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2) Schädel breiter bei d e s e rti als bei s e n a a re n s is ; dass bei d e s e rti in dieser Beziehung
— falls hier nicht ein sekundärer Geschlechtscharakter vorliegt Veränderlichkeit
herrscht, geht aus den in der Anmerkung mitgeteilten Maassen hervor (Textfig. XXI, XXXIV);
3) weniger starke Reduktion des oberen P 3 bei d e s e rti als bei s e n a a re n s is ;
4) Füsse länger bei s e n a a re n s is als bei d e s e rti;
5) Stacheln bei d e s e rti mit drei dunklen Querbinden, bei s e n a a re n s is mit einer.
Fügen wir zu dem bei 5 erwähnten Umstande noch hinzu, dass die Stacheln des jugendlichen
d e s e rti nur ein e dunkle Querbinde haben und somit mit denen des erwachsenen sen a a
re n s is übereinstimmen, so dürfte aus obigem hervorgehen, dass s e n a a re n s is als die am
wenigsten abgeänderte Form betrachtet werden muss, welche nur in dem bei 3 angegebenen
Merkmale weiter entwickelt ist als d e se rti. In diesem Zusammenhänge ist auch hervorzuheben,
dass se n a a re n s is näher mit den beiden orientalischen Formen — auch in der Stachel-
färbung — übereinstimmt als d e s e r t i .
D o rs a lis — mir nur durch A n d e rso n s und de W in to n s Beschreibung bekannt —
scheint am nächsten mit d e s e rti verwandt zu sein.
IV. Der Frontalis - Stamm
umfasst 1) E. fro n ta lis : südwestliches Afrika, doch selten südlich vom Orange-Fluss; Griqua
Land West, Orange-Freistaat, Transvaal, Matabele- und Mashonaland, Natal1); ‘
2) E. s c la te ri: Somaliland;
3) E. a lb iv e n tris : Senegambien durch Central-Afrika südlich bisUkamba und nördlich
bis Somaliland;
4) E. a lg iru s : Tripolis, Tunis, Algier, Marocco, Andalusien, Balearen2).
Dieser Stamm unterscheidet sich von den bisher besprochenen:
1) durch den einfachen Bau der Tympanalregion (siehe oben pag. 54);
2) dadurch, dass der dorsale Schädelumriss einen Bogen bildet3), dessen höchste Krümmung
in der Frontalregion liegt; am meisten ausgeprägt ist dies bei a lb iv e n tris (Textfig. LVII),
etwas weniger bei fro n ta lis und manchen algirus-Individuen, bei welchen letzteren dieses
Verhalten auch durch stärkere Ausbildung der Crista sagittalis etwas gestört werden kann.
Dieser Schädelform schliesst sich zunächst der jugendliche Schädel von e u r o p a e u s (Text-
figür LVIII) an, während bei älteren europaeus-Individuen die Parietalregion, allerdings
vornehmlich durch Ausbildung der Crista sagittalis, erhöht erscheint. Bei allen vorher besprochenen
Erinaceus-Stämmen ist die Parietalregion, auch ohne dass eine Crista sagittalis
ausgebildet ist, am meisten gewölbt und überragt im Profil bedeutend die Frontalregion (Textfigur
LIX).
Auch in ihrer übrigen Konfiguration und ihren relativen Maassen stimmen die Schädel
dieses Stammes überein. Bei allen ist das Palatinum hinter der Crista transversa gross4).
Der obere P 3 ist gut entwickelt bei fro n ta lis , s c la te r i und a lg iru s, während er bei
a lb iv e n tr is verschiedene Grade der Rückbildung aufweist (siehe oben pag. 21), wenn er auch
nie so rudimentär wird wie bei den Mitgliedern des pictus-Stammes.
1) S e i a te r oi.
2) Nach brieflicher Mitteilung des Herrn Old fie ld Thomas.
3) Wie sclateri sich in dieser Beziehung verhält, ist mir nicht bekannt.
4) Entgegen D obsons Angabe (82 pag. 7).
Der Hallux ist bei allen rückgebildet und bei a lb iv e n tris fehlt er, weshalb man auch
diese Art als den Repräsentanten einer besonderen Gattung (Proechinus F itz in g e r ; Atelerix
Pomel) aufgefasst fiat. Doch hat D o b so n 1) nachgewiesen, dass albiventris-Individuen Vorkommen,
bei denen ein äusserst rudimentärer Hallux an einem oder beiden Füssen vorhanden
ist, wodurch eine Sonderstellung dieser Art unhaltbar wird.
Bei keiner dieser Arten erlangen die Ohren eine bedeutendere Grösse — dies in Übereinstimmung
mit dem einfacheren Bau der Tympanalregion.
F ro n ta lis und a lb iv e n tris stehen einander besonders nahe. Der intime Zusammenhang
zwischen den beiden Arten, die ja auch nahe gelegene Gebiete bewohnen, bekundet sich
durch das Vorkommen solcher Individuen von a lb iv e n tris (von Lagos2) und von der Gegend
des Rudolph-Sees8), die sich in der Färbung dem fro n ta lis nähern. Da nun die Lagos-Exemplare
des a lb iv e n tris ausserdem mit einem Hallux-Rudimente ausgestattet sind und folglich
Profilkontureö de r Schäde l von E r i n a c e u s a l b i v e n t r i s (Textfig. LV II), erwachsenes In d ividuum; E r i n a c e u s e u r o p a e u s , junges
T ie r (L V I I I ) ; E r i n a c e u s a l b u l u s , erwachsenes T ie r (LIX). Schwach vergrössert.
auch in dieser Beziehung dem fro n ta lis ähneln, da ferner die fraglichen Exemplare von Lagos
auch durch ihren Wohnort sich dem bisher bekannten Verbreitungsgebiete des fro n ta lis
am meisten nähern, so liegt' hier ein sehr eklatantes Beispiel des Parallelismus in den geographischen
und morphologischen Beziehungen vor.
Nach A n d e rso n s Angaben soll s c la te r i sieh dem fro n ta lis anschliessen.
Durch bedeutendere Grösse und durch integumentale Charaktere sowie durch den getrennten
Wohnort (das paläarktische Afrika) unterscheidet sich a lg iru s von den vorigen. Wenn
1) D o b s o n (84) pag.401.
2) D o b s o n (84) pag. 402.
3) R h o a d s (96) pag. 544.