aeus. B e id e se rti haben die Komplikation derTjun-
panalregion und die Breite des Schädels ihren Höhepunkt erreicht. E u ro p a e u s hat sich jedenfalls
noch weiter, aber in anderer Richtung vom Ausgangspunkte entfernt, indem er dufetT' b ä
deutendere Körpergrösse, höhere Diiferenzienmg des GebisS.es und grössere Rippenzahl alle
anderen Arten überragt; diese höhere Differenzierung ist wohl in ursächliche Beziehung zu
der grösseren geographischen Verbreitung, durch die sich e u ro p a e u s vor allen anderen Arten,
auszeichnet, zu bringen.
Während wir uns also durch vergleichende Untersuchung der morphologischen Verhältnisse
in Verbindung mit den zoogeographischen Thatsachen von einigen Vorgängen in der Entstehungsgeschichte
der heutigen Erinaceus-Arten eine vollkommen exakte Vorstellung machen
können B exakt weil, diese Vorstellung unmittelbar den dargelegten Thatsachen entspringt —,
so haben wir in bezug auf die bei 10 und 12 gestellte Frage nach der am wenigsten differenzierten
lebendenErinaceus-Art keine völlig präzise Antwort geben können. Da innerhalb
dieser Gattung in bezug auf die bei 12 erwähnten Eigenschaften, kein regressiver Entwicklungsgang
geargwöhnt werden kann, fällt in diesem Falle die am „wenigsten'differenzierte11
Form mit der „ältesten“ zusammen. Wir haben aber für die Beantwortung “d ie s» Frage nur
die vergleichende Anatomie anwenden können, indem wir unS auf die G ym n u rin i stützten,
während die Paläontologie, welche in diesem Punkte natürlich den Ausschlag zu geben hat,
uns im Stiche lässt. Die bisher gefundenen Reste von fossilen E rin a c eu s-A rten sind nämlich
nicht so vollständig, dass ihre nähere oder fernere Übereinstimmung mit einer bestimmten
lebenden Art sich feststellen Hesse. Doch ist zu bemerken, dass der einzige, bisher palä-
ontologisch zugängliche Punkt, die Beschaffenheit des Pd4 (resp. P4), die oben vorgetragene
Auffassung stützt.
In bezug auf die ausgestorbenen E rinaceus-Arten lässt sich aber feststellen, d a s s
alle — m it zwei g le ich zu nennenden Ausnahmen 11 k le in e r als die k lein ste d e r
heute leb en d en A rte n s in d “). Dieser Umstand berechtigt nun jedenfalls zu dem Schluss“
satze, dass die unmittelbaren Nachkommen der ausgestorbenen Arten unter den kleineren der
heute lebenden Arten zu suchen sind. Dies wiederum harmoniert auf das Vollkommenste mit
dem Umstande, dasS.solche Formen wie jerd o n i, p ic tu s und fro n ta lis , welche wir aus anderen,
oben angeführten Gründen als die ursprünglichsten, jede in ihrer Gruppe, angenommen
haben|j)|u den kleinsten lebenden Arten ¡¡phören.
Zwei der fossilen Arten bilden eine Ausnahme, nämlich E. o e n in g e n s is und P a la e o e r.
in te rm ed iu s, indem der erstere die kleineren lebenden Formen an Grösse übertrifft, wäh1)
Etwa von E. auritus abgesehen.
2) Ich stütze mich hierbei auf die Angaben oder Abbildungen von F ilh o l, Sch lo sse r, Ge rv a is , De p é r e t
und H ofm an n über P a la e o e r in a c e u s edwardsi, c a y lu x i, E r in a c e u s p r is c u s , a r v e r n c n s i s und s an -
s a n ie n s i s .
rend der letztere sogar dem E. e u ro p a e u s gleichkommt. Aber diese Arten gehören — be:
zeichnend genug! — zu den jüngsten der bisher gefundenen ausgestorbenen Arten1).
In bezug auf die geographische Verbreitung der Familie der E rin a c e id a e in ihrer Gesamtheit
ist zunächst hervorzuheben, dass in der äthiopischen und paläarktischen Region nur
E rin a c e in i, aber keine Gymnurini Vorkommen, welche letztere auf die orientalische Region
beschränkt sind. Wie aber bereits L y d e k k e r2) hervorhebt, schliessen Gymnurini und E rin
aceini einander in ihrer jetzigen Verbreitung in der orientalischen Region aus: diese bewohnen
ausschliesslich die indische, jene sind nur in der malaischen und birmanischen Subregion
zu finden — im Gegensatz zum Verhalten während der Eocänzeit, wo Necrogym-
n u ru s und P a la e o e rin a c e u s dasselbe Gebiet bewohnten. Aus der vorhergehenden Untersuchung
erhellt aber, dass von demjenigen Erinaceus-Stamm (i. e. pictus), welcher Repräsentanten
sowohl in der orientalischen Region als in Afrika hat, die orientalischen jedenfalls die
am wenigsten differenzierten sind. Schliesslich erinnere ich auch daran, dass, wie wir gesehen
haben, die in der orientalischen Region vorkommenden Arten höchst wahrscheinlich weniger
differenziert sind als die paläarktischen und äthiopischen Arten desselben Stammes.
Fassen wir die eben dargelegten Thatsachen zusammen, so können wir konstatieren,
dass die Differenzierung innerhalb der Erinaceiden-Familie (Gymnurini — weniger differenzierte
E rin a c e in i — höher differenzierte E rin a ce in i) in einem nördlich vom Äquator
liegenden Ländergürtel von Osten nach Westen (Hinterindien — Indien — Central - Afrika)
stufenweise zunimmt. Wir erhalten also durch diese Erwägungen eine weitere Stütze für die
oben (pag. 93) ausgesprochene Ansicht, dass die indische Subregion als der Ausgangspunkt der
heutigen E rin a c e u s - Arten zu betrachten ist.
Wir erinnern uns ferner, dass von der jüngeren Eocän- bis zur mittleren (resp. jüngeren)
Miocänperiode die G ym nurini in Europa lebten. Seitdem sind sie hier gänzlich verschwunden
und begegnen uns in der Jetztzeit nur im tropischen Teile der indischen Region. Es dürfte
daher die Annahme gerechtfertigt sein, dass die Temperaturabnahme, welche^ zu Ende der
Miocänzeit in Europa erfolgte, den Gymnurini verderblich wurde, so dass sie von hier südwärts
wanderten, resp. nur in den besagten Tropengegenden fortleben konnten3), während die modernen
Arten der E rinaceus-Gattung eine weite Verbreitung erhielten. Wie wir sahen, leben
die am wenigsten differenzierten E rinaceus-A rten in der Nähe der Gymnurini.
Die geologische Geschichte der G ym nurini steht durchaus nicht vereinzelt da: es sei
hier nur an die T r a g u lin a e erinnert, welche in Europa ebenfalls im Eocän beginnen und im
oberen Miocän verschwinden, um im Pliocän Südasiens wieder aufzutreten und vorzugsweise
in der malaischen Subregion fortzuleben4). Ebenso kommt die Krokodilgattung T om istom a
G e o g r a p
h i s c h e V e r b
r e i t u n g d e r
F a m i l i e d e r
E r i n a c e i d a e
i n i h r e r
G e s a m t h e i t .
1) Sie sind obermiocän nach Osborn-(oo), mittelmiöcän nach Z i t t e l (91). L y d e k k e r s (96) Annahme,
•dass E. o e n in g e n s i - s .d ie Stammform von a l g i r u s oder e u r o p a e u s oder von beiden sein soll, lässt sich mit
dem bis heute vorliegenden Material nicht begründen.
Der quartäre E. m a jo r P om e l wird meist als eine grosse Varietät von e u r o p a e u s aufgefasst. Es ist
möglich, dass dies richtig ist; P om e i s kurze Beschreibung giebt aber für Entscheidung dieser Frage keine Anhaltspunkte.
2) L y d e k k e r 96 pag.^71.
3) Die von L y d e k k e r (96) auf die miocänen Gattungen G ä l e r i x und L a n th a n o th e r ium gestützten
zoogeographischen Schlusssätze werden selbstverständlich nach meiner Darlegung der Zugehörigkeit dieser Formen zu
den Erinaceidae hinfällig.
4) D o r c a th e r ium , „ein versprengter Reliktentypus der tertiären Traguliden“ (Zittel) in Westafrika, bildet
selbstredend keinen Einwand gegen obige Parallele.